Ingrid Buschmann, Der unglückliche Schüler

buchcoverIn manchen Bereich erfahren wir die Schule als kleines Mysterium. Beispielsweise wenn wir uns die pädagogisch vernichtende Frage stellen: Wie ist es möglich, dass sich interessierte und begeisterte Kindern oft innerhalb kürzester Zeit in frustrierte und unglückliche Schüler verwandeln können.

Ingrid Buschmann nähert sich diesem Thema sowohl aus der Sicht der Erziehungswissenschaftlerin als auch aus der Sicht einer Mutter von drei Kindern und langjährigen Elternvertreterin und Pressesprecherin des Bundesverbandes der Elternvereinigung an Höheren und Mittleren Schulen Österreichs.

Damit ist gleich klar, dass ihr vor allem die Schüler am Herzen liegen, was programmatisch schon im Titel des Sachbuches zum Ausdruck kommt Der unglückliche Schüler. Worunter Kinder leiden und wie Eltern helfen können.

Gleich zu Beginn hält Ingrid Buschmann fest, dass es wichtig ist, sein Kind besser kennen zu lernen. "Ist unser Kind intelligent oder ein Dummerchen?" (11) Dabei räumt die Autorin aber gleich mit dem Vorurteil auf, dass Intelligenz ein mehr oder weniger unveränderliches Merkmal des Menschen sei. Stattdessen gibt sie Tipps, wie sich in einer lernförderlichen Umgebung Intelligenz entwickeln kann.

Buschmann spricht in ihrem Buch auch ganz offen Fragen an, die für viele Eltern von besonderem Interesse sind z.B. Sollen Kinder schon vor Schulbeginn Lesen oder Schreiben und Rechnen lernen? Können lernschwache Kinder in einer "Sonderschule" besser gefördert werden? oder: Bietet das Wiederholen einer ganzen Schulstufe schwachen SchülerInnen bessere Chance, weil sie die Möglichkeit haben Entwicklungsrückstände aufzuholen? Buschmann erteilt den vom Staat vorgesehenen Maßnahmen bei schwachen schulischen Leistungen eine freundliche Absage und fordert damit die Eltern in ihre Pflicht, bewusster am schulischen Schicksal ihrer Kinder teilzunehmen:

Dem staatlich organisierten "Unterstützungssystem" für solche Kinder sollten Eltern eher nicht vertrauen.

Es ist daher wichtig die Schule, die das Kind besucht, besser kennen zu lernen. Anhand von mehreren Beispielen zeigt die Autorin wie unterschiedlich das Lernumfeld in unseren Schulen sein kann. In diesem Zusammenhang kommen natürlich auch Fragen zur Gesamtschule oder nach der Schulwahl "Hauptschule oder Gymnasium?" (52). Angesprochen werden auch Phänomene wie das "Nachhilfeproblem", das hauptsächlich Gymnasien betrifft oder bedenkliche Entwicklungen, die sich aus den Leistungsgruppen an den Hauptschulen ergeben können.

Ein nächster wichtiger Kreis geht den Fragen nach die auftreten, wenn Probleme zwischen MitschülerInnen untereinander oder mit LehrerInnen auftreten, also der Frage: was geschieht in den Klassenzimmern. Dass Mobbing unter Schülerinnen und Schülern keine Seltenheit ist, wird anhand der aktuellen TIMMS-Studie (Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie) erläutert. Anhand von mehreren Beispielen beschreibt Buschmann wie Kinder von Lehrern schikaniert werden können und welche Möglichkeiten es gibt, darauf entsprechen zu reagieren.

Bei den Richtlinien zur Leistungsbeurteilung an den Schulen erfahren wir abhängig vom geltenden Schulrecht in Österreich und Deutschland darüber, was eine Schülerleistung überhaupt ist und wie man sich gegen ungerechte Beurteilungen wehren kann.

In einem abschließenden Kapitel werden die Eltern aufgefordert sich mehr in das schulische Leben einzumischen. Es werden aber auch die Schwierigkeiten vieler Eltern mit dem System Schule aufgezeigt und welche wichtige Bedeutung Elternsolidarität und engagierte Elternvertreter für das schulische Leben haben können.

Ingrid Buschmann gelingt es mit ihrem Buch viele Sorgen von Eltern und Kinder anzusprechen und sowohl das Verhalten der Kinder als auch die Institution Schule verständlich zu machen. Mit ihrem kritischen Zugang zum Thema scheut sich nicht, das oft sehr emotionsgeladene Thema Kind und Schule auf eine sachliche Ebene zu führen und konkrete Lösungsvorschläge anzubieten. Das überaus lesenswerte Buch empfiehlt sich nicht nur für Eltern, deren Kinder Schwierigkeiten in der Schule haben.

Ingrid Buschmann, Der unglückliche Schüler. Worunter Kinder leiden und wie Eltern helfen können, mit s/w-Abbildungen
Wien: Ueberreuter-Verlag 2009, 176 Seiten, 17,95 €, ISBN: 978-3-8000-7433-4

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter-Verlag: Ingrid Buschmann, Der unglückliche Schüler

 

Andreas Markt-Huter, 25-09-2009

Bibliographie

AutorIn

Ingrid Buschmann

Buchtitel

Der unglückliche Schüler

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Ueberreuter-Verlag

Seitenzahl

176

Preis in EUR

17,95

ISBN

978-3-8000-7433-4

Kurzbiographie AutorIn

Ingrid Buschmann wurde in Krefeld geboren, ist Erziehungswissenschaftlerin, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Die langjährige Elternvertreterin ist Pressesprecherin des Bundesverbandes der Elternvereine an den AHS in Österreich.