Vitali Konstantinov, Es steht geschrieben
„Erst in einer Stadt wurde das Schreiben wirklich notwendig. Das Leben wurde immer komplizierter: Handel, Handwerk, Verwaltung, Steuer und Statistik kamen auf. Die ersten geschriebenen Dokumente der Menschheit entstanden in Sumer vor etwa 5500 Jahren und waren … Quittungen und Warenlisten.“ (S. 18)
Schreiben und Lesen gehören zu den wichtigsten Kulturtechniken der Menschheit. Mit der Erfindung der Schrift nimmt die Entwicklung und Verbreitung von Kultur bis dahin ungeahnte Ausmaße und eine nie dagewesene Geschwindigkeit an. Vitali Konstantinov zeichnet die Entwicklung der Schrift und des Schreibens für ein junges Publikum in Form eines Comic-Buches zur Geschichte der Schrift nach.
Zunächst setzt sich das Buch ganz allgemein mit dem Sprechen, Zeichnen und Schreiben auseinander wie z.B. wie und wo wir schreiben oder welche unterschiedlichen Codes verwendet werden, um Inhalte zu vermitteln. Anschließend werden unterschiedliche Schriftsysteme z.B. Wortzeichen oder Lautzeichen für unterschiedliche Sprachen vorgestellt, sowie die Anfänge des Schreibens in verschiedenen Kulturen.
Kapitel 2 „Erste Schriften der Welt“ zeigt die Entstehung der Keilschrift, der ersten Schrift, die in Mesopotamien für das Aufzeichnen von Quittungen und Warenlisten entwickelt worden ist. Bald schon entstehen erste literarische Werke, wie das Gilgamesch-Epos und breitet sich die Schrift unter den Nachbarvölkern aus. Nur kurze Zeit später bildet sich in Ägypten die bildhafte Hieroglyphen-Schrift heraus und auch in China kommt eine bildhafte Schrift auf, die sich an den meist einsilbigen Wörtern der chinesischen Sprache orientieren und später von den Japanern an ihre Sprache angepasst werden.
Ganz unabhängig davon entwickeln sich die Schriftsysteme der Azteken und Mayas in Mittelamerika. Weitere vorgestellte Schriften sind u.a. die „Donauschrift“, „Hethitisch und Luwisch“ und „Minoische Schriften“.
Ausführlich behandelt wird die Entstehung der Alphabete, die als Lautschriften in verschiedenen Kulturen benutzt worden sind wie z.B. die phönizische, aramäische, hebräische, die griechische und lateinische Schrift. Aber auch germanische Runen, ungarische Rovás sowie die irische, äthiopische, arabische und indische Schrift oder wenig bekannte insulare Schriften wie Lontare, Eskaya u.a.
Im 3. Kapitel „Schriften-Schöpfer“ werden verschiedene Schöpfer von Schriften vorgestellt, die bestehende Schriften an andere Sprachen angepasst und verändert haben, wie z.B. die kyrillische Schrift durch die Missionare Kyrill und Method, das mongolische Alphabet durch Tata-Tonga oder die Cherokee-Silbenschrift durch den Krieger Sequoyah.
Aber auch künstliche Schriften, die nur als literarische Erfindungen in fiktiven Welten verwendet werden, kommen zur Sprache wie z.B. das „Utopiensium Alphabet“ des Thomas Morus, Schriften in Tolkiens Mittelerde oder klingonisch in der Science-Fiction-Welt von Star-Trek. Zum Schluss bietet eine Zeitleiste zur Entstehung der Schriften einen kompakten Überblick wann und wo die unterschiedlichen Schriftsysteme entstanden sind.
„Es steht geschrieben. Von der Keilschrift zum Emoji“ lässt in Comic-Form die Geschichte der Schrift an den jungen Leserinnen und Lesern vorüberziehen, denen dabei sowohl die unterschiedlichen Schriftformen als auch interessantes Sachwissen ebenso unterhaltsam wie informativ vermittelt wird. Das Kindersachbuch überzeugt sowohl durch seine zahlreiche inhaltlichen als bildlichen Details und seine kindergerechte Aufarbeitung.
Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch über die Geschichte der Schrift in den verschiedenen Teilen der Welt, das geschichtlich interessierte junge Leserinnen und Leser zu begeistern vermag.
Vitali Konstantinov, Es steht geschrieben. Von der Keilschrift zum Emoji, ill. v. Vitali Konstantinov, ab 10 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2019, 80 Seiten, 25,70 €, ISBN 978-3-8369-5943-8
Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Vitali Konstantinov, Es steht geschrieben
Wikipedia: Vitali Konstantinov
Andreas Markt-Huter, 23-09-2019