Elias Schneitter, Augenblicke einer Biographie

Buch-CoverNicht umsonst hat diese wundersame Biographie einer literarischen Nichterscheinung der Mosaikkünstler Hans Pfefferle illustriert. Das einzelne Mosaiksteinchen nämlich ist ein Augenblick aus Stein, völlig unscheinbar und alltäglich.

Gewöhnliche Alltagskörner sammelt auch Elias Schneitter für seine Augenblicke zusammen, die dann insgesamt so etwas wie eine Biographie ergeben. Der im Titel zitierte Schriftsteller Giorgio Voghera gilt als der große verschollene Schriftsteller Triests, der so gut wie seine ganze Lebensenergie damit zugebracht hat, seine eigene Biographie hinter seinem großen Roman Das Geheimnis zu verstecken.

Diese verschleierte Biographie ergibt naturgemäß keine geradlinige Geschichte, denn etwas geradlinig zu erzählen ist genau so verrückt wie ein rechter Winkel, den es in Wirklichkeit ja auch nur als Hypothese gibt.

Der Text ist als Bruch-Prosa angelegt, kleine Sequenzen beziehen sich auf literarische Gespräche von Trinkenden, Wehmütigen oder Gescheiterten, wobei selbst die kleinsten Szenen noch einen gewissen Speed in Richtung Trunkenheit und Aufklärung erfahren. Ein in den Wäldern von Mötz aufgewachsener Spontandichter erzählt so lange von Gedichten, die man annehmen statt aufschreiben muss, bis er tatsächlich noch ein Bier kriegt.

Der melancholische Icherzähler versucht seinem Sohn zu erklären, wie das mit den Buchstaben ist, die zwar locker in den Kopf hinein gehen, dort aber nichts ausrichten. Alles lässt sich doppelt sehen, wenn man nur genau hinschaut. Dem Erzähler wurde einst als Kind die Sehschärfe operativ verhunzt, seither sieht er die Welt wirklich, plastisch und verschwommen.

Mittendrin kommen die amerikanischen Beatniks mit legendären Sagern zu Wort, als Kontrapunkt zur kleinen Welt von Zirl oder Pradl.

Phon und Graph treten als die zwei Gehülfen der Literatur auf, sie beweisen einander ständig die Unmöglichkeit, zwischen Realität und Aufzeichnung zu unterscheiden. Du sagst etwas und es gilt nicht, du schreibst etwas, und es wird für vollkommen genommen, und noch dazu ist beides sinnlos.

In die der zerfransten Sätze, die im Flattersatz gegen den jegliche literarische Strömung segeln, sind die Zeichnungen Hans Pfefferles im Prager Grotesk-Stil eingewoben. Da liegt beispielsweise das Dorf in einer Miniatur flach, der Kopf ist zur Hälfte leer, das Auge blinkt wie bei einem Blaulichteinsatz.

Elias Schneitters unmögliche Augenblicke aus der Welt der Literatur, der Lektüre und des Leckmich ergeben letztlich ein scharfes Bild voller Doppeldeutigkeit und schrägem Blick.

Elias Schneitter, Augenblicke einer Biographie, in der Giorgio Voghera schon seine Finger im Spiel hat. Mit Zeichnungen von Hans Pfefferle.
Innsbruck: Skarabaeus 2007. 149 Seiten. EUR 15,90. ISBN 978-3-7082-3221-8.

 

Weiterführende Links:
Skarabaeus-Verlag: Elias Schneitter, Augenblicke einer Biographie
Homepage: Elias Schneitter
Künstlerschaft: Hans Pfefferle

 

Helmuth Schönauer, 20-05-2007

Bibliographie

AutorIn

Elias Schneitter

Buchtitel

Augenblicke einer Biographie, in der Giorgio Voghera schon seine Finger im Spiel hat

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Skarabaeus

Illustration

Hans Pfefferle

Seitenzahl

149

Preis in EUR

15,90

ISBN

978-3-7082-3221-8

Kurzbiographie AutorIn

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Zirl.<br /> Hans Pfefferle, geb. 1950 in Zirl, lebt als befreiter Künstler in Wien.