Sonja Unterpertinger, „Doch ist nicht alles Erinnerung, was ich schreibe?“
Beim Vorlesen lässt sich oft schwer feststellen, wer den größeren Genuss hat. Ist es die vorlesende Person oder die lauschende? Ähnliches passiert beim Erinnern, wer hat den größeren Nutzen? Jemand, der durch das Erinnern mit sich selbst ins Reine kommt, oder jemand, der durch die erinnerte Geschichte mit einer anderen Welt vertraut gemacht wird?
Zur Jahrhundertwende ist das Erzählen von Geschichten von „kleinen Leuten“ in den Fokus der Geschichtsforschung getreten. Plötzlich dürfen auch Frauen ein Schicksal haben, Arbeiterinnen, Bäuerinnen. Ergebnis dieser Aufbruchsstimmung des Erzählens sind Autobiographien, die allerorten diskutiert werden.
„Die Lehrerin Susanne Wiesinger bietet mir ihrem Buch einen Debattenbeitrag an, denn sie hat gemerkt, dass der Islam die Alltagswelt vieler muslimischer Schülerinnen und Schüler in Österreich sehr stark dominiert. In den Schulen herrscht ein Wertekonflikt …“ (S. 6)
„Gewiss, alles deutete längst darauf hin, dass es sich um einen kostbaren Fund handelt, allein die schiere Masse der Briefe, dieser dicke Stapel an Handschriften. Fast alles aus einer Feder! Aber dass es sich um längst vergessene Briefe von Maria Theresia, der einzigen Frau auf Habsburgs Thron, an die Mutter jenes Patenkindes handelt, ist eine Sensation, ein Geschenk des Zufalls …“ (S. 8)
Als die heikelste Form, etwas zu erzählen, gilt jene, es über das Heimat-Buch zu betreiben. In seinem Heimatort nämlich ist jeder ein großer Erzähler, aber es gibt kaum Zuhörer. So löst ein Heimat-Buch immer große Diskussionen aus, ob auch alle Geschichten drin sind, ob sie richtig erzählt sind, ob die Namen richtig gedruckt sind und vor allem, ob auch niemand vergessen worden ist.
Was das Familienalbum für die Angehörigen ist, ist der Architekturführer für die Stadtbewohner. Hier können die Zeitgenossen jeweils nachschauen, wie die Geliebten und Geschätzten beisammen sind. Denn Gebäude sind nicht nur die dritte Haut des Menschen, sondern auch ein Gegenüber, mit dem man diskutiert, indem man es betritt.
Wo ist eigentlich Krieg? - Dort wo der Wehrschütz ist. Dieser Witz über die Kriegsberichterstattung des ORF zeigt das Dilemma des modernen Journalismus. Nachrichten entstehen nur mehr dort, wo jemand das Geld hat, jemanden hinzuschicken, oder im Netz, wo alles eine Nachricht ist.
„Am 12. Januar 2019 jährt sich zum 500. Mal der Todestag Kaiser Maximilians I. Wer war dieser Herrscher? Ist es gerechtfertigt, seiner noch nach einem halben Jahrtausend zu gedenken? Ja, denn Maximilian war eine faszinierende Persönlichkeit: stets voller Ideen und Pläne, mit ritterliche Idealen, ein arbeitsamer Herrscher, schriftstellerisch tätig, ein Liebhaber der Musik, der Frauen und der Natur, mutig bis zur Waghalsigkeit, aber auch kriegslüstern, ehr- und ruhmsüchtig.“ (7)
„Angesichts dieser Text-, Medien- und Informationsvielfalt ist der Bereich der Kinder- und Jugendliteratur kaum mehr zu überschauen. In Studium und Unterricht stellen sich deshalb häufig die Fragen: Welche neueren Texte eignen sich für die Diskussion im Seminar oder für das literarische Lernen im Deutschunterricht der unterschiedlichen Schulformen und Jahrgangsstufen?“ (S. 9)
„Jeder kann zeichnen und Kategorien wie richtig und falsch gelten hier nicht. Kinder stehen sich nicht mit Zweifeln selbst im Weg. Aber auch Erwachsene können mit derselben Freude zeichnen, wenn sie wissen, wie sie ihre künstlerischen Fähigkeiten verbessern können.“ (S. 10)
„Der vorliegende Band bietet auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes eine historische und systematische Aspekte verbindende Einführung in einen Teilbereich der Literatur, der per se keineswegs ein »Lernfeld« des Deutschunterrichts darstellt. Kinder- und Jugendbücher sind zunächst einmal Gegenstände der Freizeitliteratur.“ (13f)