Die verrücktesten Dinge kann man nur zähmen, indem man ihnen einen Namen gibt. Die Griechen haben für skurrile Vorgänge jeweils einen Gott installiert. Gott Erebus ist seither für die Finsternis zuständig und dadurch ein idealer Namensspender für einen Verlag in der Provinz.
Lina Hofstädter nennt ihren kulturspezifischen Schalk-Roman ohne Gattungsbezeichnung einfach Erebus, statt eines Lesezeichens oder Verlagsprospektes ist freilich ein „schmucker“ Lyrikband beigelegt, in welchem 26 Krähengedichte nach Befreiung schreien. Nach einer etwas augenzwinkernder Definition ist ein Gedicht nämlich ein Stück Text, der hinten ausgefranst ist, worin ein Vogel vorkommt und der durch Lesen befreit werden muss. Lina Hofstädters Gedichte können sich sehen lassen, gerade weil sie scheinbar absichtslos sind und sich mit Ironie selbst durch die Wallungen der Germanisten tragen.