Rezension und Tipps für den Unterricht: Homevideo

Karin Kaci, 1976 in Deutschland geboren, schrieb den Jugendroman „Homevideo“ nach dem gleichnamigen Drehbuch zum Fernsehfilm  von Jan Braren.

Der Roman beginnt damit, dass der Vater der Hauptperson, des 15-jährigen Jakobs, das letzte Video anschaut, auf dem sein Sohn zu sehen ist. Jakob, ein sensibler, schüchterner Jugendlicher, hat nicht nur mit den Problemen der Pubertät zu kämpfen, sondern leidet vor allem unter der Ehekrise seiner Eltern, dem chaotischen Alltag in der Familie, den Problemen in der Schule und der fortschreitenden Alzheimer-Krankheit seiner geliebten Oma. Jakob versucht die Situation für sich erträglich zu machen, indem er mit seinem Rad durch die Gegend fährt und alles fotografiert oder mit seiner Videokamera filmt, was ihn bewegt.

Gerade als Jakob der 13-jährigen Hannah näherkommt, gerät seine Videokamera in die Hände zweier Mitschüler, die die sehr intimen Inhalte auf der Speicherkarte missbrauchen, d. h. übers Internet verbreiten. In der Folge wird Jakob in der Schule und übers Internet gemobbt. Hannah zieht sich von ihm zurück, die Eltern und Lehrer sind mit der Situation völlig überfordert und scheinen die Tragweite des Problems nicht richtig einschätzen zu können. Jakob spürt, wie er nach und nach jeglichen Halt verliert; völlig verzweifelt nimmt er sich das Leben.

BEWERTUNG

Die Altersempfehlung 14 Jahre finde ich durchaus passend, ich würde dieses Buch auch erst ab der 8. Schulstufe einsetzen.

„Homevideo“ setzt sich in erster Linie mit dem Thema Cybermobbing auseinander und trifft damit sicherlich die Erfahrungswelt vieler Jugendlicher. Die Probleme der Hauptfigur mit Pubertät, Familie, Freunden und Schule erweisen sich als durchaus aktuell für die angesprochene Altersgruppe. Das Ende des Protagonisten mit seinem Suizid bedarf einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema.

 „Homevideo“ finde ich durchwegs auch für Erwachsene lesenswert, die manchmal ihren eigenen Problemen hilflos gegenüberstehen und mit der Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen heillos überfordert sind.

VORSCHLÄGE FÜR DEN EINSATZ IM UNTERRICHT:

Dieses Buch bietet viele Diskussionsmöglichkeiten, z. B. zu folgenden Fragen:

  • Cybermobbing – eine strafbare Handlung: Wie kann man seine eigene   Privatsphäre und die der anderen schützen?
  • Welche Faktoren spielen zusammen, dass Jakob zum Schluss keinen Ausweg mehr sieht? Wie hätte das Ende Jakobs verhindert werden können?
  • Was bedeutet Freundschaft? Was hat sie mit Verantwortung zu tun?
  • Symbolik der Schwarz-Weiß-Fotos an Jakobs Wand, die ein sterbendes Reh zeigen, das im Stacheldrahtzaun an der Straße gefangen ist: Kann man einen Zusammenhang zwischen dem Reh und Jakob sehen?
  • Charakterisierung des Protagonisten Jakob
  • In Form eines Clusters könnte man die Beziehungen Jakobs zu seinen Eltern, seiner kleinen Schwester, seiner geliebten Oma, seinem Freund Erik, seinem neuen Mitschüler Henry und zu Hannah erarbeiten.
  • Die Form des inneren Monologs bietet sich an, um die Gedanken Jakobs, Hannahs, Jakobs Vaters usw.  nachzuvollziehen.
  • (Abschieds-)Brief Jakobs
  • Rollenspiele: Jakob-Hannah, Jakob-Henry (der Jakobs Film ins Internet stellt), Jakob-Erik ( Freund seit Kindertagen)
  • Vergleich zwischen Buch und Videofilm
  • Internetrecherche zu Selbstmorden aufgrund von Cybermobbing, z. B. Fall Amanda Todd
  • Zum Thema Suizid wäre natürlich eine Querverbindung mit dem Fach Religion interessant.

HOMEVIDEO
Karin Kaçi, Jan Braren
Carlsen Verlag
Februar 2016
Ab 14 Jahren

Grafik: Carlsen Verlag

Text: Maria Kurz

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