Tanja Paar, Die Unversehrten
Nichts ist in der gegenwärtigen Gesellschaft so kompliziert, wie am völlig liberalisierten Hormonmarkt eine halbwegs strukturierte Familie unterzukriegen und sich dabei womöglich noch zu reproduzieren.
Tanja Paar entwickelt eine Kleinfamilie, die alles richtigmacht, zu einer Tragödie, die einen nicht mehr ruhig schlafen lässt. Die Unversehrten entsteigen nur äußerlich unbeschadet aus dem familiären Trümmerfeld, mit ihren Seelen sind sie allesamt dringende Fälle für die Psychiatrie.
In der Literatur ist eine Kette nicht schwach wie am schwächsten Glied, sondern stark wie am stärksten Begriff. Die Schrift, die Mitte, der Trost ist daher eine tröstliche Unternehmung, weil der Trost der stärkste Begriff ist.
Eines der größten Rätsel ist für einen normalen Menschen das eigene Ich. Kaum jemand kann über die Strecke seines Lebens wirklich sagen, wer er wirklich ist.
Es sind oft kleine Gesten, die ein kollektives Bewusstsein der Solidarität formen und auch nach Jahrzehnten noch eine Gesellschaft zusammenhalten.
Wenn man lange genug magisch auf eine Gegend schaut, entsteht dabei die Literatur wie von selbst. Der schwedische Wald hat, wie übrigens auch der Innsbrucker Mitterweg, die Kraft, täglich neue Geschichten wachsen zu lassen.
Kann etwas durch Zerstören entstehen? Kann ein Kunstwerk ohne Zerstörung vollkommen sein? Kann im Terror ein Sinn innewohnen?
Um sein wahres Leben zu begreifen, muss man sich zwischendurch aus dem Leben hinausträumen. Die Satten träumen dabei vom Abenteuer-Hunger, die Hungrigen vom Abenteuer satt zu sein.
Ein Roman gilt üblicherweise als Podium für Üppigkeit von Figuren und Ausstattung, Verknotung von Handlungen, Spiegelung von winkeligen Seelensträngen. Das Gegenteil müsste so etwas wie der Zen-Roman sein, ein Text voller Reduktion bis hin zur Auflösung jeglicher Konsistenz.
Im idealen Roman steigt man als Leser nicht nur ein bisschen aus, sondern vollkommen. Der ideale Roman liefert neben den Heldinnen und der Handlung daher gleich auch das Wertesystem mit, mit dem man der fiktionalen Fliehkraft begegnen kann.
Geschichten sind oft Destillate aus einem gewissen Zeitabschnitt, die Märchen hingegen mischen mit ihrer Zeitlosigkeit die jeweilige Epoche auf. Wenn man nun die Geschichten in die Zeit streut, kann man vielleicht sogar die Zeit verändern.