Charles Dickens, Eine Weihnachtsgeschichte
„In diesem Buch habe ich versucht, den Geist einer Idee herbeizurufen, und dieser Geist soll meine Leserinnen und Leser nicht verstimmen und nicht aufbringen, nicht gegeneinander, nicht sich selbst gegenüber, nicht dem Weihnachtsfest gegenüber und mir gegenüber schon gar nicht. Möge er auf freundliche Weise in ihren Häusern spuken und möge niemand ihn vertreiben wollen. Euer aller getreuer Freund und Diener, C. D. Dezember 1841“ (S. 7)
Die Geschichte des reichen und kaltherzigen Geschäftsmanns Ebenezer Scrooge, der sich an einem Vorweihnachtsabend vom Geizhals und Verachter des Weihnachtsfestes zum Menschenfreund läutert gehört zu den Klassikern der Weihnachtsliteratur und wurde schon vielfach verfilmt. Diese schöne Neuausgabe wurde von der norwegischen Illustratorin Lisa Aisato bildlich in Szene gesetzt.
Weihnachten steht vor der Tür und während sich alle Menschen bereits auf das Weihnachtsfest einstimmen und vorbereiten, blickt der von allen gehasste und gefürchtete Geschäftsmann Ebenezer Scrooge mit Verachtung auf dieses Verhalten. Nach dem Tod seines Geschäftspartners Marley erscheint Scrooge vier Tage vor Weihnachten der in Ketten gefesselte Geist seines verstorbenen Partners Jacob Marley. Er warnt Scrooge davor, sein Leben so weiterzuführen wie bisher und kündigt ihm das Erscheinen von drei Geistern an.
Der erste Geist hält Scrooge den Spiegel seines bisherigen Lebens vor und führt ihn zurück in die Vergangenheit. Er erlebt die vergangenen Weihnachtstage seiner Kindheit und Jugend wieder. Er sieht aber auch seine seine Einsamkeit und Freudlosigkeit, die er als Kind erleben musste und besonders schmerzhaft wie er seine einzige Liebe verloren hat, weil er seinen Geschäften und dem Streben nach Reichtum den Vorzug gab. Erschüttert und Verzweifelt kehrt er von seinem Ausflug in die Vergangenheit zurück in sein Schlafzimmer in der Gegenwart.
Als nächstes wird Scrooge vom freundlichen Geist der gegenwärtigen Weihnacht aufgesucht, den er in seinem mit Grünpflanzen bedeckten Zimmer vorfindet. Scrooge ist bereit dem Geist zu folgen:
„In der vergangenen Nacht bin ich unter Zwang aufgebrochen und habe eine Lektion gelernt, die jetzt ihre Wirkung zeigt. Wenn du mir heute Nacht etwas beibringen willst, lass mich davon profitieren.“ (S. 76)
Der Geist führt Scrooge in das Haus seines Angestellte Bob Crachit und erlebt, wie dort zwar bescheiden dafür aber umso herzlicher Weihnachten gefeiert wird. Vor allem Bobs kränklicher Sohn Tiny Tim rührt das Herz des alten Geizhalses so, dass er sich um das Überleben des schwachen Jungen zu sorgen beginnt. Beschämt wird er Zeuge, dass Crachit sogar auf Scrooges Wohl trinkt, was Crachits Frau nur schwer verstehen kann. Der Geist und Scrooge wechseln die Szene und sie besuchen seinen Neffen Fred. Beschämt muss er erkennen, dass ihn sein Neffe trotz Scrooges unausstehlichem Verhaltens trotzdem mit sehr viel Herzensgüte betrachtet.
Als schließlich der dritte und furchterregendste Geist erscheint, ergreift Scrooge zunehmend die Panik, weil er langsam sein künftiges Schicksal zu erahnen beginnt.
Der neu verlegte Weihnachtsklassiker von Charles Dickens überzeugt durch eine zeitgemäße, klare und verständliche Übersetzung und seine bibliophile Aufmachung. Die durchgehend farbenprächtig illustrierte Geschichte und das großzügige Format machen das Kinderbuch zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis für alle jungen Leserinnen und Leser sowie zum gemeinsamen Lesern für Jung und Alt.
Charles Dickens, Eine Weihnachtsgeschichte. Ill. v. Lisa Aisato, übers. v. Gabriele Haefs [Orig. Text: A Christmas Carol], ab 8
Zürich: Woow Books / Atrium Verlag 2023, 152 Seiten, 27,90 €, ISBN 978-3-03967-002-4
Weiterführende Links:
Woow Books / Atrium Verlag: Charles Dickens, Eine Weihnachtsgeschichte
Wikipedia: Charles Dickens
Wikipedia: Lisa Aisato
Wikipedia: Gabriele Haefs
Andreas Markt-Huter, 03-10-2023