Helmuth Schönauer, Anmache Abmache
„Aushang in der Anlage einer Wohngenossenschaft: Achtung Bewohnende der Anlage. Bei Hitze besteht Gefahr zu verdursten. Trinken sie genug und kümmern sie sich um ihre Nachbarn, dass sie auch genug trinken. Jeder und jede soll jemanden aus der Nachbarschaft melden, der auf ihn aufpasst. Wer keine Nachbarin hat, dem wird eine zugeteilt!“ (S. 44)
Wer das Leben im öffentlichen Alltag für langweilig im Vergleich mit den reißerischen Meldungen der täglichen Nachrichten erachtet, sollte seinen Blick neu justieren, um das bemerkenswerte auch an scheinbar gewöhnlichen Dingen zu erahnen. „Anmache Abmache“ bietet eine Vorlage dafür, wie der Witz ganz speziell im Alltag entdeckt werden kann.
Die gängige Weltformel lautet: Wer Visionen hat, braucht einen Arzt. – In der Literatur freilich gilt die Formel auch umgekehrt: Wer auf einen Arzt wartet, kriegt Visionen. Günter Eichberger erzählt in heroisch-depressiver Form von einem, der auszieht, sich der Welt zu entledigen.
Die Biographien gewöhnlicher Menschen abseits von heroischen Lebensentwürfen gleichen meist haken-schlagenden Hasen. Dabei sind es die Gejagten selbst, die als Jagdträume hinter sich selbst her sind und sich dabei zu Tode hetzen.
Seit die vielgepriesene Arbeit selbst bei Arbeiterparteien ihren Stellenwert verloren hat, sinnieren immer mehr an den Rand der Gesellschaft gestülpte Menschen während ihrer Spaziergänge als Freigesetzte darüber nach, „wovon wir leben“.
Die Genres „Krimi“ und „Provinzi“ gehen auf das gleiche Grundelement zurück. Sowohl der Kriminalroman als auch der Provinzroman sind als unendliche Geschichte angelegt, die bis zu einem Dutzend an Fällen oder Episoden verkraftet, ohne dass sich was ändert.
Begonnen ist bald einmal etwas, aber die wahre Kunst zeigt sich beim Aufhören. Thomas Sautner lässt in seinem schelmisch leichten Altersroman zwei Künstler vor unseren Leseaugen ausgeistern. Wie im Märchen sitzen „nur zwei alte Männer“ in ihren zwei Villen in einer ruhigen Vorstadtgegend, alles ist ihnen zu groß geworden, Wohnung, Hosen, Gedanken.
Wie erzählt man ungeschoren in einem totalitären System? – Indem man Zeit, Ort und Handlung aus dem Text herausnimmt.
„Digitale Medien sind ein einzigartiges Phänomen, weil sie alle Aspekte unseres Lebens berühren: unsere Arbeit, unser Privatleben und wahrscheinlich sogar unsere Art zu denken und zu fühlen. Aber was machen sie mit unseren Gehirnen, vor allem mit denen Heranwachsender? Und vor allem: Welche Effekte haben digitale Medien – insbesondere Smartphones – auf unser Gehirn?“
Gedichte sind letztlich Vorschläge für Rituale, mit denen das Nicht-Messbare gemessen und das Nicht-Fixierbare eingefangen werden kann. Dabei wird „der Lauf der Dinge“ für Augenblicke als Andeutung einer Bewegung sichtbar, während diese Dinge schon wieder verschwunden sind.
Für das große Tourismus-Spiel werden überall auf der Welt Revolutionen eingefroren wie Dornröschen und später in kleinen Dosen von flanierenden Touristen wachgeküsst. Politik und Konsum leben von Bildern im Netz, die uns Tag und Nacht Ausschau halten lassen, ob wir uns mit passenden Selfies mit irgendwelchen Ikonen dazugesellen könnten.