Ludwig Laher, Folgen

laher_folgen.jpgFolgen hat dabei mindestens drei Bedeutungen: Einmal ist es das pädagogische Gehorchen, das in jeder Kindheit steckt. Dann sind sicher im Sinne des Fortsetzungsromans die einzelnen Abschnitte gemeint, die sich zu einer Abfolge als Leben zusammenschließen. Und schließlich geht es um die Idee der Konsequenz, alles, was wir tun, ist die Folge von etwas Vorausgegangenem.

Die dargestellte Kindheit ist auf den ersten Blick gewöhnlich wie alle österreichischen Kindheiten von Menschen, die anläßlich des österreichischen Staatsvertrags geboren sind. Das Besondere an der Laherschen Erzählweise ist die Konstellation, in der diese Geschichte aufgespannt ist. Der Erzähler ist genauso alt wie der Vater, als dieser starb. Gleichzeitig handelt ein wichtiges Buch des Erzählers von einem Sohn, der knapp vor fünfzig die Aufzeichnungen seines Vaters gelesen hat, der ein Nazi gewesen ist.

In diesem Staffellauf der Fünfzigjährigen übernimmt der Erzähler jenen Part, in welchem er froh ist, dass der Vater kein Nazi war, und worin er den Kopf schüttelt, dass der Vater dennoch ein so ungewöhnliches Leben geführt hat.

Der Erzähler redet ziemlich betulich mit dem Vater, immer wieder gehen die Absätze in Beschwörungen und Ordnungsrufe über. Wie in einem übermächtigen Lehrerroman taucht immer wieder die Fügung auf, wir werden später noch darauf zurückkommen.

Tatsächlich hat die Kindheit des Autors vorerst nur den einen Sinn, dass zum Abschluss der Kindheit ein Lehrer herauskommt. Der Autor freilich emanzipiert sich vom Lehrerdasein und wird Schriftsteller. Nicht ohne Stolz wird dem Roman noch ein Kapitel nachgeschoben, in welchem es ausschließlich darum geht, jenen Satz unterzubringen, wonach der Autor jetzt endlich ein "writer in residence" ist, eine Folge konsequenter Biographiearbeit.

Die Story selbst ist oft sensationell trivial, die Autos, Hausgeräte und Schallplatten treten genau in jener Reihenfolge in den Text, wie sie immer in der Nachkriegszeit in die Erinnerungstexte der jeweiligen Schriftsteller getreten sind.

Das Besondere ist vielleicht, dass der Vater beim Rotkreuz war, früh gestorben ist und noch schnell ein Kind gezeugt hat, irgendwie war er nicht ganz bei der Sache, meint der Erzähler.

Nichts ist so hart wie die halbwegs erträgliche Beschreibung des eigenen Lebens, wissen Dichter zu berichten. Ludwig Laher hat die Sache sehr ernst genommen, ein bißchen eine Ironie hätte ihm nicht geschadet, denkt man sich als Leser, wenn man diese todernste Sache hinter sich bringt.

Ludwig Laher: Folgen. Roman.
Innsbruck: Haymon 2005. 205 Seiten. EUR 17,90. ISBN 3-85218-465-7.

Ludwig Laher, geb. 1955 in Linz, lebt in St.Pantaleon.

Helmuth Schönauer, 26-08-2005

Bibliographie

AutorIn

Ludwig Laher

Buchtitel

Folgen

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Haymon

Seitenzahl

205

Preis in EUR

EUR 17,90

ISBN

3-85218-465-7

Kurzbiographie AutorIn

Ludwig Laher, geb. 1955 in Linz, lebt in St.Pantaleon.

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