Bernhard Setzwein, Der böhmische Samurai
Das größte Kapital, das neben der sprichwörtlichen Kohle mit den Mächtigen mitmarschiert, ist jener Schatz an Geschichten, den zu heben und zu erleben nur Eliten imstande sind. Den Adel hat seinerzeit nicht so sehr die Aberkennung von Titeln und Gütern geschmerzt als vielmehr das Ausbleiben von Geschichten, worunter die auf ein normales Leben Zurückgestutzen fortan zu leiden hätten.
Bernhard Setzwein, der großartige Chronist des Bayrischen und Böhmischen Waldes, erzählt am Beispiel des „böhmischen Samurai“, wie das Leben plötzlich den Teppich unter den Füßen der Helden einrollt und anderen ausrollt. Die an den roten Teppich gewöhnten Adeligen stehen plötzlich im Letten eines Anhaltelagers und verstehen die Welt nicht mehr, wo sie doch ein Leben lang nur Gutes getan haben.
Wenn ein Autor einmal seine Erzählmelodie gefunden hat, braucht er nur zwei drei Fügungen anklingen zu lassen, und schon geht es für den Leser in voller Stimmung weiter, wo er vielleicht im letzten Sommer aufgehört hat.
Kaum ein Begriff bedroht die Menschen so sehr wie eine Grenze. Ob im physischen Abwehrkampf gegen einen Maschenzaun oder in der psychischen Faszination eines Grenzgängers, immer reizt es die Menschen, diese Grenzen zu überschreiten.
Ein Dilettant hat für die Umstehenden immer etwas Komisches an sich, während er selbst im Innern vor Tragik zerbirst. Je höher das Thema, das von einem Dilettanten bestritten wird, desto witziger fällt das Scheitern aus.
Hätte er sich 1972 nicht umgebracht, hätte er 2022 eines natürlichen Todes sterben können.
Diese weiße Masse, die ständig in der Luft die Richtung wechselt, in alle Ritzen dringt und im Wind die unmöglichsten Skulpturen aufhäuft, ist auch für Psychologen ein metaphorisch höchst aufgeladener Stoff.
Seit Kafka wissen wir, ein echtes Gerichtsverfahren dauert ein Leben lang und endet in einem Steinbruch oder als offene Ratlosigkeit.
Wenn ein historischer Roman wahrhaftig angelegt ist, hält sich sogar die künftige Geschichte daran, aus einer Aufarbeitung der Geschichte wird eine Gebrauchsanweisung für die Zukunft.
Wie liest ein Nichtraucher einen Raucher-Roman? – Schnell, damit er keine braunen Finger kriegt. Und wie soll ein Zuckerbergverweigerer einen facebook-Roman lesen?