Jutta Richter, Der Hund mit dem gelben Herzen

„»Der kann ja sprechen«, sagt Prinz Neumann. Lotta grinst. »Alle Hunde können sprechen«, sagt der Hund. »Bellen«, verbessert Prinz Neumann. »Wie du das nennst, ist mir egal«, sagt der Hund. (11)

Eines Tages wird Lotta im Wald von einem kleinen, schwarzen, mageren und schmutzigen Hund angesprochen. Er hat sich verlaufen und freut sich, hungrig wie er ist, über das kleine Stück Küchen, das ihm Lotta schenkt. Er wurde schon von vielen Orten vertrieben und ist überglücklich, als ihn das Mädchen mit nach Hause nimmt. Während Lotta gar nicht richtig wahrgenommen hat, dass der Hund sprechen kann, ist ihr Bruder, der Prinz Neumann genannt wird, ganz begeistert davon und will das fremde Tier unbedingt bei sich aufnehmen.

Der Hund darf in Opa Schultes Schuppen wohnen und erhält von den Kindern seine Lieblingsspeise: gebratene Hähnchenhaut. Im Gegenzug dafür erzählt der Hund den Kindern seine Geschichte, wie er zu seinem Namen gekommen und wo er her gekommen ist.

Vor langer Zeit, als es nur den dunklen Urwald, den Sandweg und die hohe Hecke gegeben hat, ist der Hund eines Tages auf Gustav Ott getroffen. Vor einer alten Gartenpforte ist ein Schild gehangen mit „G. Ott“ drauf. Der Garten hat sich als kleines Paradies entpuppt, mit einer Wiese allerlei Obstbäumen, Früchten, Bächen, Flüssen, Teichen und Seen.

Beim Essen erfährt der Hund von den Erfindungen, die G. Ott während langer Zeiträume gemacht hat und die alle in seinem Buch mit dem Titel „Meine Welt“ abgebildet sind. In dem Buch findet sich auch ein Bild des Hundes, bei dem der Name „Hund“ zu sehen ist. Der Hund, der keinen Namen trägt, ist über den Namen „Hund“ begeistert.

Aber der Hund muss auch erkennen, dass G. Ott traurig und einsam ist. Der Hund ist neugierig und fragt ihn nach der Ursache seiner Traurigkeit und G. Ott erzählt ihm die Geschichte seines Freundes Lobkowitz, der ihn zu seinen Erfindungen inspiriert und angetrieben hat. Lobwitz hatte jedoch eine große Schwäche: er trank für sein Leben gerne Wein.

Lotta und Prinz Neumann sind von der Geschichte des Hundes begeistert und dieser verspricht am nächsten Tag weiterzuerzählen, wenn er wieder etwas Gutes zu fressen bekommt. Der Hund ist überglücklich und glaubt sich endlich am Ziel seiner Wünsche angekommen, als im Schuppen plötzlich eine gefährliche Ratte auftaucht und ihn von ihrem Revier vertreiben will. Sie erpresst den und Hund und droht ihn zu beißen, wenn er für sie keine Hähnchenhaut auftreiben kann.

In die Enge getrieben aus Angst vor der Ratte erzählt der Hund den Kindern seine Geschichte mit G. Ott und dessen Freund Lobkowitz weiter. Er weiß, dass er bis zum Abend dringend Hähnchenhaut braucht, weil er sonst von der Ratte vertrieben wird.

Jutta Richters liebevoll erzählte Geschichte ist sowohl die Geschichte von der Freundschaft zwischen einem Hund und zwei Kindern, als auch die Geschichte vom Anfang der Welt, von der Erschaffung aller Dinge, die mit der Erfindung des Gegenteils der Finsternis beginnt: mit der Erfindung des Lichts. Geschickt wird mit Namen gespielt wie Gustav Ott, der G. Ott genannt wird und als Erfinder und Schöpfer auftritt oder der Garten, der an das Paradies im Garten Eden erinnert.

Wie im biblischen Schöpfungsbericht wird auch die missglückte Erfindung der Menschen thematisiert. Bei ihrer Entstehung hat sich G. Otts Helfer und Freund Lobkowitz schuldig gemacht, weshalb er gemeinsam mit den Menschen den Garten verlassen muss.

Auch wenn die Anspielung auf den biblischen Schöpfungsbericht offensichtlich sind und auch von Kindern leicht zu verstehen sind, bettet sich die Geschichte von Gott unaufdringlich in die Rahmengeschichte ein, die ebenfalls von Freundschaft, Einsamkeit und der Hoffnung auf ein Zuhause erzählt. Eine überaus empfehlenswerte und wunderschöne Geschichte von den Dingen, die wirklich wichtig sind. Eine Geschichte zum Selberlesen aber auch zum Vorlesen, die nicht nur junge Leserinnen und Leser zu begeistern vermag.

Jutta Richter, Der Hund mit dem gelben Herzen - oder die Geschichte vom Gegenteil, ill. v. Susanne Janssen, ab 10 Jahren
München: Carl Hanser Verlag 2015, 112 Seiten, 13,30 €, ISBN 978-3-446-24955-4

 

Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Jutta Richter, Der Hund mit dem gelben Herzen
Wikipedia: Jutta Richter

 

Andreas Markt-Huter, 29-03-2016

Bibliographie

AutorIn

Jutta Richter

Buchtitel

Der Hund mit dem gelben Herzen - oder die Geschichte vom Gegenteil

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Carl Hanser Verlag

Illustration

Susanne Janssen

Seitenzahl

112

Preis in EUR

13,30

ISBN

978-3-446-24955-4

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Jutta Richter veröffentlichte noch als Schülerin ihr erstes Buch. Anschließend studierte sie Theologie, Germanistik und Publizistik in Münster. Seit 1978 lebt sie als freiberufliche Autorin auf Schloss Westerwinkel im Münsterland.