Joachim Bauer, Lob der Schule

Buch-CoverWas ist das für ein seltsamer Kauz, der auf die Idee kommt, die Schule als Gesamt-Kulturwerk zu loben? Joachim Bauer ist in erster Linie Psychotherapeut und beschäftigt sich meist mit der simplen Frage, wie so ein Gehirn tickt, dass darunter ein Mensch leben kann.

Sein Ansatz, eine „Neurobiologie“ der Schule zu beschreiben, führt letzten Endes zu einem Lob der Schule. Denn alle Beteiligten leisten zwar Schwerarbeit und produzieren ununterbrochen guten Willen, dass das Schulwerk funktioniert, aber niemand wird dafür gelobt.

Die sieben Perspektiven gehen harmonisch logisch vor:

  1. Schüler verstehen – eine „Neurobiologie der Schule“
  2. Schulen – Orte des Grauens oder „Treibhäuser der Zukunft“
  3. Lehrer
  4. Berufswahl und Lehrerausbildung
  5. Eltern
  6. Die Politik, die Wissenschaft und das Problem der Qualitätssicherung
  7. Junge Menschen, die Schule und das Land, in dem wir leben

In diese sieben Tugenden der Schule sind jede Menge Lob, fröhliche Erkenntnis und auch freche Sprüche versteckt. „Wer andern eine Schule baut, muss selbst hinein“, heißt es lapidar und witzig. (35)

Aber auch dramaturgische Überlebensanleitungen beeindrucken in ihrer Logik. Bevor der Lehrer die Klasse betritt, sollte er sich ein wenig konzentrieren. Die Körpersprache ist im Unterricht etwas vom Wichtigsten. Immer den Unruheherden nachgehen, aber nie zu nahe, damit keine Aggression entsteht. Nie mit der Bürokratie beginnen, wer fehlt, sondern mit einer kollektiven Begebenheit. – Solche Überlegungen müßten natürlich in der Ausbildung Platz greifen, aber auch in der Weiterbildung. Und die Weiterbildung sollten Lehrerverbände in die Hand nehmen.

Joachim Bauer formuliert diese scheinbaren Selbstverständlichkeiten mit der Geduld eines Künstlers. Nicht umsonst zitiert er zwischendurch den irisch-amerikanischen Schriftsteller Frank McCourt, der dreißig Jahre lang als Lehrer selbstbewußt aufgetreten ist und von dem das prickelnde Lehrerlob stammt:

Ein Lehrer muß wie ein Künstler sein.“ (52)

Konkret wird schließlich eine Schulvereinbarung gefordert, die Lehrer, Eltern und Schüler unterschreiben müssen. Ein erster Entwurf für so eine Jahresverfassung ist beigefügt.

Und immer wieder kommt der Hinweis, dass die Erwachsenen Kinder und Jugendliche wie Gäste betreuen sollen. Nur auf den Kühlschrank und die Toilette zu zeigen ist für einen Gastgeber einfach zu wenig, und wir Erwachsenen sind schließlich Gastgeber der nächsten Generation.

Als Fußnoten sind immer Leckerbissen versteckt, immerhin handelt es sich beim Lob der Schule ja um eine wissenschaftlich fundierte Arbeit, obwohl die Perspektiven leicht wie in einem spritzigen Theaterstück daherkommen.

Ein letztes Lob: Es gibt nur eine Sache, die teurer ist als Bildung – keine Bildung. Das sagt immerhin der deutsche Bundespräsident Horst Köhler.

Selbst wer nicht gerade mit der Schule zu tun hat, lernt aus diesem Buch, wie Kultur im Gehirn ankommt, ein sinnvolles Leben ermöglicht und Frieden zwischen den Generationen schafft.

Joachim Bauer, Lob der Schule. Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern.
Hamburg: Hoffmann und Campe 2007. 140 Seiten. EUR 13,40. ISBN 978-3-455-50032-5.

 

Weiterführende Links:
Verlag Hoffmann und Campe: Joachim Bauer, Lob der Schule
Homepage: Joachim Bauer

 

Helmuth Schönauer, 27-06-2007

Bibliographie

AutorIn

Joachim Bauer

Buchtitel

Lob der Schule. Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern.

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Hoffmann und Campe

Seitenzahl

140

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-455-50032-5

Kurzbiographie AutorIn

Joachim Bauer ist Medizinprofessor und Psychotherapeut, leitet die psychosomatische Ambulanz an der Uniklinik Freiburg.