Jenny Valentine, Kaputte Suppe

Die Auseinandersetzung mit dem Tod hat einen festen Stellenwert in der Jugendliteratur, bedeutet sie doch den eigenen Platz in der Welt und den der engsten Mitmenschen neu zu orientieren.

In Jenny Valentines Jugendroman Kaputte Suppe beherrscht der von allen geliebte und verstorbene Jack Clark, das Leben aller zurück gebliebenen Mitglieder seiner Familie. Valentine erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Rowan Clark, die in einem Londoner Randbezirk zu Hause ist.

Zwei Jahre zuvor war ihr zwei Jahre älterer Bruder Jack während eines Sommerurlaubs in einem See ertrunken ist. Die Beziehung von Rowans Eltern zerbricht an der schrecklichen Tragödie. Der Vater verlässt die Familie und die Mutter verfällt in eine tiefe Depression und kümmert sich kaum noch um ihre beiden Töchter Rowan und Stroma.

Rowan ist gezwungen, sich wie eine Mutter um ihre sechsjährige Schwester zu kümmern, ohne auf Unterstützung durch ihre Mutter hoffen zu dürfen. Ihre einzige Freiheit vor dem Familienalltag erlebt sie in der Schule.

Ihr könnt's mir glauben oder nicht, jedenfalls ging ich damals sehr gern zur Schule. Überall sonst hatte ich das Gefühl, als hätte ich schwer zu arbeiten, deshalb war die Schule eine Abwechslung. Ich musste mir keine Sorgen machen wo Stroma steckte. Ich musste mich nicht um Mum kümmern. Ich musste nicht über das Offenkundige nachdenken, außer wenn ich wollte. (23)

Eines Tages passiert es, dass ihr ein unbekannter Junge in einem Supermarkt ein Foton-Negativ gibt, das ihr angeblich aus der Tasche gefallen sei. Sie hätte es wahrscheinlich weggeworfen, wenn sie nicht von Bee angesprochen worden wäre, einem hübschen Mädchen, das neu an die Schule gekommen war, die das Ganze zufällig mitverfolgt hatte. Bee nimmt Rowan mit sich nach Hause und entwickelt das Foto-Negativ vor ihren Augen. Auf dem Bild ist ihr verstorbener Bruders Jack zu sehen, der glücklich

Im Krankenhaus trifft Rowan wieder auf den unbekannten Jungen, der ihr das Foto übereicht hat, und erfährt seine Adresse. Harper Greene ist ein achtzehnjähriger Amerikaner, der sich mit einem umgebauten Krankenwagen sich einem Europatrip befindet. Auf den Rat von Bee fährt Rowan zu Harper, um ihn nach dem Foto mit dem Bild ihres Bruders zu befragen, das er ihr im Supermarkt zugesteckt hat. Auf Anhieb entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden und sie verbringen gemeinsam mit Rowans Schwester Stroma zahlreiche unbeschwerte Tage.

Auch ihre neue Freundin Bee kann Rowan mit ihrer Schwester häufig besuchen, wo Stroma am liebsten mit dem zweijährigen Sony spielt und Bees Vater Carl sich um die beiden Kinder kümmert. Rowan bewundert, mit welcher Liebe und Geduld Bee den zweijährigen Sony umsorgt, während sie selbst sich immer wieder von ihrer Schwester Stroma überfordert fühlt. Als sie eines Tages eine Postkarte mit einer Insel in einem See bei Bee entdeckt, muss sie erkennen, dass Bee ihren Bruder Jack bereits von früher gekannt hat.

Jenny Valentine schildert in ihrem Jugendroman Kaputte Suppe die unglaublich berührende Geschichte eines jungen Mädchens das, schneller als ihm lieb ist, erwachsenen werden muss. Eloquent zeichnet sie ein Bild einer Familie, die am Tod eines Kindes zerbricht und in der die Kinder die Verantwortung der Eltern übernehmen müssen.

Kaputte Suppe liest sich von der ersten bis zur letzten Seite spannend und lässt die Leserinnen und Leser an einem entscheidenden Abschnitt im Leben der knapp 16-jährigen Rowan Clark teilhaben und mitfühlen. Clarks Jugendroman zählt sicherlich mit zum Besten, was das Genre derzeit zu bieten hat.

Jenny Valentine, Kaputte Suppe. Ab 13 Jahren
München: dtv-Junior 2010, 200 Seiten, 13,30 EUR, ISBN 978-3-423-24778-8
 

Weiterführende Links:
dtv-Junior: Jenny Valentine, Kaputte Suppe
Wikipedia: Jenny Valentine (engl.)

Andreas Markt-Huter, 29-09-2010