Biedermann / Langegger, Der versunkene Pfad

Buch-CoverWir kennen das von den Bus-Chauffeuren: Entweder sie können gut fahren oder gut unterhalten, beide Eigenschaften in einer Person sind sehr selten. Bei den Abenteurern ist es ähnlich, wobei uns Lesern schwache Abenteurer mit guter Erzählkraft besser gefallen als starke Wanderer mit steifer Wortlosigkeit.

Das Abenteuer Alaska lässt sich als Reisebericht nur mehr schwer zu Papier bringen, Alaska so für sich hingesagt ist nicht nur physisch gut durch gewandert sondern auch literarisch ziemlich erschlossen.

Die beiden Jungärzte Christoph Biedermann und Christian Langegger sind einem versunkenen Pfad gefolgt vom Koyukuk River über Kaltag über den Kaltag River nach Unalakleet an der Beringsee. Viel Wegstrecke musste auf Flüssen mit und gegen den Strom bewältigt werden, wobei eine wichtige Erkenntnis gleich einmal zu Beginn des Berichtes auftaucht: Man weiß bei Flüssen nie, wie schnell sie im Endeffekt fließen.

Eine echte Einöde besteht naturgemäß aus Einöde, und sie zu beschreiben wird bald einmal öd. Also sehen wir die beiden Abenteurer mehr oder weniger hygienisch derangiert durch diverse Hölzer, Gebüsche und Vegetationen strolchen. Zwischendurch winken verschlossen wirkende Hütten und Jagdutensilien aus dem Text. Dann kommt der obligate Bär aus dem naturbelassenen Unterholz, der Rest ist Expeditionsalltag, Fische, Geschirr, Schlauchboote, Feuerstellen. Ein Pfadfinderausflug, nur eben größer dimensioniert.

Von diesen Fotos aufgegeilt wendet sich der Leser dem Bericht zu und fällt in ein Expeditionskoma. Ein gewöhnlicher Büro-Tag im November ist kürzer und aufregender als ein Wandertag im Sommer hinter dem Polarkreis.

Aufstehen, waschen, einpacken, hungern, abmagern, regenerieren, Karte lesen - bald einmal ist es egal, wie viel Zucker noch im Rucksack ist und ob der Fisch versalzen ist.

Die übergenauen Protokolle sind für die beiden Autoren vielleicht aufregend, für einen normalen Leser aber wird die Lektüre mindestens so anstrengend wie die Expedition für die Autoren.

Da liegt ja auch die große Crux dieses Buches begraben. Auf der einen Seite wollen die beiden Abenteurer aus der Zivilisation aussteigen und endlich einmal ohne die blöden Dinger der üblichen Kommunikation auskommen, und dann kommen sie aus Alaska zurück und quasseln und quasseln, bis man als Leser seinerseits in die Einöde flüchtet.

Gut gemeint, ein netter Vortragsabend für Verwandte vielleicht, aber wer wandern möchte, wird es selber tun, und wer lesen will wird sich eine Lektüre besorgen, nicht einen Wanderbericht.

Christoph Biedermann / Christian Langegger, Der versunkene Pfad. Abenteuer in der Wildnis Alaskas. mit zahlr. Fotos.
Innsbruck: Berenkamp 2006. 174 Seiten. EUR 23,80. ISBN 978-3-85093-210-9.

 

Weiterführende Links:
Amazon: Biedermann/Langegger, Der versunkene Pfad

 

Helmuth Schönauer, 19-01-2008

Bibliographie

AutorIn

Biedermann / Langegger

Buchtitel

Der versunkene Pfad. Abenteuer in der Wildnis Alaskas

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2006

Verlag

Berenkamp

Seitenzahl

174

Preis in EUR

23,80

ISBN

978-3-85093-210-9

Kurzbiographie AutorIn

Christoph Biedermann , geb. 1978 in Innsbruck, ist Turnusarzt in Salzburg.

Christian Langegger, geb. 1978 in Schwarzach/Pongau, ist Turnusarzt in Schwarzach.