Frederik Weinert, Hilfe, mein Kind ist ein Smombie

frederik weinert, hilfe mein kind ist ein smombie„Kinder sind im Internet vielfältigen und nicht zu unterschätzenden Gefahren ausgeliefert. Die entsprechenden Zusammenhänge werden von den meisten Eltern und Pädagogen nicht richtig erkannt. Sie ignorieren die Risiken und nehmen die Bedürfnisse der Kids nicht ernst, die in den digitalen Welten sowohl nach Selbstverwirklichung als auch nach Selbstdarstellung streben …“ (S. 3)

Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit im Internet und mit digitalen Medien, wobei die meisten Eltern den Überblick verloren haben, was ihre Kinder spielen oder in welchen sozialen Medien sie sich bewegen. Das Buch „Hilfe, mein Kind ist ein Smombie“ zeigt die zahlreichen Gefahren der digitalen Welt auf und bietet Eltern und Pädagogen Hilfe, für den richtigen Umgang mit den „digitalen Kids“.

Im ersten Teil „Vom Kind zum Smombie“ bietet das Sachbuch eine Einführung in die „digitale Kindheit“, wo von skurrilen Auswirkungen der digitalen Unterhaltungsmedien und sozialen Medien berichtet wird, wie z.B. dem Knipsen lebensgefährlicher Selfies, bei denen im Zeitraum von sechs Jahren 259 Menschen ums Leben gekommen sind, oder wie Menschen für YouTube-Videos zu Tode erschreckt werden. Aufgezeigt werden Folgen der Spielsucht im Internet oder der Drang, sich in sozialen Medien ein anderes, attraktiveres Ich zu produzieren.

Dazu wird ein grober Überblick über die verschiedenen Formen digitaler Welten geboten, in denen sich Kinder und Jugendliche bewegen und die, jede für sich, ihre eigenen Reize und Gefahren bergen. Vorgestellt werden die Funktionsweisen verschiedener sozialer Medien, soziale Messenger-Dienste, wie Handy-Spiele süchtig machen können, das Gaming an Spielkonsolen oder am Computer sowie die Gefahren verschiedener Streaming-Portale.

Der zweite Teil „Kindheit, Jugend und Familie im Lichte der Neuen Medien“ untersucht die Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche in ihrem sozialen Kontext und stellt zunächst sieben „Phasen der kindlichen Digital-Evolution“ vor. Dabei werden verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen der digitalen Sozialisation beschrieben, das von den ersten Erfahrungen berichtet, die sich durch Beobachtungslernen auszeichnet. Als nächster Schritt wird der Wunsch nach sozialen Kontakten, nach Freundschaften im Cyberspace beschrieben, weiters eine „de-domestizierende Phase“, die in der Pubertät als Trotzreaktion gegen die elterliche Erziehung auftritt und viele Gefahren birgt.

Als weitere Phasen der Entwicklung wird die „multi-existenzielle Phase“ vorgestellt, wo sich die Kinder und Jugendlichen eine Social-Media-Existenz aufbauen. Neben einer „trivial-schematischen Phase“, in der die Jugendlichen künstlerisch und humorvoll bewusst Kitsch produzieren und konsumieren, tauschen sich Jugendliche in der „cyber-sexuelle Phase“ über sexuelle Themen aus oder stimulieren sich über Text- oder Video-Chat. Als letzte Phase steht die „elitär-exoterische Phase“, bei der die Profilierung im Cyberspace steht, dazu zählt die Mitarbeit als Redakteur bei Wikipedia ebenso, wie im Versuch in sozialen Medien die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dabei spielt auch die Frage nach dem Wesen und Wert von Online-Freunden eine zentrale Rolle.

Im dritten Teil „Kommunikation, Sprache und Gefühle“ wird der Geheimsprache der Gamer nachgegangen und gezeigt, wie „Jugendliche im Internet miteinander flirten“, welche Typen zu beobachten sind und welche Gefahren auf die Jugendlichen warten. Teil vier „Digitale Karrieren und Ruhm“ stellt einige Influencer und „Gaming-Karrieren“ vor.

Teil fünf „Gefahren im digitalen Zeitalter“ setzt sich mit Gewaltvideos, Selbstverfremdung, Abhängigkeit und Sucht, menschenverachtenden Inhalten, sexuellen Übergriffen in digitalen Privaträumen und Cyber-Mobbing als digitale Gewalt auseinander. Am Ende wird exemplarisch ein Handyfahrplan für Kinder und Jugendliche vorgestellt, mit der Eltern die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder regeln können.

„Hilfe, mein Kind ist ein Smombie“ ist ein spannend zu lesendes Sachbuch, das sich vor allem an Eltern und Pädagogen wendet, denen die digitale Welt der Kinder und Jugendliche meist fremd und unverständlich erscheint. Dabei zeigt der Autor nicht nur die negativen und gefährlichen Seiten des digitalen Lebens der Kids auf, sondern beschreibt auch deren kreative und positiven Facetten sowie die Bedürfnisse und Wünsche der der Kinder und Jugendlichen.

„Hilfe, mein Kind ist ein Smombie“ ist ein überaus informatives und wichtiges Buch, das nicht die Angst der Eltern vor der unbekannten Welt der digitalen Jugendwelt verstärkt, sondern Verständnis weckt und zeigt, welche Gefahren diese Welt birgt und wie diese gemeinsamen mit den Kindern und Jugendlichen bewältigt werden können.

Frederik Weinert, Hilfe, mein Kind ist ein Smombie. Unsere Kids im digitalen Rausch
Baden-Baden: Tectum Verlag 2019, 224 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-8288-4266-3

 

Weiterführende Links:
Tectum Verlag: Frederik Weinert, Hilfe, mein Kind ist ein Smombie
Wikipedia: Frederik Weinert

 

Andreas Markt-Huter, 02-09-2020

Bibliographie

AutorIn

Frederik Weinert

Buchtitel

Hilfe, mein Kind ist ein Smombie. Unsere Kids im digitalen Rausch

Erscheinungsort

Baden-Baden

Erscheinungsjahr

2019

Verlag

Tectum Verlag

Seitenzahl

224

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-8288-4266-3

Kurzbiographie AutorIn

Dr. Frederik Weinert ist Buchautor, Keynote-Speaker und Medienexperte für Digitalisierung und Medienbildung. Er forschte und dozierte sieben Jahre an der Universität Passau zu den Schwerpunkten Social Media, Medienrezeption, Unternehmenskommunikation, Internetsprache und Soziolinguistik.