Eliot Pattison, Der Berg der toten Tibeter

pattison_bergSo entlegen kann eine Gegend gar nicht sein, dass darin nicht ein Krimi spielen könnte. Man braucht nur den wundersamen Begriff „Tibet“ im Kopf in seine Begriffsfelder zu zerlegen und hat schon die Zutaten für einen vortrefflichen History-Transzendenz-Exotic-Krimi.

Im entlegenen Hochland geben natürlich die Spannungen zwischen den Chinesischen Besatzern und der religiösen Urbevölkerung den idealen Nährboden für kriminelle Auseinandersetzungen. Der Ermittler Shan ist zwar Chinese, hilft aber immer wieder verständnisvoll zu den buddhistischen Mönchen und versucht auszugleichen, so gut es eben die Bürokratie zulässt.

In einem Dorf kommt es zu merkwürdigen Zwischenfällen, drei Einheimische sind ermordet worden und der erstbeste Fremde soll gelyncht werden. Shan greift vorsichtig ein und beruhigt die Lage. Glücklicherweise ist auch ein Atomphysiker in Ruhe zur Stelle, der komplizierte Zusammenhänge in der dünnen Luft erstaunlich gut erklären kann.

Ein bisschen erinnert das Ganze natürlich an den guten alten Harrer, der ja auch einst aus der Hüfte heraus den Dalai Lama befreit und das Land geistig für den Westen erschlossen hat.

An allen Ecken und Enden kommt Tibetanisches Kulturgut zum Vorschein, das die westlichen Leser vollends verzückt. So eine edle Kultur, und so alt, und so weit weg, das muss man einfach lieb haben.

Im Krimi geht es in der Folge um Goldgeschäfte, politische Verstrickungen, die aber meist recht vordergründige Motive haben, und um den Berg der toten Tibeter. Endlich einmal handgemachte Tote, nachdem in dieser Gegend die Einheimischen meist nur dann sterben, wenn sie unter den Lasten westlicher Trecking-Touristen ausrutschen, in die Tiefe stürzen oder einfach still verrecken.

Eliot Pattison bedient mit diesem Setting so gut wie alle Sehnsüchte von uns Westlern, es gibt viel zu erfahren zwischen den kriminellen Handarbeiten. Der Ton ist ziemlich getragen und pseudo-religiös inspiriert, das wärmt die Seelen, die einst mit Karl May und seiner Erzählschwulst angefangen haben Abenteuer zu erlesen.

Eliot Pattison, Der Berg der toten Tibeter. Roman. A. d. Amerikan. von Thomas Haufschild. [Orig.: Prayer of the Dragon; 2006].
Berlin: Rütten & Loening 2007. 459 Seiten. EUR 22,-. ISBN 978-3-352-00734-7

 

Weiterführende Links:
Verlag Rütten und Loenig: Eliot Pattison, Der Berg der toten Tibeter
Wikipedia: Eliot Pattison

 

Helmuth Schönauer, 04-06-2007

Bibliographie

AutorIn

Eliot Pattison

Buchtitel

Der Berg der toten Tibeter

Originaltitel

Prayer of the Dragon

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Rütten & Loening

Übersetzung

Thomas Haufschild

Seitenzahl

459

Preis in EUR

22,00

ISBN

978-3-352-00734-7

Kurzbiographie AutorIn

Eliot Pattison, amerikanischer Investmentbanker, lebt auf einer Farm in Oley, Pennsylvania.