Diane Broeckhoven, Herrn Sylvains verschlungener Weg zum Glück
Ende gut, alles gut. Das Glück kommt, wenn man es erwartet. Umwege sind dazu da, dass sie zum Glück führen. - Tausende Sprichwörter könnte man anführen, um das Wesen dieser romantischen Geschichte zu beschreiben.
Sylvain ist ein Stubenhocker und Mamma-Bubi. Mit seinen sechsunddreißig Jahren erweckt er nicht gerade die schnelle Sympathie bei den Lesern.
Während seine Schwestern längst das Weite gesucht haben und eigenständig geworden sind, kommt Sylvain nicht in die Gänge. Irgendwie kriecht alles mit der Geschwindigkeit seiner Schildkröte Gaby in die Zukunft, halb gepanzert, halb im Winterschlaf.
Doch dann trifft er einen Kollegen, der ihn auf Hilfsgüter-Tour nach Rumänien mitnehmen will. Pünktlich bricht sich darauf hin Mama Julienne etwas bei einem Haus-Unfall, jetzt muss die Reise abgeblasen und die Mutter gepflegt werden.
Auch der Kauf einer Wohnung bringt noch keine Befreiung, aber immerhin eine Perspektive, wie man aus der Umklammerung der Mutter fliehen könnte. Die Lösung kommt wie immer im Leben dann, wenn man sie nicht erwartet. Auf einer Kaffeefahrt an die Nordsee lernt Sylvain zwei Mädchen aus Rumänien kennen, eine ist als Kind voller Angst geflüchtet, die andere ist hier zur Welt gekommen. Diese beiden Damen verzücken in Zukunft den Junggesellen und seine Mutter, denn diese Bescheidenheit zwingt geradezu zur Erscheinung des Glücks.
Während der Sohn heimlich seine künftige Frau trifft, genießt seine Mutter die Vorzüge eines sonnigen Gemüts, allmählich schwinden auch ihre latenten Vorurteile gegenüber anderen Kulturen.
"Meine Jugend wird in Kürze endgültig vorüber sein", (109) seufzt die Mutter, als eine glorreiche Zukunft und neues Familienglück ins Haus stehen. Bei einem Show-Down der wonniglichen Art stellt sich das Liebespaar dann dem kleinen Familienclan vor und alles wird gut. Es darf vor Rührung geweint werden.
Diane Broeckhoven zieht in ihrem Roman alle Register der Rührung. Es ist einfach schön, wenn ein Leben gut ausgeht, zumindest so lange das Buch offen ist. Politische Großwetterlage, gängige Karriereplanung und die Schwerkraft der Lebensplage sind so gut wie ausgeschaltet. Auf Unfall, Krankheit und familiären Stress folgt verlässlich das Glück, wenn man an die Romantik glaubt. Die schönen Geschichten sind eben immer ein wenig verschlungen, auch wenn sie oft einfach gestrickt sind.
Diane Broeckhoven, Herrn Sylvains verschlungener Weg zum Glück. Roman. A. d. Niederl. von Jörn Pinnow. [Orig.: Mise en bouteille, Antwerpen 2007.]
München: C H Beck 2008. 159 Seiten. EUR 14,90. ISBN 978-3-406-57740-6.
Weiterführende Links:
Verlag C. H. Beck: Diane Broeckhoven, Herrn Sylvains verschlungener Weg zum Glück
Wikipedia: Diane Broeckhoven