Elisabeth Kraushaar-Baldauf, Die Eva war es nicht

Buch-CoverManche Bücher haben einen Fluch wie eine verhexte Königskrone an sich, sie wollen partout nicht auf den Kopf des Lesers.

Dem "Eva-Buch" von Elisabeth Kraushaar-Baldauf scheint so eine Verhexung inne zu wohnen, während des Drucks der Erstausgabe 1985 ist der Verlag eingegangen und hat das ungeborene Buch mit ins Grab genommen, und 2002 ist die Autorin gestorben. Aber jetzt ist das Buch da und bekräftigt den schönen Satz: "In der Literatur geht niemand verloren!"

Persönliche Annäherungen an ein scheinbar wissenschaftlich abgesichertes Thema haben den Vorteil, dass sich überraschende Aufhellungen ergeben und nirgendwo ist die Wissenschaft vielleicht so stark wie jenseits des wissenschaftlichen Korsetts.

Beim Sündenfall in Mythologie und Historie handelt es sich letzten Endes um ein Stück Fiktion, also sind ungewöhnliche Zugänge durchaus von Vorteil.

In einem offenen Brief an Gotthold Ephraim Lessing, den Meister der Toleranz, beklagt sich die Autorin über das falsche Bild, das über Eva, die Frauen, Schuld und Versuchung und die Sünde generell im Umlauf ist. In geographisch und chronologisch lose gehaltenen Kulturvergleichen zwischen Völkern und ihren Schöpfungsmythen wird Eva entlastet. Letztlich geht es darum, dass jede Gesellschaft einen Sündenbock braucht und bei Eva haben sich offensichtlich Männer auf das Objekt ihrer Begierde gestürzt und sie im Mythos verunglimpft.

Phönizier, Hethiter, Balten, Kelten - die Sagen und Schöpfungsgeschichten werden in diesem Buch wie ein gigantisches Tarot ausgelegt und neu gedeutet. Und siehe da, es gibt genügend andere Geschichten, wo es um Verführung, Erbsünde, Schicksal und Gehorsam geht. In Afrika etwa gibt es den Schöpfungsbericht, wonach die Tochter Gottes beim Wasserschöpfen sich in ihren künftigen Ehemann verliebt. Der Vatergott will zwar eine bessere Partie, aber es hilft nichts, die Tochter Gottes heiratet, wen sie will.

Bei Elisabeth Kraushaar-Baldauf wimmelt es nur so von schönen Geschichten und Ausblicken und übrig bleibt die beruhigende Erkenntnis, dass alles, was mono und einheitlich ist, ziemlich sich ziemlich öde auf den Intellekt auswirkt und deshalb nicht der Wahrheit entspricht.

Elisabeth Kraushaar-Baldauf: Die Eva war es nicht. Eine ganz persönliche Suche nach dem Sündenfall in Mythologie und Historie.
Brixen: Provinz-Verlag 2005. 244 Seiten. EUR 16,-. ISBN 88-88118-22-6.

 

Helmuth Schönauer, 12-10-2005

Bibliographie

AutorIn

Elisabeth Kraushaar-Baldauf

Buchtitel

Die Eva war es nicht

Erscheinungsort

Brixen

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Provinz-Verlag

Seitenzahl

244

Preis in EUR

EUR 16,-

ISBN

88-88118-22-6

Kurzbiographie AutorIn

Elisabeth Kraushaar-Baldauf, geb. 1915 in St. Valentin/Haide starb 2002 in Basel/Riehen.

Themenbereiche