Kate Allen, Tage der Mondschnecke

kate allen, tage der mondschnecke„An dem Morgen, als der große Weiße Hai nach Rockport gebracht wurde, steckten mein bester Freund und ich gerade unsere Finger in die Wechselgeldschlitze sämtlicher Münztelefone der Stadt. Während des Sommers kamen wir dabei durchschnittlich auf zwei Dollar pro Tag, die wir für gewöhnlich gegen Süßigkeiten austauschten.“ (S. 10)

Gerade als die dreizehnjährige Lucy mit ihrem besten Freund Fred unterwegs ist, um die öffentlichen Telefone nach Münzen abzusuchen und sich damit Gelatine-Kaubonbons zu kaufen, erreicht sie die Meldung, dass ein Fischer einen riesigen Hai an Land gezogen hat. Als sie sich ihren Weg durch eine Menschenmenge am Strand bahnen, erblicken sie den Weißen Hai, der Lucy sofort an ihre an einem Blutgerinnsel verstorbene Mutter erinnert.

Lucys Mutter war Biologin und die ansässige Hai-Expertin in Massachusetts und starb, als Lucy sieben Jahre alt war. Seitdem lebt sie allein mit ihrem Vater, einem Kriminalbeamten bei der Polizei. Sookie, der Fischer, bei dem sich der Hai im Netz verfangen hat, war ein guter Freund ihrer Eltern. Der Hai-Fund und ein altes Interview mit ihrer Mutter, das im Fernsehen dazu abgespielt wird, wecken ihre Erinnerungen an den schmerzlichen Verlust.

Gemeinsam mit Fred arbeitet Lucy an einem Naturführer für den Biologieunterricht. Obwohl sie sich für Naturwissenschaften bislang nur wenig begeistern hat können, begibt sie sich auf die Spuren ihre Mutter und beginnt sich intensiv mit Haien zu beschäftigen. Sie untersucht den Körper des Weißen Hai ganz genau und fertigt Zeichnungen des toten Tieres an. Als der Hai am nächsten Morgen zu Lucys und Freds Enttäuschung plötzlich verschwunden ist, steht die Polizei vor einem Rätsel.

Für Lucy erweist sich dieser Sommer als überaus emotional. Sie bekommt ihre erste Periode und sie beginnt für ihren Freund Fred während ihrer Forschungsarbeiten über Haie neue Gefühle zu entwickeln. Aber auch die Auseinandersetzung mit dem Forschungsgebiet und den Büchern ihrer Mutter weckt längst verschüttete Erinnerungen und Gefühle in ihr. Als Lucy mit Fred und ein paar Freunden zum Steinbruch fahren, um zu schwimmen, kommt es zur Katastrophe.

Einfühlsam erzählt Kate Allen die berührende Coming of Age Geschichte eines dreizehnjährigen Mädchens, in der Verlust, Trauer, Freundschaft, erste Liebe und Erwachsenwerden auf intensive und dennoch unbeschwerte Weise verarbeitet werden. Das Jugendbuch überzeugt dabei durch überaus vielschichtige und starke Protagonisten, die den Leserinnen und Lesern sofort ans Herz wachsen.

Ein überaus empfehlenswertes, beeindruckendes und hoffnungsvolles Jugendbuch, das durch seinen ruhigen Schreibstil auch schwierige Themen mit einer liebenswerten Leichtigkeit zu vermitteln weiß. Die wunderschönen Illustrationen verschiedener Hai-Arten zu Beginn eines jeden Kapitels verstärken das Lesevergnügen um ein Weiteres.

Kate Allen, Tage der Mondschnecke. Ill. v. Xingye Jin, übers. v. Meritxell Piel [Orig. Titel: The Line Tender], ab 11 Jahren
Zürich: Woow Books Verlag 2021, 463 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-96177-096-0

 

Weiterführende Links:
Woow Books Verlag: Kate Allen, Tage der Mondschnecke
Homepage: Kate Allen (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 25-05-2022

Bibliographie

AutorIn

Kate Allen

Buchtitel

Tage der Mondschnecke

Originaltitel

The Line Tender

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Woow Books Verlag

Illustration

Xingye Jin

Übersetzung

Meritxell Piel

Seitenzahl

463

Preis in EUR

18,50

ISBN

978-3-96177-096-0

Lesealter

Altersangabe Verlag

11

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Kate Allen wurde in Massachusetts geboren. Sie schrieb schon während ihrer Schulzeit Geschichten und studierte später Kreatives Schreiben. Nach ihrem Abschluss begann sie aber als Lehrerin zu arbeiten. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Minneapolis.