Christian Nürnberger / Stephan Kaußen, Nelson Mandela
„Mit der Freiheit verhält es sich ähnlich wie mit dem Humor. Jeder behauptet, er habe ihn, nur wenige haben ihn wirklich. Jeder behauptet er sei für Freiheit, sogar die Unterdrückten behaupten es. Aber nur wenige sind wirklich frei.“ (5)
Neben biographischen Stationen des Freiheitskämpfers Nelson Mandela werden auch die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse Südafrikas, in denen er Aufwuchs und später regierte aufgezeigt. Am Ende des Buches wird ein Einblick in die Veränderungen und Entwicklungen seit dem Ende seiner Präsidentschaft bis in die Gegenwart geboten.
Eine kurze Abhandlung über das „Wesen der Freiheit“ dient Christian Nürnberger als Einstieg in das Leben Nelson Mandelas, das mit einem Aufstand gegen ein traditionell vorgezeichnetes Leben beginnt. Er verweigert sich der Zwangsheirat und bricht mit der Tradition der Familie und damit gleichzeitig mit Jongintabe, dem Regenten der Xhosas und seinem Vormund.
Gemeinsam mit dem Sohn des Regenten flüchtet Mandela nach Johannesburg, wo er in den Crown Mines, der größten Goldmine der Welt, als Minenpolizist arbeitet. Als Mandela die Mine verlassen muss, erhält er ein Praktikum in einer jüdischen Anwaltskanzlei. Mit den großen Minenstreiks 1946 und 1950, wo die Gewerkschaft für einen höheren Mindestlohn kämpft und der von der Regierung mit Gewalt niedergeschlagen wird, beginnt sich sein Bewusstsein zu ändern.
Nelson Mandela schließt sich dem African National Congress, ANC, an und steigt immer höher in der Hierarchie der Widerstandsbewegung auf. Als der gewaltfreie Widerstand nach dem Vorbild Mahatma Gandhis keine Erfolge zeigt, versucht er durch Terrorakte die Apartheitsregierung zu sabotieren. Er wird verraten und nutzt den Prozess gegen ihn für eine Verteidigungsrede, die als „eine der gelungensten, klarsichtigsten politischen Grundsatzerklärungen, die der schwarze Befreiungskampf hervorgebracht hat“ in die Geschichte eingehen wird.
Mandela wird zu lebenslanger Haft verurteilt und bleibt bis 1990, bis zum Ende des Apartheitsregimes in Südafrika in Haft, um 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten der Südafrikanischen Union gewählt zu werden. Der zweite Teil des Buches setzt sich mit der Gesellschaft, den Menschen und den Entwicklungen in Südafrika bis in die Gegenwart auseinander.
Kurz und prägnant werden die biographischen Stationen Nelson Mandelas aufgezeigt, während im zweiten Teil das Südafrika der Gegenwart im Mittelpunkt steht, seine wirtschaftliche Entwicklung aber auch seine soziale Spaltung in Arm und Reich, die zu politischen Spannungen führt. Nicht weniger spannungsgeladen erscheint das neuzugestaltende Verhältnis zwischen schwarzer Bevölkerung und den alten weißen Eliten des Landes.
„Nelson Mandela“ bietet einen informativen Einblick sowohl in das Leben Nelson Mandelas als auch in die Entwicklung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse Südafrikas bis in die Gegenwart.
Ein fehlendes Inhaltsverzeichnis, ein mitunter übertriebenes Pathos sowie häufige stakkatoartige Aneinanderreihung von kurzen Hauptsätzen strengen das Lesen etwas an. Auch wäre ein passendes Bildmaterial schön gewesen und hätte das puritanische Erscheinungsbild des Buches aufgewertet.
Christian Nürnberger / Stephan Kaußen, Nelson Mandela. Ab 13 Jahren
Stuttgart: Gabriel Verlag 2018, 112 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-522-30500-6
Weiterführenden Links:
Gabriel Verlag: Christian Nürnberger / Stephan Kaußen, Nelson Mandela
Wikipedia: Christian Nürnberger
Wikipedia: Stephan Kaußen
Andreas Markt-Huter, 24-01-2019