Kriminalroman

Harald Hofer, Die Tränen Gottes

andreas.markt-huter - 25.01.2011

Buch-Cover

In der Literatur wird üblicherweise das höchst Wahrscheinliche durch diverse Formen der Erzähltechnik fiktional wahrscheinlich gemacht, bei der Fiktion handelt es sich um eine heftige Form der Realität.

Im Fantasy-Roman wird die Logik gezielt verlassen und dafür etwas Transzendentes, Mythisches oder einfach Skurril-Unerklärliches gesetzt. Den Umgang mit Fantasy muss man wahrscheinlich durch Übung lernen, wenn man nämlich mit dem normalen literarischen Verständnis in die Fantasy einsteigt, kracht es ordentlich im Gebälk des Verständnisses.

Daniel Suckert, Kommissar Prohaska - Weltstadt Innsbruck

andreas.markt-huter - 14.01.2011

Buch-CoverDas Perverse an alpinen Figuren besteht meist darin, dass sie äußerlich durchaus internationales Format verströmen, sobald sie aber den Mund aufmachen Geröllmassen von unverständlicher Semantik ausspucken.

Ähnlich verhält es sich mit der "Weltstadt Innsbruck", hinter einer Fassade von Tourismus-Business spielen sich erschütternde Provinzszenen ab.

Judith W. Taschler, Sommer wie Winter

andreas.markt-huter - 13.01.2011

Buch-Cover

Oft sind Geschichten so kompliziert, dass sie die handelnden Personen erst nach Jahrzehnten begreifen.

Sommer wie Winter ist eine teuflisch verdrängte Familiengeschichte aus einem touristisch hochgefahrenen ehemaligen Tiroler Bauerndorf. Nicht nur die Jahreszeiten sind im Tourismus mittlerweile verschwunden, indem zwischen Sommer und Winter kein Unterschied mehr gemacht wird, auch in der privaten Sphäre gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen vorgespielten Sommer-Verhältnissen und der Kälte der Winter-Realität.

C. Molero, Bellas letztes Geheimnis

h.schoenauer - 28.10.2010

Buch-CoverManchmal besteht der Reiz der Literatur einfach darin, inwiefern sich der Autor oder die Autorin trauen, vorhandene Klischees bis an den Rand mit frischem Erzählwachs auszugießen.

C. Molero traut sich so ziemlich alles und legt einen Psychokrimi aus der Kitzbühler Tennisgesellschaft vor. Im Mittelpunkt steht Bella, eine Künstlerin und Beziehungs-Jongleuse in erlauchten Kreisen. In der Folge treten ehemalige Jugendfreunde, verflossene Ehemänner, aktuelle Geliebte und deren Anhang sowie der Klischee-berüchtigte Sascha auf.

Ian McEwan, Solar

h.schoenauer - 10.10.2010

Buch-CoverJe aufregender die Hüllen umso mieser die Füllen, heißt es im Volksmund. Tatsächlich steckt hinter einer hochwohlgeborenen Figur oft ein recht dürftiger Charakter.

In McEwans Roman "Solar" geht es um einen solchen Anti-Helden. Michael Beard nämlich ist nichts anderes als Nobelpreisträger für Physik, der von seinem internationalen Ruhm lebt und das Leben durchschnittlich und letztlich hilflos abarbeitet. Das äußere Getue lässt schon darauf schließen, dass der Held mit sich selbst nicht zurechtkommt.

O.P. Zier, Mordsonate

h.schoenauer - 27.09.2010

Buch-CoverEs gibt diese zuckersüßen Klischee-Orte, in denen sogar noch das Verbrechen nach Süße schmeckt. Manche Zyniker behaupten, ganz Österreich sei ein Verbrechen in Gestalt eines Punsch-Krapferls.

O.P. Zier hat sich für seinen mörderischen Roman eine schmalzige Location ausgesucht, die Stadt Salzburg mit ihrem schrägen Mozart-Kult ist allemal für einen Schauplatz des süßen Grauens gut.

Christian Mähr, Alles Fleisch ist Gras

h.schoenauer - 26.09.2010

Buch-CoverDie absolute Vergänglichkeit dieser Welt ist in jenem Psalm zusammengefasst, wonach alles Fleisch zu Gras wird.

Von dieser spurlosen Vergänglichkeit träumen natürlich die Akteure des idealen Verbrechens, und in Christian Mährs Roman gibt es jede Menge Verbrechen und Leichen, die man idealerweise verschwinden lassen muss.

Kurt Bracharz, Der zweitbeste Koch

h.schoenauer - 22.09.2010

Buch-CoverFür einen guten Krimi braucht es entweder Perversion oder Provinz. Kurt Bracharz nimmt im Zweifelsfalle gleich beides, wenn er die internationale Feinschmeckerküche auf das österreichisch-perverse Provinzniveau herunter bricht.

Nach dem Sprichwort "Hunger ist der beste Koch" kann folglich jeder noch so gute Koch nur mehr der zweitbeste sein. Der Wiener Gourmetkritiker Xaver Ypp muss sich ständig mit falschen Sprichwörtern und Rezepten herumschlagen. Die Feinschmeckerei hat sich nämlich ziemlich ins Perverse entwickelt und es ist gar nicht leicht, jeden Tag neue Trends zu kreieren.

Eva Rossmann, Evelyns Fall

h.schoenauer - 07.09.2010

Buch-CoverWenn man die gesellschaftliche Seele eines Landes kennen lernen will, tut man oft gut daran, sich an einen Gesellschafts-Krimi zu halten. Darin kommen in Figurenführung, Themenwahl und Didaktik der Alltagsbewältigung oft mehr Dinge zum Vorschein als in einem Landes-Knigge.

Eva Rossmann führt mit ihrer aufklärenden Journalistin Mira Valensky schon seit Jahren elegant und raffiniert durch die Untiefen der Österreichischen Seele. In ihrem mittlerweile zwölften Krimi, geht es um das Problem Armut, Sozialhilfe, Negativ-Karriere. In einem abgewohnten Haus, das man in der ersten Klischee-Empfindung in Rumänien ansiedeln möchte und nicht in einem Wiener Vorort, wird die tote Evelyn Maier entdeckt.

Georg Haderer, Ohnmachtspiele

h.schoenauer - 25.08.2010

Buch-CoverÜblicherweise traut man es Beamten nicht zu, dass sie ein aufregendes Leben führen, aber in Verbindung mit Kriminalfällen werden selbst aus den flachsten Beamten noch Erlebnismonster.

Schäfer ist Kriminal-Major in Wien und auf der Karriereleiter unauffällig unterwegs. Die beste Geschwindigkeit für einen Beamten ist das bürokratische Schritttempo, dabei gilt sowohl das Trödeln als auch das Überholen als unpassend.