Pascal Optional, Das Goldfisch-Komplott

Manche Helden sind so fies, dass sie in der Literatur selbst bei größtem Bemühen um einen hellen Fleck nur in voller Kot-Bräune dargestellt werden können.

Pascal Optional geht in seinen schrägen Texten jenen Rissen nach, in denen sich Ungustln, komische Verwandte oder aufgeblasene Kleindarsteller gerne verstecken. Während an der Oberfläche alles leiwand ist, ducken sich in diesen abartigen Nischen des Kleinformat-Niveaus allerhand Kleinbeamte, die absurde Tätigkeiten auszuführen haben.

So ziemlich das Mieseste in diesen Wahnsinns-Habitaten ist der GIS-Beamte, der nicht nur einen dirty Job macht sondern auch wirklich mit schmutzigen Tricks auf die Bevölkerung losgeht. In einer Spezialgeschichte schlägt ihm die Eingangstüre an den Kopf, so dass er an der Birne zu bluten beginnt. Mit dem Blut der Platzwunde wird schließlich der GIS-Vertrag unterschrieben.

Low-Life-Bürokraten sind die Sorte Menschen, die niedere Beamtendienste ausführt und sich darauf noch etwas einbildet. Beispielsweise GIS-Beamte, Schwarzkappler oder Polizisten. (23)

In diesem Ambiente von Helden werden auch die Kapitelüberschriften verständlich, die das Wesen der Gegenwartsgesellschaft erklären:

Humor ist eine Droge und deshalb verboten /
In diesem Buch sind k(l)eine Tiere zu Schaden gekommen /
Wo Lyrik ein Fremdwort ist, bin ich Ausländer.

In einem Ambulatorium für übertragbare Geschlechtskrankheiten werden unisex-Namen ausgetestet. Jemand, der nichts kann, außer dass er einmal einen Postgeneralschlüssel gefunden hat, wird Außenminister. Weil die fünfjährige Maturafeier gut gelungen ist, macht die Truppe gleich noch eine zum sechsten Jahrestag. Eine Funkstreifenbesatzung will in der Nacht am Standl ein Lammkebab ohne Schaf; der Kebab-Man reagiert richtig und faselt etwas von einem Kebab-Räuber, der gerade das letzte Fleisch gestohlen hat.

Wenn etwas von der Norm abweicht, wird es mit einer Zauberformel zur Kenntnis genommen, „also pflichtbewusst ist das nicht!“ Und auch die Zukunft verspricht keine Besserung der humorlosen Zustände.

Wir schreien das Jahr 3013, wir schreiben nicht mehr, weil niemand mehr liest.

Die knapp sechzig Sequenzen über Irritationen bei Goldfischen, Erfindungen oder Beziehungen lesen sich wie kurzweilige Sketches. Aber wenn man sich zum Lachen bereit macht, ist das Witzige schon wieder vergangen und es bleibt der Einblick in eine trübsinnige Gesellschaft, die den Frohsinn verloren hat, weil sie sich täglich am geistigen Hausmeister-Mulch abarbeitet.

Das Goldfisch-Komplott gleitet aus dem Buch hinaus, indem es noch ein paar Gedichte Marke Facebook streift. „Klickt auf Facebook, scheißt auf Facebook“ lässt sich ein Epos mit Sonderzeichen zusammenfassen.

Pascal Optional inszeniert die Literatur perfekt für einen Goldfischwettbewerb, bei dem die Tiefe der Texte von der Tiefe des Aquariums abhängt. – Eine ideale Antwort auf das humorlose Treiben einer intellektuellen Parterregesellschaft.

Pascal Optional, Das Goldfisch-Komplott. Stories & Poetry
Klagenfurt: Sisyphus Verlag 2015, 164 Seiten, 12,80 €, ISBN 978-3-901960-89-5

 

Weiterführende Links:
Sisyphus Verlag: Pascal Optional, Das Goldfisch-Komplott
Literaturhaus: Pascal Optional

 

Helmuth Schönauer; 22-07-2015

Bibliographie

AutorIn

Pascal Optional

Buchtitel

Das Goldfisch-Komplott. Stories & Poetry

Erscheinungsort

Klagenfurt

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Sisyphus Verlag

Seitenzahl

164

Preis in EUR

12,80

ISBN

978-3-901960-89-5

Kurzbiographie AutorIn

Pascal Optional, geb. 1988 in Mödling, Poetry Slammer, Autor und Musiker, lebt in Wien.