Wolfgang Denkel, Ja Nein Ja

Buch-Cover

Zwar heißt es im Sprichwort artig: Deine Rede sei ja oder nein, aber im wirklichen Leben ist eine Mischung aus Ja und Nein gefragt.

Leonhard Kramer ist so ein moderner Held, dem mitten im Satz die Koordinaten der Wahrnehmung verloren gehen. Höchstens der Beginn seiner Odyssee durch sich selbst ist eindeutig. Kramer sitzt im Restaurant, sieht draußen einen schwankenden Mann, und wie er dann das Restaurant verlässt, stirbt dieser Mann in einer stillen Hofeinfahrt in seinen Armen. Freilich gibt es noch einen dieser berühmten Todesdialoge Marke Weltliteratur:

Jetzt gehts abwärts in die Hölle! - Die Hölle ist hier, die Hölle ist hier, von hier gehts nach oben, hier ist der Keller der Welt. (10)

Dieser unbekannt Gestorbene wird in der Folge Kramer nicht mehr in Ruhe lassen. Immer wieder tauchen entfernte oder vorgeblich nahe Verwandte auf und wollen etwas vom Toten wissen, und sei es nur die Art, wie er gestorben ist.

Zuerst unbemerkt aber dann penetrant gesellt sich eine Frau im grünen Kleid zum Helden. Was immer dieser tut, denkt oder in Angriff nimmt, die grüne Frau ist still dabei wie der Schatten einer schlecht ausgeleuchteten Seele.

Nachdem der erste Teil, der schlicht "Ein gewöhnlicher Anfang" benannt ist, irgendwie nichts mehr her gibt, ändert Kramer seine Identität und nennt sich im Mittelteil Leichtfeld, damit das Leben leichter wird. Dieser Teil heißt "ein ziemliches Durcheinander". Darin will sich Leichtfeld verlieben, was aber nicht leicht ist, weil ja ständig die Frau mit dem grünen Kleid einen ordentlichen Aufriss verhindert. Auch der Leser wird immer wieder um Rat gefragt, so erscheinen plötzlich zwei Passfotos von Frauen und der Leser kann sich mit dem Helden aussuchen, welche Frau wohl für eine Beziehung in Frage käme.

Der letzte Teil heißt logischerweise ein mögliches Ende. Darin wird Kramer wieder zu Kramer und schreibt alles auf, was ihm so passiert. Ganze Tage verbringt er mit dem Aufschreiben von Strategien, und Todo-Listen.

Auch eine formidable Krankheit bringt trotz Pflege keine wirklich glückliche Wendung. Dabei werden die richtigen Fragen gestellt: "Mögen Sie es, ein Körper zu sein?" (168) Und Kramer resignierend: "Aber man kann doch nicht immer sich selbst berühren?"

Am Schluss geht die Wahrnehmung in ein minutiöses Protokoll über. Wenn es gelingt, die einzelnen Erlebnishappen als Einzelteile wahr zu nehmen, gibt es dann einen Gesamteindruck? Vielleicht sogar das Glück?

Wolfgang Denkels Roman zeigt die Unmöglichkeit, ein kompakter Mensch zu sein. Nur wer die einzelnen Segmente seines Lebens in ihrem Widerspruch nicht zu einem Puzzle-Bild, sondern zu einem Haufen geronnener Zeit zusammenfügt, kann vielleicht sinnvoll das Leben über die Bühne bringen. Vielleicht auch nicht. Ja. Nein. Ja.

Wolfgang Denkel, Ja. Nein. Ja. Roman.
Graz: Droschl 2008. 212 Seiten. EUR. 19,-. ISBN 978-3-85420-734-4.

 

Weiterführender Link:
Droschl-Verlag: Wolfgang Denkel, Ja. Nein. Ja

 

Helmuth Schönauer, 29-01-2008

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang Denkel

Buchtitel

Ja Nein Ja

Erscheinungsort

Graz

Erscheinungsjahr

2008

Verlag

Droschl

Seitenzahl

212

Preis in EUR

19,-

ISBN

978-3-85420-734-4

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Denkel, geb. 1958 im Rheinland, lebt in Hamburg.

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