Petra Steckelmann, Die Nachtschwärmer
„Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und der Mond hoch oben am Himmel den Schlaf der Menschen bewachte, strömten die Nachtschwärmer aus und nahmen ihre Arbeit auf. Sie eilten mit ihren Koffern von einem Haus zum anderen.“
Wenn es Nacht wird kommen die Nachtschwärmer, um unentdeckt von einem Haus zum anderen zu strömen und zwei Fahrscheine in die Hände der Schlafenden zu legen: einen Hinfahrschein und einen Rückfahrschein für das Land der Träume.
Nur wer gültige Fahrscheine in das Land der Träume vorweisen kann, wird vom Fährmann in seinem hölzernen Boot über den Zaubersee hin- und wieder zurückgefahren. Die Verantwortung der Nachtschwärmer für eine sichere Reise und Rückkehr ins Land der Träume war sehr groß.
Doch die Nachtschwärmer müssen sich vor einem gefährlichen Feind in Acht nehmen, der die Träume als Flausen im Kopf verunglimpft. Zunächst ist es den Nachtschwärmern nur möglich, Stimmen und dunklen Schatten unter einer großen Uhr zu bemerken. Bald schon beginnen sich merkwürdige Dinge zu ereignen. Die Uhren beginnen schneller zu laufen, zunächst nur ein wenig, aber bald schon so viel, dass die Nacht nur mehr ganz kurz andauert.
Für die Nachtschwärmer wird die Zeit zu kurz, um ihre Fahrscheine rechtzeitig zu verteilen, sodass immer weniger Träumer über den Zaubersee zu reisen vermögen. Die Schatten sind schneller und die Nachtschwärmer verlieren den Wettlauf mit der Zeit immer mehr. All das bleibt bei den Menschen nicht ohne Folgen. Die Kinder wachen unruhig und schlecht gelaunt auf und wollen am Abend nichts ins Bett. Den Erwachsenen geht es nicht besser. Auch sie leiden unter den traumlosen Nächten und haben immer schlechtere Laune.
Die Anzahl der Mitfahrenden im Boot des Fährmanns wird immer kleiner und das Reich der Träume scheint schließlich ganz verloren zu gehen. Die Nachtschwärmer wissen sich keinen Rat und verlieren in der Eile immer mehr Fahrscheine. Eines nachts beobachtet einer von ihnen, wie ein Schatten einen der Fahrscheine im Schnee entdeckt und ihn auf magische Weise verschwinden lässt. Sofort begreift der Nachtschwärmer, wie es möglich sein könnte, die Träume der Menschen zu retten.
Das Kindermärchen „Die Nachtschwärmer“ ist eine Hommage an die wichtige Rolle von Träumen und Fantasie für Kinder und Erwachsene. In geheimnisvollen Bildern erleben die jungen Leserinnen und Leser von der Gefahr, der ihre Träume ausgesetzt sind. Von all dem bemerken die Menschen aber nichts.
Eine überaus poetische erzählte Geschichte vom Träumen als Reise in eine andere Welt, die zum gemeinsamen Lesen und Nachdenken anregt und eine spannende Lesezeit für Jung und Alt verspricht.
Petra Steckelmann, Die Nachtschwärmer. Ill. v. Andreas Gaertner, ab 3 Jahren
Aachen: Edition Pastorplatz 2018, 44 Seiten, 14,40 €, ISBN 978-3-943833-23-2
Weiterführende Links:
Edition Pastorplatz: Petra Steckelmann, Die Nachtschwärmer
Homepage: Die Zeichner
Andreas Markt-Huter, 18-03-2019