Heinz Janisch, Das goldene Zeitalter
„Die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid sind ein erstaunliches Werk der Weltliteratur. […] Ovid selbst glaubte daran, dass sein Buch auch noch viele Jahre nach seinem Tod gelesen würde. Er sollte recht behalten. Heute kennt man sein Werk auf der ganzen Welt.“ (S. 86)
Ovids Metamorphosen umfasst fünfzehn Bücher mit mehr als 250 Geschichten, die jeweils mit einer Verwandlung enden. Heinz Janisch erzählt siebzehn dieser Geschichten nach, die sich von der Erschaffung der Welt bis zu den Geschichten von Göttern und Menschen erstrecken.
Den Anfang der großen Mythen bildet immer die Schöpfung, die Geschichte von der Entstehung der Welt und der Menschen. Anschließend kommen die vier Zeitalter zur Sprache, in denen das Verhalten der Menschen zunehmend grausamer und schlechter wird. Die Geschichte „Fische in den Bäumen“ erzählt wie Jupiter über die Maßlosigkeit der Menschen in Wut gerät und nach Bestrafung sinnt. Um den Himmel mit seinem Blitz nicht in Brand zu setzen, schickt er ungeheuren Regen auf die Erde, bis nur noch ein Mann und eine Frau die Sintflut überleben.
Die Geschichte „Die große Mutter“ erzählt von Deucalion und Pyrrha, die als einzige der Flut entkommen und mit Hilfe der Großen das Geschlecht der Menschen aus Steinen neu heranwachsen lassen.
Von der Liebe des Gottes Apollo zur Nymphe Daphne erzählt „Der Lorbeerbaum“, in welcher der Liebesgott Amor den beiden einen grausamen Streich spielt und sich die Nymphe am Ende in einen Lorbeerbaum verwandelt. Auch in „Das singende Schilfrohr“ spielt Pan eine zentrale Rolle. Diesmal verliebt er selbst sich unglücklich in eine Nymphe, die sich in ein Schilfrohr verwandelt und zur Erfindung der Panflöte führt.
„Ein Stier, so weiß wie Schnee“ erzählt die Geschichte von Jupiter und Europa, die vom König der Götter als Stier auf einen neuen Kontinent gebracht wird, der davon seinen Namen erhält. Weitere bekannte Mythen sind die Geschichte von Narziss und Echo, von Arachne, von den lykischen Bauern, von Ariadne und Theseus, von Daedalus und Ikarus, von Philomen und Baucis, von Orpheus und Euridike und von dem unsäglichen Wunsch des Königs Midas, der mit seiner Hand alles in Gold verwandelt, was er berührt.
Heinz Janisch gelingt es mit viel Sprachgefühl und Einfühlungsvermögen eine Auswahl aus Ovids Metamorphosen einem jungen Publikum näherzubringen. Dabei zeigt sich nach wie vor, die erzählerische Kraft der antiken Geschichten, die die jungen Leserinnen und Leser auch heute noch zu berühren wissen.
Ein überaus schön gestaltetes und erzählerisch beeindruckendes Kinderbuch, das mit eleganter Leichtigkeit klassische Literatur für Kinder aufbereitet und ein schönes gemeinsames Lesevergnügen für Jung und Alt garantiert.
Heinz Janisch, Das goldene Zeitalter. Die Metamorphosen des Ovid, ill. v. Ana Sender, ab 6 Jahren
Zürich: Nord Süd Verlag 2022, 96 Seiten, 23,70 €, ISBN 978-3-314-10614-9
Weiterführende Links:
Nord Süd Verlag: Heinz Janisch, Das goldene Zeitalter
Wikipedia: Heinz Janisch
Homepage: Ana Sender (engl.)
Andreas Markt-Huter, 20-09-2022