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Wie versickert Geschichte? Kann man die Erinnerung retten? Gibt es ein Mittel gegen die Halbwertszeit des Gedächtnisses?

Hubert Gundolfs nachgelassenen Erinnerungen versuchen der Zeit ein Schnippchen zu schlagen. Denn die Voraussetzungen für das Aktualisieren von Vergangenheit sind nicht gerade ideal.

Buch-CoverIn einer Gesellschaft, in der der eigene Körper oft im Mittelpunkt aller Lebensphilosophie steht, ist es natürlich gut zu wissen, was der Körper so macht.

In ihren dreizehn Geschichten stellt Banana Yoshimoto den Körper entweder in den Mittelpunkt oder aber er wird an einer entscheidenden Lebensstelle zu einem wichtigen Instrument für Veränderungen.

Buch-CoverManchmal baut sich das Ungeheuerliche deshalb vor unseren Augen auf, weil es gar nicht beschrieben ist. Wir sehen, dass alles aus den Fugen geraten ist und machen uns als Leser daran, das Verfremdete irgendwie auf die Reihe zu kriegen.

Doris Mayer nennt ihren Post-Katastrophen-Roman schlicht 365. Diese Zahl suggeriert natürlich sofort einen Jahresablauf, in dem die Tage zu durchnummerierten Sequenzen zusammengeschrumpft sind.

Buch-CoverManche Situationen schreien geradezu nach einem philosophischen Satz, der die verzwickte Lage auflöst. In Wirklichkeit sagte ich nichts ist vielleicht eine Erlösungsformel, die ein geordnetes Weiterleben zumindest für die nächste Viertelstunde ermöglicht.

Wolfgang Hermann gilt als Meisterinterpret jener unauffälligen Geschehnisse, die letztlich dem Leben der Figuren wenn schon keinen Sinn, dann zumindest einen ermunternden Dämpfer verpassen.

Buch-CoverManche Romane zielen in keine Richtung, sie explodieren als Rohrkrepierer samt der erzählerischen Abschussrampe.

André Pilzs Roman über die kaum ausgeleuchtete Szene am sogenannten gesellschaftlichen Rand verträgt durchaus eine Einleitung aus dem Waffenwesen, denn es geht ordentlich brutal, gewalttätig und desaströs zu.

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Wie notwendig es ist, dass immer wieder neue Liebes- und Beziehungsgeschichten geschrieben werden, zeigt Wolfgang Hermann. Mit seinem Roman erzählt er von Illusionen, Kräften, Realitätsschüben und Auflösungen, wie es in dieser Form noch nie erzählt worden ist.

Allein schon der Titel Mit dir ohne dich ist ein philosophisches Meisterwerk, als Leser sinniert man schon wie verrückt, noch ehe man überhaupt eine Zeile gelesen hat. Das ist ja die Ideal-Formel von Beziehungen: man hat zwar jemanden in Liebschaft, hält aber vielleicht nur dessen Hülle in der der Umarmung, weil sich das Gegenüber schon längst aufgelöst hat.

Buch-CoverManchmal ist der Alltag so aufregend, dass man ihn weder aktiv noch passiv hinkriegt. Eine typische Reaktion für eine überschwappende Ereignislosigkeit ist auf die Frage, was los sei, das alles erklärende "Nichts, nichts".

In Bernhard Strobels Erzählungen erklären einander die Figuren oft dieses Nichts, es sind gewöhnliche Heldinnen und Helden, manchmal schon etwas seniorenhaft am Leben ausgeeitert, aber ihr Schlachtfeld bereiten sie sich meist selbst oder mit jenen Resten, die aus früheren Familienbeziehungen übrig geblieben sind.

Buch-CoverWenn man sich nur weit genug zurück erinnert, endet alles in einer schönen unversehrten Kindheit.

Helene Flöss kümmert sich im Roman Mütterlicherseits um diese feine Art der Erinnerung. Dabei wird nichts verdrängt oder schön gefärbt, vielmehr steht jenes Überlebensrezept zur Disposition, wonach man manche Dinge ungebremst auf sich zukommen lassen muss, damit sie einen nicht verletzen.

Buch-CoverDie Literatur muss alles: Die Zeit zurückdrehen, anhalten oder beschleunigen, je nach Aufgabenstellung erledigt sie alle diese Vorgänge tapfer. Und es ist kein Geheimnis, dass wir alle sagen: Wenn etwas bleibt von der Gegenwart, ist es die Literatur.

So ist es ein kluger Vorgang, dass die "innsbrucker university press", die umfangreich das wissenschaftliche Geschehen dokumentiert, seit 2010 eine Literaturserie "edition laurin" führt, die von Birgit Holzner betreut wird.

Buch-CoverChinesische Romane schaffen es spielend, die Lesegewohnheiten jedes europäischen Lektüre-Freaks aus den Angeln zu heben.

Irgendwie muss man beim Lesen eines chinesischen Romans immer ganz von vorne anfangen und sich fragen: Was macht ein chinesischer Roman eigentlich, wie lässt er sich mit einem europäischen vergleichen, was ist individuelle Strategie und was ist staatlich vorgegebener Usus?