Christoph Wagner, Gefüllte Siebenschläfer

Buch-CoverMord im Feinschmeckermilieu! Wer fein isst, wird fein ermordet.

Im zweiten Carozzi-Krimi, der erste Fall wurde 2002 unter dem Titel "Schattenbach" aufgetischt, verschlägt es den Archäologen Carozzi auf die imaginöse Inselstadt Balaor vor Triest, wo er ein römisches Steine-Museum (Lapidarium) einrichten soll.

Schon bei der Ankunft fließt das Blut, als eine heruntergestürzte Figur im Kopf des Opfers tödliche Schäden hinterlässt und Blaulichtalarm auslöst.

Carozzi ist mittlerweile Mexiko-Experte geworden, nicht nur die Ausgrabungen dort haben ihm eine neue Lebenssicht vermittelt, auch die speziellen Speisen, die nicht selten zu einer Feinschmecker-Trance führen, haben es dem reisenden Archäologen angetan.

Was liegt also näher, als das Steine-Museum mit einer guten Restauration zu verbinden, die Köchin Gilda scheint allerhand geheimnisvolle Rezepte zu kennen.

So wird also alles zu einem Rezept, aus den absurdesten Tieren und Gewürzen entstehen Gaumen reizende Speisen, unter anderem gibt es gefüllte Siebenschläfer, die das Herz des Gourmets höher schlagen lassen, freilich auch die Umweltschützer auf den Plan rufen.

Überhaupt hinterlässt Carozzi neben der Gaumenspur offensichtlich eine Blutspur. Die Figur des Erzengels erschlägt einen Passanten, die Direktorin des Hospizes wird bei einer Gaumenfete vergiftet, eine reiche Patientin des Pflegeheims stirbt an emotionalem Liebesschock und eine mafiaähnliche Fehde auf offener Straße trägt sich ebenfalls vor den Augen Carozzis zu. Der Kommissar, der dies alles aufklären soll, ist ziemlich ungehalten über den todbringenden Steine-Forscher. (254)

Allmählich klärt sich der Zusammenhang all dieser Verbrechen und Todesfälle. Es geht um alte Rechte, Liegenschaften und ums Geld, das in Zukunftsprojekte gesteckt werden soll. Moderne Investoren und alte Rechtsinhaber stehen sich wieder einmal im Wege.

Am Schluss endet alles, wie es begonnen hat, Carozzi besteigt seinen uralten Lada und fährt offensichtlich seinem neuen Fall entgegen.

Gefüllte Siebenschläfer ist nur so nebenher ein Krimi, bei dem so genannte Fälle eine Rolle spielen. In der Hauptsache geht es um dieses üppige adriatische Sommergefühl, wo alte Kultur, Herzlichkeit des Alltags, touristische Geheimtipps und jede Menge Feinschmeckereien im Vordergrund stehen. Als Leser erlebt man einen luziden Zustand einer überaus sinnlichen Kultur. Aus diesem Grund greift manchmal der Text selbst in die Saiten und singt sich ein Lied, sobald jemand den Mund aufmacht, redet er in Rezepten und feinen Abschmeckungen. Christoph Wagners Roman ist ein perfekter Gastrosophen-Krimi.

Christoph Wagner, Gefüllte Siebenschläfer. Ein Carozzi-Krimi.
Innsbruck: Haymon 2007. 310 Seiten. 17,90. EUR. ISBN 978-3-85218-542-2.

 

Weiterführende Links:
Haymon-Verlag: Christoph Wagner, Gefüllte Siebenschläfer
Wikipedia: Christoph Wagner

 

Helmuth Schönauer, 06-03-2008

Bibliographie

AutorIn

Christoph Wagner

Buchtitel

Gefüllte Siebenschläfer. Ein Carozzi-Krimi

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Haymon

Reihe

Carozzi-Krimi

Seitenzahl

310

Preis in EUR

17,90

ISBN

978-3-85218-542-2

Kurzbiographie AutorIn

Christoph Wagner, geb. 1954 in Linz, lebt als Autor und Gastrosoph in Wien, Linz und Kindberg.

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