John Boyne, Der Junge mit dem Herz aus Holz

„Es war auf jeden Fall das Beste, wenn er losging, um sich alleine in der Welt zurechtzufinden. Immerhin war er schon acht Jahre alt und hatte in seinem ganzen Leben noch nichts Großes geleistet.“ (8)

Noah Barelywater beschließt eines Tages sein Zuhause und seine Eltern zu verlassen und sich allein auf den Weg durchs Leben zu machen, um Abenteuer zu erleben und Großes zu leisten.

Nachdem Noah eine Zwischenbilanz seines bisherigen Lebens gezogen hat, fällt sein Ergebnis für ihn ernüchternd aus: lediglich fünf größere Leistung gelingt es ihm vorzuweisen. Aber über den wahren Grund, weshalb er von zu Hause fortläuft, will er sich bewusst noch keine Gedanken machen.

Als Noah auf seiner Wanderung das erste Dorf erreicht, ereignen sich merkwürdige Dinge. Schon ziemlich hungrig will er gerade einen Apfel pflücken, als sich der Zweig ein Stück nach oben bewegt. Beim zweiten Versuch gibt der Baum ein merkwürdiges Brummen von sich und die Äpfel beginnen vor Angst zu zittern. Als er sich den Apfel schließlich doch nimmt, wird er von einem alten Mann entdeckt und gleich von allen Dorfbewohnern verfolgt.

Im zweiten Dorf boxt Noah versehentlich beim Gähnen einem kleinen Mann ins Auge und wird von diesem dafür fürchterlich beschimpft. Außerdem findet sich sein Apfeldiebstahl bereits in der Zeitung wieder, sodass sich Noah lieber gleich auf den Weg ins nächste Dorf macht. Auf einem merkwürdigen Weg erreicht er ein ebenso merkwürdiges Haus.

Die Wände und Fenster waren völlig schief und krumm, manche Ecken ragten hier raus, andere ragten da raus, und nichts passte zusammen. (27)

Als Noah vor dem Haus einen seltsamen Baum erblickt, der ihn wie magisch anzieht, wird er noch dazu von einem Dackel und einem Esel angesprochen. Noah beschließt in das rätselhafte Haus zu gehen, in dem sich ein Spielzeugladen befindet. Sämtliche Spielsachen sind aus Holz gemacht und die Marionetten sehen aus wie echt. Von unten hört Noah plötzlich Schritte und er glaubt die Marionetten flüstern zu hören, bis eine alter Mann mit einem Schnitzmesser plötzlich vor ihm steht.

Der alte Mann lädt Noah zum Essen ein und beginnt die Geschichte seines Lebens mit seinem Poppa zu erzählen, wie er als kleines Kind immer wieder seine Versprechen gebrochen hat, aber auch wie er als schnellster Läufer weit und breit die weite Welt bereist hat.

Ohne es richtig zu merken, erzählt auch Noah, wie er von zu Hause weggegangen ist, vom veränderten Verhalten seiner Mutter und seiner Enttäuschung, dass ihm niemand etwas von ihrer Krankheit erzählt hat. Im Laufe der Gespräche zwischen Noah und dem alten Mann muss Noah immer öfter an seine Familie denken und sein Wunsch davon zu laufen wird langsam schwächer.

John Boyne erzählt eine berührende Geschichte über den Umgang mit dem Tod, über die Enttäuschung jemanden zu verlieren, aber auch über die Macht des Erzählens und der Erinnerung, um über einen schmerzlichen Verlust hinweg zu kommen. Geschickt verwebt Boyne dabei Fantasy-Elemente mit literarischen Figuren, um das schwierige Thema Tod und Verlust auf kindergerechte Weise und überaus literarisch zu verarbeiten.

Neben sprechenden Tieren, fühlenden Bäumen, überaus agilen Türen u.a. Gegenständen erleben wir auch wie ein kleiner Junge verändert und sich seine Enttäuschung über seine Eltern langsam in Sehnsucht verwandelt. Mit erstaunlicher Leichtigkeit gelingt es Boyne wesentliche Aspekte des zwischenmenschlichen Daseins aufzugreifen und zu thematisieren Ein überaus empfehlenswertes, wunderschönes und berührendes Buch in dem die Kraft des Geschichtenerzählens lebendig wird

John Boyne, Der Junge mit dem Herz aus Holz. Ill. v. Oliver Jeffers, übers. v. Adelheid Zöfel [Orig. Noah Barleywater runs away], ab 10 Jahren
Frankfurt a. M.: Fischer-Verlag 2012, 232 Seiten, 14,40 €, ISBN 978-3-596-85477-6

 

Weiterführende Links:
Fischer-Verlag: John Boyne, Der Junge mit dem Herz aus Holz
Wikipedia: John Boyne

 

Andreas Markt-Huter, 25-09-2012

Bibliographie

AutorIn

John Boyne

Buchtitel

Der Junge mit dem Herz aus Holz

Originaltitel

Noah Barleywater runs away

Erscheinungsort

Frankfurt a. M.

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Fischer-Verlag

Illustration

Oliver Jeffers

Übersetzung

Adelheid Zöfel

Seitenzahl

232

Preis in EUR

14,40

ISBN

978-3-596-85477-6

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

John Boyne wurde in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte Englische Literatur' und 'Kreatives Schreiben' in Dublin und Norwich. Seine Romane wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.