Buch-CoverOft lässt sich eine aus den Fugen geratene Gesellschaft nur mehr mit einem brutalen Thriller beschreiben, der jegliche Hemmschwelle des Erzählens abgelegt hat.

So gelten etwa James Ellroys Politthriller über das korrupte FBI verseuchte Amerika der sechziger Jahre als das genaueste, was über diese Epoche erzählt worden ist.

Buch-CoverDie wildesten Geschichten, das wissen wir seit Michael Kohlhaas, wuchern immer aus sogenannten Chroniken hervor. In den Chroniken nämlich wird das Leben beinhart, klar und schroff dargestellt.

In Doris Rüdissers Erzählung Fuchsgesicht wird gleich zu Beginn eine Chronik zum Anklingen gebracht, damit alles klar ist.

Buch-CoverEin Spion ist letztlich nichts anderes, als ein begnadeter Erzähler. Er muss die feindlichen Aktivitäten auskundschaften und sie geheim seinen Hintermännern vermitteln.

Genau so geschieht es in der Literatur, der Autor kundschaftet feindliche Dinge aus und übermittelt sie streng geheim dem Leser.

Buch-CoverÜblicherweise tritt man als Leser so genannten patriotischen Formulierungen mit gemischten Gefühlen entgegen, und tatsächlich klingen sie auch seit Kennedys Berlins-Sager je nach Tagesverfassung unverfroren oder kitschig.

German Sadulajew erzählt unter der klaren Fügung Ich bin Tschetschene von einer Gegend, von der wir letztlich seit Jahrhunderten fast nichts wissen.

Buch-CoverDie Altersgeilheit geht oft seltsame Wege, am ehesten erkennt man sie daran, dass sie sich an Kleinigkeiten aufhängt.

Hans Werner Kettenbach erfindet einen geradezu minimalistischen Plot, um zu zeigen, wie das sogenannte starke Geschlecht am Ende seiner Tage noch einmal ausrastet, ehe es dann still ausgeistert.

Buch-CoverSo genannte Baulöwen haben oft Dreck am Stecken und sind daher für Fernseh-Serien und Krimis ideal geeignet, einen interessanten Helden abzugeben.

In der Wiener Blutgasse wird gleich einmal Barbara, die Tochter eines Baulöwen, von einem unheimlichen Nachtvogel verfolgt, geduckt hinter Müllcontainern erfährt sie am eigenen Leib, was es heißt, Lebensangst zu haben.

Buch-CoverNach einem Verkehrsunfall ist eine Kuh in einen Vorder- und einen Hinterteil zerbrochen, der Vorderteil brüllt erbärmlich und der Gendarm Johann Natter versucht, das Tier zu erlösen. Aber so sehr er auch schießt, das Tier lässt sich keinen Gnadenschuss verpassen.

Dafür verpasst die Presse dem Gendarmen einen Kosenamen, er heißt ab jetzt Cowboy Joe.

Buch-CoverJe seltsamer das Anliegen der Klientin formuliert ist, umso seltsamer wird der beauftragte Privatdetektiv.

Michael Amerstorfer führt in seiner Kriminalerzählung Nachtruhe John Tancredi als einen besinnlich ruhigen Detektiv ein, der mehr oder weniger unterbeschäftigt in der historischen Provinzstadt Canterbury herumlungert, die Katze füttert und als einzig brauchbaren Sozialkontakt den Friseursalon aufzuweisen hat.

Buch-CoverEine gute Crimestory zielt vor allem darauf ab, den Leser mit einer ausgewiesenen Crime-Sprache bei Laune zu halten. Während sich der Leser an der gelungenen Erzählung erfreut, lassen sich allerhand lebensanschauliche und alltagsphilosophische Gedanken einträufeln.

So ist auch in Martin Kolozs Erzählung vom dienst-abgehangenen Lieutenant Jason Crane das Erzählen selbst das Hauptthema. Es geht dabei nicht um authentisch aufgemachtes Kriminalmaterial sondern um dessen Bearbeitung in Erinnerung, Literaturtheorie, Leseerfahrung und Klischeehaftigkeit.

Buch-CoverWer fürchtet sich vorm Gendarmen Polt? Niemand. Und wenn er aber kommt, dann trinken wir uns davon.

Längst haben wir alle geglaubt, Simon Polt sei tot, abgesoffen oder sonst irgendwie untergetaucht. Jetzt hat ihn Alfred Komarek freilich noch einmal ins literarische Leben zurückgeholt, einmal noch muss er sich mit einem Fall beschäftigen, unspektakulär angesäuselt wie immer.