Peter Matejka (Hrsg.), Ich hoffe, ich störe

Buch-Cover

So eine Festschrift ist immer ein Luder, alle lachen darüber, und wen es betrifft, der ist kaputt im Spagat zwischen Ironie und Ehrfurcht.

Dass Gerhard Jaschke zum 60sten eine Festschrift "braucht" und "kriegt", ist der Literaturszene längst klar gewesen, die Frage war nur, wie kriegt man den geschwindesten Formulierer, den verbalsten Recycler und den politischen Laserstrahl des österreichischen Diffusums auf eine Reihe.

Die Festschrift ist ein Jaschke! - Sie geht von der Annahme aus, man müsste ohne Vorlage einen Jaschke konstruieren. In diesem pervers-fröhlichen Unterfangen entsteht aber so etwas wie eine Würdigung, als ob manche Teile der Leserschaft es geschafft hätten, die Kunst des Gerhard Jaschke zu begreifen. Schon das Cover ist genial genau, fällt doch eine nach hinten überkippende Schrift "ich hoffe, ich störe" jedem nach vorne gerichteten Leser sofort in den Rücken.

In der Folge werden Jaschkes Literatur-Eigenheiten in allen Literaturgattungen durchgespielt. Der Meister des kühnen Aphorismus wird zu einem Ahnherrn eines Tausend-Seiten-Romans, Leserbriefe kriechen in die Privatsphäre des Jubilanten und beräuchern ihn mit wohl gesinnten Fragen, in der Angst-Therapie werden Jaschke-Texte eingesetzt, ein euphorischer Bericht darüber liegt vor, und nicht zuletzt sägt man am Stammbaum Jaschkes, in dem man dem Motto "Erfolg hat viele Väter" huldigt.

Gerhard Jaschke macht es den Festschriftlern nicht leicht, denn er ist immer einen Funkenflug weiter.

ich bin zwar / mit glied / aber keins / einer partei (18)
Wie willst du einen Aphoristiker in Kürze unterbieten?
Wie willst du einen Muliti-time-media-Man auf Mono bringen?
Wie willst du Beharrlichkeit in eine Schlagzeile bringen?
Die Antwort heißt beim Herausgeber Peter Matejka: "Wir alle brauchen Jaschke!" (7)

Jetzt gewinnt das Experiment Festschrift viel Sympathie, weil diese Unendlichkeit des darzustellenden Jaschke alle ironischen und sonstigen Mittel sprenget. Der Meister selbst sagt im Abspann: "Man müßte / Man sollte/ Man könnte / eventuell".

Alles wieder links hinten gedruckt, wo vielleicht die Wahrheit sitzt.
Eine gelungene Sammlung von frechen Beiträgen zu einem beharrlich unentdeckten Dichter!

Peter Matejka (Hg.), Ich hoffe, ich störe. Festschrift für Gerhard Jaschke zum 60. Geburtstag.
Wien: Sonderzahl 2009. 54 Seiten. EUR 9,90. ISBN 978-3-85449-326-6.

 

Weiterführende Links:
Sonderzahl-Verlag: Peter Matejka (Hg.), Ich hoffe, ich störe

 

Helmuth Schönauer, 07-02-2010

Lesen

Bibliographie

Buchtitel

Ich hoffe, ich störe. Festschrift für Gerhard Jaschke zum 60. Geburtstag

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Sonderzahl

Herausgeber

Peter Matejka

Seitenzahl

54

Preis in EUR

9,90

ISBN

978-3-85449-326-6

Kurzbiographie AutorIn

Gerhard Jaschke, geb, 1949 in Wien, lebt in Wien.