Bärbel Völkel, Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht

Buch-Cover

Handlungsorientierter Geschichtsunterricht kann "den Schülerinnen und Schülern Wege eröffnen, mit denen sie die Kluft zwischen Gegenwart und Vergangenheit überbrücken und historisch lernen können".

Im Schulunterricht stellt sich immer wieder die zentrale Frage: Kann ich meine Schülerinnen und Schüler für den jeweiligen Stoff interessieren und begeistern und mit welchen Mitteln und Methoden lässt sich dieses Ziel erreichen. Bärbel Völker, Professorin für Geschichte und ihre Didaktik, setzt sich intensiv mit den theoretischen Grundlagen für eine Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht auseinander. Daneben bietet ein umfangreicher Praxisteil zahlreiche Beispiele dafür, wie ein handlungsorientierter Geschichtsunterricht laufgebaut sein kann und wie er sich konkret im Unterricht umsetzen lässt

Gleich in ihrer Einleitung tritt Völker den Bedenken mancher LehrerInnen und Geschichtsdidaktiker gegenüber einer Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht entgegen, indem sie Handlungsorientierung sowohl als Unterrichtsmethode als auch als Methode historischen Lernens definiert.

Ausgehend von der Problematik, dass Schüler für den Geschichtsunterricht nur sehr gering motiviert sind und dass sich sehr häufig zwischen Gegenwart und Vergangenheit eine Kluft auftut, die sie im Unterricht nur sehr schwer überbrücken können, stellt sich die Frage, wie sich Schülerinnen und Schüler für eine Auseinandersetzung mit Geschichte interessieren und motivieren lassen.

Handlungsorientierung konnte sich aufgrund der Erfahrung, dass wir das, was wir uns handelnd erarbeiten, leichter verstehen und besser behalten, als ein konsensfähiges Unterrichtsprinzip entwickeln. (8)

Für den Geschichtsunterricht bedeutet Handlungsorientierung, dass es gelingt, die Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierten Umgang mit historischen Erfahrungen zu führen. Dazu ist es notwendig, dass sie lernen, zwischen den eigenen Erfahrungen in der Gegenwart und den Erfahrungen anderer Menschen in der Vergangenheit zu unterscheiden. Um Erfahrungen im Geschichtsunterricht zu ermöglichen, müssen die "Menschen der Vergangenheit in ihrem Denken und Leiden wieder zum Leben erwachen, indem ihnen aus der Gegenwart heraus Aufmerksamkeit geschenkt wird." (22)

Durch das handelnde Nacherleben historischer Situationen kann das Wesentliche, Charakteristische und Typische eines Inhalts mit der Lernlogik von Schülerinnen und Schülern verbunden werden. Menschen der Vergangenheit mit ihren ?Motiven, Absichten und Erwartungen werden so wieder lebendig und in unsere heutige Erfahrungswelt eingebunden, wodurch sich eine Ebene des "Erklärens und Verstehens" eröffnen kann.

Objektbereich und Subjektbereich des historischen Lernens werden so aufeinander bezogen und miteinander verknüpft. (27)

Neben der Handlungsorientierung als Prinzip und Methode historischen Lernens wird im Folgenden auch die didaktische Funktion der Handlung im Geschichtsunterricht sowie die Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung im handlungsorientierten Geschichtsunterricht näher unter die Lupe genommen.

Der umfangreiche Praxisteil bietet eine Fülle an praktischen Schulbeispielen, wie handlungsorientierter Geschichtsunterricht ausschauen kann. Im ersten Unterrichtsbeispiel wird ein Fotoroman zum Thema "Uns reicht es! - Bauern fordern ihre Freiheit". Der Aufstand des "Gemeinen Mannes" von 1524 - 1526. Andere Beispiele zeigen einen handlungsorientierte Umgang mit Texten, mit Sprache, mit Bildern oder mit dem Modellbau im Geschichtsunterricht.

Bärbel Völkels Auseinandersetzung mit der Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht bietet eine Fülle an Anregungen und Anstößen für eine methodische Erweiterung des Geschichtsunterrichts. Die theoretische Aufbereitung des Themas zeigt die Möglichkeiten und Grenzen, sowie die Rahmenbedingungen eines solchen Unterrichts verständlich und nachvollziehbar auf. Aber gerade die zahlreichen praktischen Beispiele, wie und womit sich Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht konkret umsetzen lässt, laden zum nachahmen und ausprobieren ein. Ein überaus anregendes und optimistisches Buch für den praktischen Geschichtsunterricht.

Bärbel Völkel, Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht. Aus der Reihe: Methoden historischen Lernens, mit zahlr. Ill.
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2008, 173 Seiten, 14,20 EUR, ISBN 978-3-89974-127-8

 

Andreas Markt-Huter, 09-06-2011

Bibliographie

AutorIn

Bärbel Völkel

Buchtitel

Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht

Erscheinungsort

Schwalbach

Erscheinungsjahr

2008

Verlag

Wochenschau-Verlag

Reihe

Methoden historischen Lernens

Seitenzahl

173

Preis in EUR

14,20

ISBN

978-3-89974-127-8

Kurzbiographie AutorIn

Bärbel Völkel ist Professorin für Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, wo sie als Lehrerin und Fachleiterin für Geschichte Sekundarstufe I und in der Lehrerfortbildung tätig ist.