Bei einem echten Amerikaner denken wir meist an einen herumballernden Viehbetreuer, der das Land auf Generationen hinaus vernichtet und sein Glück über T-Bone-Steak definiert. Dass es natürlich immer auch andere Zeitgenossen gegeben hat, die den Schutz der Natur und das Glück mit der Natur im Auge gehabt haben, wird deutlich, wenn man die wichtigsten Essays des Landes liest. Es gibt ja die schöne die Theorie, dass man ein Land nur kennenlernt, wenn man seine Essayisten liest.

Henry David Thoreau gilt als einer der wichtigsten Philosophen Amerikas. Als Anhänger des Transzendentalismus „findet er Gott unter jedem Stein“ (62) und ist ständig in der Natur unterwegs. „Die Länge der Wanderungen entsprach der Länge der Schriften“, heißt es in einem berührenden Nachruf. Thoreau ist zwischendurch auch so etwas wie ein Volksbildner, der seine Thesen in gut gebuchten Referaten zur Diskussion stellt. Dabei verwendet er in der frühen Phase Ausrisse aus dem Tagebuch, erst später verfasst er gesondert Essays und verschriftlichte Vorträge.

Bildung lässt sich vielleicht mit jenem Kinderspiel vergleichen, das früher analog und politisch unkorrekt gespielt worden ist. „Wer fürchtet sich vorm afrikanischen Mann? - Niemand. - Wenn er aber kommt? - Laufen wir davon.“

Konrad Paul Liessmann hat der Philosophie das Unterhaltsame zurückgegeben, ohne dass sie deshalb flach geworden wäre. Die kompliziertesten Ideen verknüpft er mit griffigen Bildern, er fordert den Widerspruch seiner Diskussionspartner heraus, und das Publikum, arg enttäuscht von Konsum und üblicher Unterhaltungsindustrie, entdeckt plötzlich die Neugierde auf das eigene Leben und liegt dem Philosophen weit gestreut zu Füßen.

„Ein wesentlicher Bestandteil des amerikanischen Traums ist die soziale Mobilität: Auch wer arm geboren ist, kann es durch harte Arbeit zu Wohlstand bringen. Gemeint ist damit, dass jeder einen gut bezahlten Job finden, sich ein Haus und ein Auto leisten und seinen Kindern eine Ausbildung finanzieren kann … All das ist in sich zusammengebrochen.“ (11)

Der amerikanische Traum ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die allen offensteht, wenn sie nur hart dafür arbeiten und sich bemühen. Was für eine gewisse Zeit lang und bis zu einem gewissen Grad durchaus der Wirklichkeit entsprochen hat, hat in der Gegenwart seine Gültigkeit verloren. Und obwohl die soziale Mobilität in den USA mittlerweile geringer ist als in Europa, wird der amerikanische Traum durch die Propaganda bewusst am Leben gehalten.

„Seit der Aufklärung vor rund zweihundertfünfzig Jahren blieb noch jedes Luther-Jubiläum hinter ihr zurück. Nicht nur wegen des geradezu hysterischen Teufelsglaubens, dem der gläubig-abergläubische Professor huldigte und der bei diesen Feiern wohlweislich beschwiegen worden sein dürfte, wie so manches andere, was das Loben und Feiern hätte stören können.“ (24)

Als eine der wenigen Ausnahmen zu den zahlreichen Biographien über den deutschen Reformatoren, in denen die Bilanz über Luthers Leben und Wirken, trotz aller Kritik, durchwegs positiv ausfällt, steht Peter Henkel Luther äußerst kritisch gegenüber und lenkt dabei den Blick auf die zahlreichen menschlichen und theologischen Ungereimtheiten und Abgründe des Reformators. Ebenso verweist er anhand zahlreicher Beispiele, wie sehr in der Forschung aber auch im religiösen Alltag, die Schattenseiten Luthers verdrängt oder zumindest verharmlost werden.

„Während des größten Teils der Menschheitsgeschichte galten Demokratie und Wachstum allerdings nicht als normal; sie waren nicht einmal vorstellbar. Lediglich im ersten Jahrtausend v. Chr. gab es im antiken Griechenland einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten, in denen Demokratie und Wachstum für die Bürger im klassischen Griechenland tatsächlich normal waren. Wie es dazu kam und warum das Wissen um diesen Umstand wichtig ist, führe ich in dem vorliegenden Buch aus.“ (9)

Wie war es möglich, dass sich in der Geschichtsepoche, die heute das als das „klassische Griechenland“ bezeichnet wird, jene politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen entwickeln konnten, die eine bis dahin ungekannte kulturelle Blüte hervorgebracht hat. Josiah Ober geht in seiner Darstellung neue Wege und zieht die Erkenntnisse der Soziologie ebenso zu Rate wie aus dem Gebiet der Biologie, indem er die Zusammenarbeit zwischen Menschen ähnlich analysiert wie z.B. jene zwischen staatenbildenden Insekten, wie etwa Ameisen.

„Die vorliegende Darstellung möchte dazu beitragen, Xenophons Persönlichkeit zu verstehen und dabei nicht nur seinen Lebenslauf, seine kulturelle Umwelt, seine literarischen Voraussetzungen und Absichten und seine spezifischen Arbeitstechniken, sondern auch seine politischen Anschauungen und Überzeugungen kennenzulernen.“ (4)

Rainer Nickel ist in seiner Monographie über Xenophon, den antiken griechischen Politiker, Feldherrn und Autor von Werken zur Philosophie, Ökonomie und Geschichte, mit viel Akribie dem Leben, den Anschauungen und Überzeugungen des berühmten Sokrates-Schüler auf der Spur. Den Schwerpunkt der Darstellung bilden seine historischen, pädagogisch-ethischen Schriften sowie seine sokratischen Bücher und Schriften über Sokrates.

Seit im Tourismus das Gelände im Winter als Loipen genützt und im Sommer als Jakobsweg betrampelt wird, ist auch das Wallfahrtswesen in Tirol wieder in Schwung gekommen.

Sepp Kahn fasst sich als Erzähler ein Herz und marschiert mit seinen Kollegen, zwei gestandenen Altbauern, von denen nur einer Sepp heißt, von Itter nach Georgenberg. Von Anfang an ist klar, hier werden die erwanderten Bilder ironisch gedeutet und aufgezeichnet, die Haltung wird nie in Frage gestellt, selbst der größte Scheiß ist zwar von Menschenhand gemacht, dient aber zur Verehrung eines höheren Tiroler-Sinns.

„Warum also ein Buch, das sich mit jenem Glauben befasst – dem Monotheismus –, dessen Gott dem Machtkalkül einer priesterlichen Verfassergruppe entsprungen scheint, deren Wahrheitsbedürfnis weit hinter ihrer Machtgier zurückstand?“ (12)

Christa Mulack geht in ihrer Monographie den theologischen Grundlagen der Gewalt in den monotheistischen Religionen des Judentums, Christentums und des Islam nach und untersucht dazu das Gottesbild und die Glaubensrichtlinien im Alten Testament. Eines der zentralen Leitmotive des Buches bildet die Erkenntnis, dass mit der Durchsetzung der Idee der „Jawhe-Allein-Bewegung“ von einem einzigen männlichen Gott, das weibliche Element der polytheistischen Glaubenswelt mit Gewalt vertrieben worden ist.

Ziel der Masse ist es, irgendwohin zu rennen, ohne zu wissen warum. Einmal in Bewegung, ist der Masse jedes Ziel recht. Aber was löst diesen Massenauflauf aus?

Norbert Loacker zeigt am Beispiel von Disneyland, welche Träume und Erlebnisrituale angesprochen werden, wenn sich plötzlich so etwas wie eine neue Welt auftut. Mittlerweile auf mehreren Kontinenten vertreten, spielt sich in diesen Freizeitparks etwas Postcineastisches ab, das einerseits das Abarbeiten filmischer Gefühle ermöglicht und andererseits neue Filme erlebnistechnisch vorbereitet.

Manchmal sind es kleine Überlegungen, die eine große literaturhistorische Idee auf die Beine bringen. Lässt sich etwa die Tiroler Literatur dadurch beschreiben, dass in ihr immer wieder schizophrene Zwillinge als Priester und Dichter auftreten? Stark wäre diese Theorie, weil es ja eine gegenteilige Faustregel gibt: Die Religion verdunkelt, die Literatur erhellt!

Martin Kolozs stellt vier sogenannte Priesterdichter probehalber hintereinander und macht eine Gedankenkette heraus. Reimmichl, Bruder Willram, Josef Weingartner und Reinhold Stecher liefern fallweise verblüffende Zusammenhänge, bis auf Stecher sind sie alle Osttiroler, die Lesen und Schreiben als Religion gelernt haben, alle zweifeln in ihren Schriften zwischendurch an ihrer Begabung, halten aber dennoch in Religion und Schrift durch, Reimmichl und Reinhold Stecher sind zudem ungebrochene Best- und Longseller in Tirol, sie liefern offensichtlich eine Welt, die das lesende Tiroler Publikum sucht und durch Kauf belohnt.