Niko Hofinger, Maneks Listen
Elementare Romane dringen wie eine Naturgewalt in die Kunstbauten des Lesers ein und durchpflügen sein Weltbild und machen ganze Leseflächen instabil.
Niko Hofinger legt mit seinem Roman „Maneks Listen“ alles um, was sich der Leser als stabile Wahrheitspfosten ins Erdreich geschlagen hat. „Maneks Listen“ ist ein Roman der Irritation und der wahren Geschichtsschreibung. Schon der Vorsatz von Mark Twain sagt eigentlich alles: Die Wahrheit ist verrückter als die Fiktion, aber das ist so, weil die Fiktion verpflichtet ist, sich an Möglichkeiten zu halten; die Wahrheit aber nicht.
Wenn im Land an manchen Tagen nur mehr Krimis und Reiseführer ausgeliefert werden, wird man fast noch katholisch und liest das Buch des neuen Bischofs.
Die Dramaturgie der Hölle besteht darin, dass es keine Handlung gibt, nur flächendeckendes Kriegsfeuer, das jederzeit an allen Stellen der Stadt ausbrechen kann.
Was geschieht, wenn jemand im Märchenton „steckenbleibt“ und die kaputte Welt nur mit märchenhaften Satzformeln zusammenzukleben vermag?
Es gibt Wörter, die sind frühlingshaft hell und zuversichtlich, Gabe und Hoffnung gehören dazu, und wenn der Name Stanislav Struhar fällt, löst sich jede Düsternis aus der Literaturgeschichte und es wird plötzlich Licht.
„Dieses Buch beschäftigt sich mit den Babenbergern und ihren Nachbarn. Eine der Entwicklungslinien erreicht ihr Ziel, wenn im Herrschaftsgebiet der Babenberger die »Unsrigen« leben und diese sich den Bayern entfremdet haben.“ (S. 13)
Ein sogenanntes Krater-Buch löst eine heftige Verwirblung eines Themas aus, ohne letztlich etwas zu verändern. In der Fläche der Vergangenheit freilich sind solche Krater-Bücher als Einschläge lange sichtbar. Sie zeugen davon, wie zu einem gewissen Zeitpunkt staatstragend diskutiert worden ist.
„Es ist an der Zeit, die Offensive zugunsten des Elektroautos in einen dreifachen Zusammenhang zu stellen: Es handelt sich dabei erstens um einen weiteren Schritt zur Intensivierung einer Mobilitätsorganisation, bei der immer mehr Menschen vom Auto abhängig gemacht werden.“ (S. 8)
„Die globale politische Landschaft hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. So haben etwa der rasante Anstieg von Parteien wie der AfD in Deutschland und des Rassemblement National in Frankreich, der Brexit und die Präsidentschaft Donald Trumps, […] die nationalen und internationalen politischen Verhältnisse nachhaltig – und in den Augen vieler Betrachter – zum Schlechteren verändert.“ (S. 7)
Manche Geschichten lassen sich nicht unterkriegen und tauchen gerade dann auf, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Diese „alten Geschichten“ werden oft mit einer lässigen Handbewegung zuerst abgewehrt und dann doch erzählt.