Kurt Palm, Bad Fucking
Diese semantischen Irritation-Wörter wie Bad Fucking schmeicheln uns Lesern, wir dürfen in der Rezeption ahnen, dass etwas dahinter steckt, wir dürfen beim Einschlafen seufzen, dass wir es verstanden haben, und wir dürfen in Seminaren geriatrisch-genitalen Germanisten im Propädeutikum erzählen, dass unter der Schamhaar-Wolle der literarischen Lämmer vielleicht ab und zu ein Wolf steckt oder umgekehrt.
Bad Fucking geht auf der Primär-Leiste alles durch, was die Öffentlichkeit und folglich die Leserschaft anno 2010 ausmacht. Ein Ort, wofür man sich geniert, dass er fiktional in Österreich liegt, spiegelt ein Österreich wieder, das durchaus Qualitäten entwickelt.
Wenn man eine kompakte Ästhetik des verlässlich Hässlichen sucht, muss man sich an Marek Miert halten. Dieser Hinterhof-Detektiv aus Harland, das eine edle Umschreibung von St. Pölten ist, verkörpert in Aussehen, Kleidung und Habitus so ziemlich alles, was als No-go gilt. An manchen Stellen geht es so dirty zu, dass es schon wieder schön ist.
Die beiden Bibliothekarinnen der Stadtbücherei Imst, Silvia Flür-Vonstadl und Heidi Sturm-Norén, haben den Krimi nicht nur im passiven Wortschatz, sondern schreiben aktiv die absurdesten Mini-Krimis mit dem Schauplatz Tirol.
Erst wenn es über eine Gegend einen Krimi gibt, gilt sie als einmalig, unverwechselbar und als Vorstufe zum Weltkulturerbe.
Oft lässt sich eine aus den Fugen geratene Gesellschaft nur mehr mit einem brutalen Thriller beschreiben, der jegliche Hemmschwelle des Erzählens abgelegt hat.
Die wildesten Geschichten, das wissen wir seit Michael Kohlhaas, wuchern immer aus sogenannten Chroniken hervor. In den Chroniken nämlich wird das Leben beinhart, klar und schroff dargestellt.
Ein Spion ist letztlich nichts anderes, als ein begnadeter Erzähler. Er muss die feindlichen Aktivitäten auskundschaften und sie geheim seinen Hintermännern vermitteln.
Üblicherweise tritt man als Leser so genannten patriotischen Formulierungen mit gemischten Gefühlen entgegen, und tatsächlich klingen sie auch seit Kennedys Berlins-Sager je nach Tagesverfassung unverfroren oder kitschig.
So genannte Baulöwen haben oft Dreck am Stecken und sind daher für Fernseh-Serien und Krimis ideal geeignet, einen interessanten Helden abzugeben.
Die Altersgeilheit geht oft seltsame Wege, am ehesten erkennt man sie daran, dass sie sich an Kleinigkeiten aufhängt.