Buch-CoverVielleicht muss man sich gegen Wortlawinen genauso schützen wie gegen echte Lawinen. Am besten wird es sein, gefährliches Gelände zu gewissen Zeiten gar nicht zu betreten, und wenn man in diese semantisch abrutschenden Hänge hineingeleitet, sollte man wenigstens eine Wortschaufel und einen Sinn-Pieps mit dabei haben.

Michael Hufnagl packt den allgemeinen Seufzer, dass zu viel Trash im Gelände liegt, bei den Hörnern und fasst ihn wie jeden einzelnen der Unsinnssätze zuerst einmal wörtlich auf.

Buch-CoverDie markanteste These vorweg: Obwohl das SOS-Kinderdorf in der Praxis von Frauen aufgebaut worden ist, dreht sich letztlich alles um einen Männermythos, den Übervater Hermann Gmeiner.

Bettina Hofer und Christina Lienhart wagen sich als Insider von SOS-Kinderdorf an die heikle Aufgabe, den Pionierinnen der Bewegung in herzlicher Weise gerecht zu werden sich dabei an wissenschaftliche Standards historischer Würdigung zu halten.

Buch-CoverEin Pädagoge, der zu Beginn seiner Textsammlung von seiner tiefen Sinnkrise spricht, macht diesen sofort sympathisch. Das Buch von der Moralpredigt hat sich nämlich verzögert, weil es seinen Autor zwischendurch in ein pädagogisches Loch geworfen hat.

Und das ist vielleicht die wichtigste Botschaft des Buches: Nur wer sich von Zeit zu Zeit in ein tiefes Loch stürzt oder stürzen lässt, kann halbwegs einen Überblick über den Kreislauf von Didaktik und Pädagogik haben.

Buch-CoverEs gibt Psychologen, die reden eine Stunde lang nichts, und beim Hinausgehen ist der Patient dennoch erleichtert, und dann gibt es welche, die reden in einer Stunde eine Stunde lang, und der Patient ist von dieser Fülle wunderbar entleert.

Susanne Dir gehört eher zu den Vielrednerinnen, sie erzählt dem Leser alles, was er braucht, damit er glücklich ist. Schon der Titel ist etwas barock gewählt, es braucht allerhand, bis da eine Uhr, ein Seil und das Leben zusammenkommen. Und der Untertitel bringt alles aufs Tableau, was irgendwie eine Gattung ist. Als ob die Fülle noch nicht genug wäre, gibt es noch Bilder, Illustrationen und Farblichter als Untergrund. Das Seniorenauge ist jedenfalls bei diesem Buch ziemlich gefordert und als Leser mit nachlassendem Licht ist man nach jeder Seite baff und glücklich, dass man etwas hat entziffern können.

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Zurichtung, was für ein magisches Wort. Sofort fallen einem Sätze ein wie: Wer hat denn dich so zugerichtet? Ich habe meinen Hund gut zugerichtet. Oder: Das Fleisch wird geschnitten und zugerichtet.

Alle diese Bedeutungen schwingen mit, wenn uns Edith Stork den Tatort Büro vor Augen führt, das Büro ist nämlich seit Jahrhunderten nichts anders als ein Ort der Abrichtung und Zurichtung. Ausrüstungen mögen sich verändert haben, aber die Tätigkeit im Büro ist immer die gleiche, es geht um anbieten, steigern, bezahlen, versenden und dokumentieren.