homer, die odyssee„Warum überhaupt sollte man jetzt die Odyssee lese? Nun, sie ist eine fabelhafte und spannende Reisegeschichte, obendrein gibt es Liebe, Hass, Schiffbruch, Mord und Totschlag und Himmel und Hölle. Auch erzählerisch ist die Odyssee ein hochraffiniertes Meisterwerk. Und ja, die Irrfahrten des Odysseus sind neben der Bibel eines der Ur-Narrative unsere Literatur. […] Aber das Beste: Die Odyssee hat bei näherem Hinsehen viel mit unserer heutigen, modernen Welt zu tun.“ (S. 7)

Die Odyssee ist das zweitälteste Werk der europäischen Literatur und dürfte zwischen dem Ende des 8. und Anfang 7. Jahrhunderts entstanden sein. Wie die Ilias wird die Odyssee dem mythischen Dichter Homer zugeschrieben. Inhaltlich schließt das Epos schließt an die Handlung der Ilias an und besingt die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus, der von der Eroberung Trojas bis zu seiner Rückkehr nach Ithaka zehn Jahre durch die verschiedensten Orte der damaligen bekannten Welt getrieben wird.

lew tolstoi krieg im kaukasusTourismus und Krieg sind die Triebfedern dafür, dass wir uns zwischendurch für die Literatur scheinbar entlegener Gegenden interessieren. Manche halten den Tourismus für eine Sonderform des Krieges, was die Lesemotivation noch einmal vereinfacht. Am liebsten sind uns dabei Dinge, die uns schon vertraut sind.

So bringt eine Neuübersetzung der altvertrauten Texte Lew Tolstois den angenehmen Effekt, dass wir mit der Lektüre auf der Höhe des sprachlichen und sonstigen Zeitgeistes sind. Außerdem ist das Gruseln alter Texte besonders wirksam, wenn es in einer griffigen Gegenwartssprache geschieht.

gerald murnane, die ebenenAls die Erde noch eine Scheibe ist, ist die Ebene so etwas wie die ganze plane Welt, die man sich vorstellen kann. Später wird aus den Ebenen etwas Geographisches, worin sich vorzüglich Schlachten abwickeln lassen, das Kind spielt mit der Ebene, worin es diverse Figuren aufstellt und schließlich sind wir Literaturmenschen immer hingerissen von den Ebenen. Spielebene, Sprachebene, Metaebene, an manchen Tagen verlieren wir uns beim Lesen darin.

Gerald Murnane wohnt in einem Land, das aus einer einzigen Ebene besteht und laut Lebenslauf hat er diese Fläche nie verlassen, sondern alles, was er braucht, in sie hineinprojiziert. „Die Ebenen“ sind ein rätselhafter Roman, der viel mehr Fragen offen lässt, als er zu Lebzeiten der Lektüre zu beantworten gewillt ist. Der Roman ist eine Kulturgeschichte, ein Schöpfungsbericht, ein Abenteuerroman über die Verteidigung von Besitzständen und ein dramatisch-inniger Versuch, der inneren Peripherie Australiens eine Identität zu geben.

bernard mandeville, streitschrift für öffentliche FreudenhäuserWer muss da nicht zugreifen: ein Buch mit Lesebändchen, saftig-erotischem Stich im Umschlaginneren und draußen am Pergament-goldenen Cover die herausquellenden Worte „Versuch über die Hurerei“!

Der Limbus-Verlag stellt immer wieder geheimnisvolle Aufklärungsbücher vor, sie sind meist dreihundert Jahre alt und werden der „klandestinen Literatur“ zugezählt. Damit sind Bücher gemeint, die man seit Jahrhunderten unter der Tuchent liest, und zu denen man fallweise wie bei der Hurerei befreiende Sex-Bewegungen macht.

christian somnitz_materialien mark twain„Das Begleitmaterial greift verschiedene inhaltliche, sprachliche, historische und gesellschaftlich-ethische Aspekte des Romans auf. […] Jeder Abschnitt beginnt mit einem Lehrerteil, in dem sich Hinweise zu den Kopiervorlagen, sowie zusätzliche Vorschläge für Gesprächs- oder Schreibanlässe befinden.“ (S. 4)

Arbeitsmaterialien für Klassenlektüren bieten eine interessante Möglichkeit, Hintergrundwissen zum Buch zu vermitteln und den Inhalt spielerisch zu vertiefen und in Form von Arbeitsaufträgen zu verarbeiten.

Die Literatur belohnt sich manchmal selbst, indem sie Prophezeiungen, tatsächlich eintreten lässt und eine Post-Dystopie daraus macht.

E. M. Forster erzählt in seiner über hundert Jahre alten Geschichte von einem totalitären Internet, das die Menschen überfordert und als Diktatur bei der Stange hält. Im Zentrum des Geschehens steht die „Maschine“, alles wird durch sie gesteuert, sie ist weltweit vernetzt, ohne sie geht gar nichts. Es gibt sogar einen eigenen Knopf, mit dem angepasste Literatur abgezapft (heruntergeladen) werden kann.

„Die vorliegende Darstellung möchte dazu beitragen, Xenophons Persönlichkeit zu verstehen und dabei nicht nur seinen Lebenslauf, seine kulturelle Umwelt, seine literarischen Voraussetzungen und Absichten und seine spezifischen Arbeitstechniken, sondern auch seine politischen Anschauungen und Überzeugungen kennenzulernen.“ (4)

Rainer Nickel ist in seiner Monographie über Xenophon, den antiken griechischen Politiker, Feldherrn und Autor von Werken zur Philosophie, Ökonomie und Geschichte, mit viel Akribie dem Leben, den Anschauungen und Überzeugungen des berühmten Sokrates-Schüler auf der Spur. Den Schwerpunkt der Darstellung bilden seine historischen, pädagogisch-ethischen Schriften sowie seine sokratischen Bücher und Schriften über Sokrates.

„Den Männern und den Frauen / verbot sie allen auf den Tod, / dass sie je von den Rittern sprechen. / »Denn wüsste meines Herzens Schatz, / was dieses Ritterleben sei, / dann würd‘ mir das zum großen Unheil. / Nun haltet euch an die Vernunft / und sagt nichts von der Ritterwelt.«“ (118)

Wolfram von Eschenbachs Parzival gehört zu den Hauptwerken der deutschen Literatur des Mittelalters. Das Anfang des 13. Jahrhunderts entstandene große Versepos besteht aus sechzehn Büchern mit 25.000 Versen und erzählt das abenteuerliche Leben des Ritters Parzival, der sich auf seinem Weg auf der Suche nach dem Heiligen Gral zu einer großen ritterlichen Persönlichkeit entwickelt.

Kampfschriften, Aufrufe und Epochen-Essays lösen im Idealfall viel mehr aus, als es dem meist schmalen Text auf den ersten Blick zugemutet wird. Eine Auseinandersetzung mit diesen „Text-Preziosen“ ist immer auch eine Überlegung darüber, wem so ein Diskurs nützen könnte.

Bernd Schuchter vom Limbus Verlag hat den Text aus dem Jahre 1574 in seiner romantischen Übersetzung von 1821 vielleicht aus drei Gründen ausgewählt und aufbereitet. Einmal um zu zeigen, dass es pro Epoche nur eine Meinungshoheit gibt. La Boétie wäre nie bekannt geworden, hätte sich nicht Montaigne um ihn gekümmert und sich auch seinen Text unter den Nagel gerissen. So ist die „Knechtschaft“ erst nach dem Tod des Autors als Zuliefertext für Montaigne gedruckt worden.

Wenn es einem Dichter gelingt, den archaischen Lebenskampf durch Saufen zu unterlegen und dabei noch Patriotismus zu entwickeln, steht einem flächendeckenden Absingen seiner Hymnen nichts mehr im Wege.

Robert Burns 1759 – 1796 gilt nicht zuletzt deshalb als schottischer Nationaldichter, weil seine Gedichte und Songs oft nahe an der Gerste und dem schottischen Überlebensmittel Whiskey angesiedelt sind. Seine Texte sind voll von Widerstandskraft, Lebenswillen, Aufmüpfigkeit und Partisanenwesen. Diese Zutaten sind für den Kampf gegen Invasoren, feindlich-religiöse Übernahmen oder schlicht dem Entkommen eines dürftigen Alltags unentbehrlich.