Ben Miller, Der Tag, an dem ich in ein Märchen fiel
„Die ersten Sonnenstrahlen fielen über das noch schlafende Dorf, und am Fuß der Anhöhe, genau in der Mitte des Dorfparks, war aus einem anfangs maulwurfshügelgroßen Häuflein Erde, ein brandneuer Supermarkt geworden. Ein Lüftchen wehte und entrollte die braun-goldene Flagge an der Spitze des Fahnenmasts. Darauf stand ein einziges Wort: Grimm’s. (S. 13)
Lana ist enttäuscht, weil ihr großer Bruder Harrison, seit er das Gymnasium besucht, sich verändert hat. Anstatt sich mit ihr die lustigsten und fantasievollsten Spiele auszudenken, sitzt er nur mehr in seinem Zimmer und will beim Lernen nicht gestört werden. Ihr ist langweilig, bis sie mit ihrer Mutter einen geheimnisvollen Supermarkt besucht, der wie von Zauberhand über Nacht errichtet worden ist.
Eigentlich passiert im kleinen Dorf Little Hilcot nie etwas aufregendes, umso erstaunlicher erscheint die Neueröffnung des Supermarkts „Grimm’s“ mitten im Park. Die Erwachsenen sind begeistert von den günstigen Angeboten, die sie in einen wahren Kaufrausch versetzen. Während ihre Mutter den unglaublichen Angeboten nachjagt, trifft Lana auf einen merkwürdigen kleinen alten Mitarbeiter des Supermarkts, dem sie dabei hilft ein rotes, in Leder gebundenes Buch auf ein Regal zu stellen.
„Das soll auf dem obersten Regalbrett stehen, damit neugierige Kinder wie du nicht drankommen!“ (S. 29)
Lana’s Neugier auf das Märchenbuch der Brüder Grimm ist sofort entfacht und es gelingt ihr, ihre Mutter zum Kauf des Buches zu bewegen. Zum Bett gehen liest ihre Mutter aus dem Märchen „Dornröschen“ vor, das Lana begeistert.
Am nächsten Tag begleitet das junge Mädchen auch ihren Vater in den neuen Supermarkt, wo sie wieder auf den merkwürdigen alten Mitarbeiter trifft, dem sie von Dornröschen erzählt. Dieser führt sie in den Bereich mit Süßigkeiten, wo sie „Jelly Babies“, ihre Lieblingssüßigkeiten, entdeckt. Der alte Mann hilft ihr beim Versuch an die Bonbons heranzukommen und schiebt sie kopfüber in die Kiste mit Süßigkeiten.
Plötzlich öffnet sich eine Art Falltür und Lana rutscht durch eine glatte Röhre in vollkommener Dunkelheit nach unten. Als sie aus dem Rohr ausgespukt wird, entdeckt sie zu ihrer Überraschung, dass sie inmitten eines Märchens gelandet ist. Neben Köchen und Dienern, die wie versteinert in ihrer Bewegung verharrt sind, findet sie in einem Obergeschoß des Schlosses eine schlafende Prinzessin. Dahinter erblickt sie eine alte Frau, deren Augen glutrot leuchten. Panisch ergreift Lana die Flucht und kann sich über die Röhre zurück in den Supermarkt retten.
Niemand will ihr die Geschichte von ihrem außergewöhnlichen Abenteuer glauben und so bittet sie ihren Bruder Harrison, sie in den Supermarkt zu begleiten. Sie ahnt nicht, dass die Welt der Märchen in großer Gefahr ist.
Mit viel Fantasie verbindet Ben Miller in seinem Kinderbuch die Welt der Märchen mit der Alltagswelt von Kindern. Neben einer spannenden Handlung, einem Märchenklassiker und stark gezeichneten Protagonisten gefallen auch die altersgerechten Illustrationen, die dem Buch eine besondere Note geben.
Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch mit zahlreichen überraschenden Wendungen, das seine jungen Leserinnen und Leser von Beginn an in seinen magischen Bann zu ziehen vermag. Die klare kindergerechte Sprache machen das Buch auch für Leseanfänger zu einem schönen Leseerlebnis.
Ben Miller, Der Tag, an dem ich in ein Märchen fiel. Ill. v. Daniela Jaglenka Terrazzini, übers. v. Leena Flegler [Orig. Titel: The Day I Fell Into a Fairytale], ab 8 Jahren
München: Ars Edition 2023, 272 Seiten, 15,00 €, ISBN 978-3-8458-5048-1
Weiterführende Links:
Ars Edition: Ben Miller, Der Tag, an dem ich in ein Märchen fiel
Wikipedia: Ben Miller
The Artworks: Daniela Terrazzini (engl.)
Homepage: Leen Flegler
Andreas Markt-Huter, 01-06-2023