Julian Schutting, Katholisch geblieben

Buch-CoverIn der Literatur kommt das Katholische meist sehr schlecht weg und wird oft eher als Vorhölle umrissen denn als paradiesische Angelegenheit.

Man denke nur an die katholischen Höllen-Orgien am Dorf bei Josef Winkler, da bleiben die literarischen Helden meist verwundet auf der Strecke.

Julian Schutting legt mit seinen drei katholischen Texten durchaus interessante Bachsteine in das religiöse Wässerchen, um darin behände ans transzendentale Ufer zu gelangen.

Im Text "Katholische Kindheit" wird der liturgische Jahreslauf aufgegriffen und mit einer positiven Erinnerung unterspült. Alle diese Zeremonien, Feste, Heiligenempfänge und Weihrauchversammlungen haben für das Kind etwas theatralisch Angenehmes im Auge. Ständig ist was los, von einer skurrilen Heiligengeschichte taumelt man in die nächste, und die Werktage dazwischen empfindet gerade das Kind als durchaus spielerisch und amüsant.

Ob ich "glaube", das wüsste ich heutzutage genauso wenig wie als ein Kind zu sagen. Dem katholischen Glauben bin ich durch das verbunden, was er für mich mit der Kunst gemeinsam hat - Transfiguration und Transsubstantiation enthalten das Geheimnis der Kunst und sind von der Wahrheit der Poesie als in der Weise wirklich, dass ihre Wirklichkeit eine andere ist als die der Dinge und Begriffe[...] (21 f)

In der Meditation "Eine Betrachtung" sinniert Julian Schutting öffentlich über poetische Sätze wie "Und als es Abend ward" und liefert dann ein paar theologische Umkreisungen zur Fügung "Dies ist mein Leib, mein Blut ab." (24)

Im dritten Text ist das meist martialisch von einer Orgel in die Höhe gespielte "Te Deum" Vorlage für einige Variationen der pathetischen Art.

In Sandsteinhöhlen, vor Felsentürmen, / inmitten von Buchenwäldern sei, / Du großer Gott, für das gepriesen, / was Deine Dombaumeister / der Natur nachgeschaffen haben, / der Du - Te deum laudamus - / Gewaltiges geschaffen hast, / aber auch unfassbar Zartes! (41)

Julian Schutting trägt in seinen katholischen Texten ziemlich dick auf, die Poesie wird dabei ganz schön heftig von einer Paste der paradiesischen Euphorie zugespachtelt. Schöne Kindheit, schöne Heilige und schöne Poesie aufeinander gelegt ergeben ein sehr dickes Wurstbrot, bei dem das Brot schließlich gar nicht mehr zu sehen ist.

Literatur ist das eine, Theologie das andere. Man sollte es nicht vermischen, denn im besten Falle entsteht transzendenter Kitsch daraus.

Julian Schutting, Katholisch geblieben. Drei Texte.
Innsbruck: Kyrene 2007. 42 Seiten. EUR 7,-. ISBN 978-3-900009-24-3.

 

Weiterführende Links:
Kyrene-Verlag: Bücher
Wikipedia: Julian Schutting

 

Helmuth Schönauer, 23-01-2008

Bibliographie

AutorIn

Julian Schutting

Buchtitel

Katholisch geblieben. Drei Texte

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Kyrene

Seitenzahl

42

Preis in EUR

7,00

ISBN

978-3-900009-24-3

Kurzbiographie AutorIn

Julian Schutting, geb. 1937 in Amstetten, lebt in Wien.