Maketa Groves, Rot und heiß auf einer silbernen Note

In North Beach San Francisco lebt seit Jahrzehnten eine literarische Künstlerschar, die sich vor allem den Life-Auftritten, dem Poetry Slam oder dem Langgedicht Marke Beatniks verschrieben hat.

Äußeres Zentrum ist die Buchhandlung Ferlinghetti, innerer Versammlungspunkt ein Künstlerhaus, in dem die Literatinnen zusammen wohnen und fallweise die Bewältigung des Alltags diskutieren.

Die Künstlertruppe ist mittlerweile Fixpunkt bei den Literaturtagen Sprachsalz in Hall in Tirol, eine ihrer Proponentinnen ist Maketa Groves, deren erster Gedichtband für die Auftritte in Tirol ins Deutsche übersetzt worden ist.

Insgesamt knapp zwanzig „great poems“ sind von Magdalena Kauz und Heiz D. Heisl übersetzt worden, die Texte handeln vom kulturellen Verschmelzen verschiedener Lebensgewohnheiten in einen tauglichen Überlebensstil, von Fragen ethnischer Herkunft bis hin zu brachial-sexuellen Entgleisungen der Sehnsucht.

„Haben wir alle diese Vorstellung?“ heißt es im Eingangsgedicht. Auf diese lyrisch-politische Fragestellung erfolgt eine durchaus didaktische Belehrung darüber, wie Rollenbewusstsein entsteht, wie Figuren in ihre philosophischen Kostüme schlüpfen, wie Mütter duldend zu sein haben während Väter ihnen die Arbeit über den Kopf stülpen. Der Leser wird beim Vortrag des Gedichtes Teil einer sozialen Anklage, am Ende des Textes ist er vermutlich politisch sensibilisiert und gegenüber dem Selbstverständlichen argwöhnisch gemacht.

Das heiße Delta des Mississippi, worin ganze Familien verschwinden, eine silberne Note, die sich im Instrument des Miles Davis versteckt hat, eine Hommage an den Poeten Gregory Corso, dessen Name einfach Weg bedeutet, sind weitere Stationen der Sammlung.

Meditationen zum dreiundvierzigsten Geburtstag sowie biographisch-poetische Deklinationen erweitern die Aura einer Poesie, die vor allem durch den impulsiven Vortrag geprägt ist.

ich bin gras das sich weigert überall aufzugehen / es sei denn ich darf‘s mir aussuchen. // ich bin launisch und herb wie bitterwurz. // du bist jünger als das zarteste grün - / freundlich, herzhaft und beständig wie die sonne. (68)

In einem Interview mit Verena Mayr sagt Maketa Groves über ihr Lebensprogramm und ihre Poesie: „Nicht nur im Kopf leben! […] Wer immer, oder in welcher Rolle du gerade bist: Be here right now!“ (77)

Maketa Groves, Rot und heiß auf einer silbernen Note. Gedichte. A. d. Amerikan. von Heinz D. Heisl und Magdalena Kauz. Mit Gesprächen mit Maketa Groves von Verena Mayr.
Zirl: BAES 2012. 77 Seiten. EUR 15,-. ISBN 978-3-9503233-1-3.


Weiterführender Link:
BAES: Maketa Groves, Rot und heiß auf einer silbernen Note

 

Helmuth Schönauer 27/03/12

Bibliographie

AutorIn

Maketa Groves

Buchtitel

Rot und heiß auf einer silbernen Note

Erscheinungsort

Zirl

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

BAES

Übersetzung

Heinz D. Heisl / Magdalena Kauz

Seitenzahl

77

Preis in EUR

15

ISBN

978-3-9503233-1-3

Kurzbiographie AutorIn

Maketa Groves, geb. 1950 in Detroit / Michigan, lebt in North Beach / San Francisco.