Buch-CoverJe besser ein Dichter umso schlechter sein Sex. - An diese blöde Volksweisheit mag man denken, wenn man sich der Sammlung Wortkörper zuwendet.

Unter dem Genre "Prosa der Sinne" hat Margit Oberhammer dreizehn Autorinnen und Autoren eingeladen, etwas über den Umgang mit dem Körper und dessen Fleischwerdung zum Wort zu schreiben.

Buch-CoverDie Natur tut letztlich, was sie will, sie ist die letzte, die sich aus ihrer Unversehrtheit vertreiben lässt und ist die erste, die nach der Vertreibung als Pionierpflanze wieder zurückkommt.

Kaum eine Einteilung entspricht genau genommen der Natur, und alles, was der Mensch von ihr wahrnimmt ist höchstens ein kleines Stück höherer Wahrheit.

Buch-CoverManche Bücher bewegen das Leben des Lesers, indem ein seltsamer Energiesaft von den Buchseiten über die Unterarme in den Körper strömt.

Peter Handkes Die morawische Nacht ist so eine Erzählung, der man zuerst poetisch, gefühlsmäßig, philosophisch aufgeweckt und voller Gelassenheit zuhört, ehe man überhaupt überlegt, was in diesem Buch eigentlich alles passiert.

Buch-CoverEin Vexierbild ist eine vorläufig fixierte Illusion, die sich bei genauerem Hinsehen als etwas ganz anderes entpuppen kann.

Hans Raimund führt in seinen Gedichten immer diesem Umkippeffekt vor, an dem sich eine Erfahrung in das Gegenteil verkehrt, eine Liebe Argwohn erweckt, eine Lebensplanung entgleist.

Buch-CoverAn manchen Tagen hat man als einer von sechs komma sechs Milliarden Erdbewohnern den Eindruck, in einer globalen Erd-Soße zu stecken, welche sich mit wenigen Begriffen beschreiben lässt.

Dann freilich wieder gibt es Bücher, die zum Teil Soßencharakter aufweisen aber immerhin so etwas wie eigene Kultur-Phantasie durchschimmern lassen. Und dann gibt es diese Ereignisse voller Individualität, denen man einen Vormittag lang einfach baff gegenübersteht.

Buch-CoverDas Geilste an Stifter ist immer das Nachwort, er selbst schiebt nämlich eine ziemlich ruhige Kugel durch die Literaturgeschichte. - Dieser süffisante Germanistenwitz begleitet jede Seite einer Neuausgabe seiner Werke.

Adalbert Stifter, der literarische Heroe Oberösterreichs, wird klugerweise und vielleicht auch wegen dieses Germanistenwitzes immer wieder auch von Innsbruck aus sorgfältig betreut.

Buch-CoverDie Ausgabe soll vor allem lesbar sein, heißt es im Nachwort zu den verstreuten Texten. Offensichtlich trauen Germanisten oft selber ihrer Arbeit nicht ganz, weshalb der Germanist Helmut Luger diese Lesbarkeit extra betont.

Und wirklich, die Texte der vor zehn Jahren verstorbenen Anita Pichler stehen im Vordergrund. Die editionstechnischen Angaben und das Ambiente der Entstehung sind diskret in einem Anhang untergebracht.

Buch-CoverWie man durch ein kleines Fenster große Sachen sehen kann, wenn das Fenster gut positioniert ist, kann man als Leser auch durch eine so genannte kleine Anthologie allerhand Bemerkenswertes aus der Tiroler Nachwuchsliteratur herauslesen.

Die neun Autorinnen und Autoren im Alter zwischen sechzehn bis einundzwanzig haben das Thema frei gewählt, das ist ja schon die erste wichtige Botschaft. Was sucht sich jemand aus der Realität aus, dass es darüber einen fiktionalen Text geben soll?

Buch-CoverKluge Schriftsteller sollen beizeiten mit dem Schreiben aufhören, wenn sie schon lange leben müssen. - So in etwa könnte die Moral von diesem Sachbuch lauten, das sich mit dem Leben und Schreiben des ehemaligen DDR-Schriftstellers Hermann Kant beschäftigt.

Idealerweise stirbt man als Schriftsteller für die Germanistik als junger, vom Leben oder der Gesellschaft verbrauchter Autor, wie es uns N.C. Kaser vorgemacht hat, oder man lässt sich rechtzeitig von einem Auto überfahren, wie Rolf Dieter Brinkmann, damit man mit dem schönen Satz in die Literaturgeschichte eingehen kann.

Buch-CoverDieses Elementar-Buch ist von A bis Z aufregend. Das fängt schon damit an, dass ein Schriftsteller für Randlagen, wie Raoul Schrott es in seinen Romanen und Editionen ist, sich mit einem Dichter der Randlage Südtirol beschäftigt, aufregend ist in der Folge, wie man aus einem mehrbändigen Gesamtwerk einen handfesten griffigen Reader komponiert, und die Frage nach der Unsterblichkeit von Biographien und Werken ist schließlich eine der elementarsten der Literatur.

Raoul Schrott geht die Sache chronologisch an, denn die Zeit ist das einzig Verlässliche bei der Neuherausgabe von Literatur. Unter dem Entstehungsjahr versammelt Raoul Schrott nach subjektivem Augenmaß jeweils die wichtigsten Texte des Kaserschen Produktionsjahrs. Als Präambel gibt es einen kleinen Datenblock, sodann laufen die Texte ab, ganz egal ob Prosa, Brief oder Gedicht. Das germanistische Schema der Gewaltenteilung in der Fiktion ist also aufgegeben zugunsten der biographischen Wertung. So lässt sich oft gut verstehen, wie ein Gedicht aus einem Brief entstanden ist, oder wie ein Briefempfänger höchst persönlich zu einem frischen Gedicht gekommen ist.