Erika Kronabitter, Viktor

Buch-CoverDie Gier ist ein Luder, alles, was die Menschen kaputt macht, geht auf die Gier zurück. - Im Roman Viktor ist der Held völlig perplex, dass das Leben völlig anders abläuft, als er es je geplant hatte.

Viktor ist der Ehemann von Mona, die man lose aus dem Roman "Mona Liza" als kaputte Heldin in Erinnerung hat.

Viktor ist Gefängniswärter und hat ständig Pech. Als er den morgendlichen Rundgang beginnt, findet er einen toten Häftling. Selbst nach dem Abgang machen solche Menschen noch Arbeit, meint Viktor ganz beamtenmäßig.

Längst ist das Leben für Viktor gelaufen und alle Systeme schlagen über seinem Kopf zusammen und ertränken ihn mit Unsinn. Als treuer Beamter hat er sich einst Halt vom Staat erwartet, aber längst ist jegliche Zuversicht in die da oben einer Resignation gewichen.

Die Regierung hat es in der Hand. Die, die man sterben lassen will, lässt man sterben. (30)

Und tatsächlich sind die Schweinereien überall auszumachen. Der oberste Boss verleiht Gefangene an den Staatsanwalt, damit sie ihm quasi gratis das Haus fertig bauen. Auf allen Ebenen wird getrickst und gemobbt. Wer überleben will, muss sich diesem System anschließen.

Dabei hat Viktor durchaus eine sadistische Ader. "Wie gut das tat, dem anderen beim Knicken zuschauen zu können." (50) Beispielsweise hat er einmal während der Ausbildung seinem Freund ein Arbeitsstück vernichtet, so dass dieser durch die Prüfung gefallen ist.

Und wozu das Ganze? - Damit es in der Ehe schön ist, damit Mona glücklich ist, damit das Haus etwas her macht. Mona freilich pfeift längst auf diese Idylle. Sie hat die Geschlechtsverkehre eingestellt und widmet sich ihren Psychosen. Was immer Viktor macht, er macht es zu spät, falsch oder in unechter Stimmung.

Viktor ist ziemlich am Ende mit sich und seiner Ehe. Die Gier ist schuld, weiß er. Im Staat und in der Bürokratie können sie alle nicht genug kriegen. Dabei ergeht es ihm mit seiner Sexualität ähnlich, er kann nicht genug kriegen. Wo immer sich eine Gelegenheit in den Amtsräumen ergibt, wird sofort der Sexualität gefrönt. Von Genuss ist schon längst nicht mehr die Rede, es ist diese tierische Gier, die Viktor befallen hat.

Erika Kronabitter erzählt im zweiten Teil der Ehe-Trilogie aus der Sicht des Mannes, dass eine Ehe niemals funktionieren kann. Viktor wird als durchschnittlicher, tierischer Kleinbeamter dargestellt, der mit untauglichen Mitteln ums Überleben kämpft. Allerdings tritt der Held an manchen Stellen so erbärmlich auf, dass man als Leser sofort Mitleid und Verständnis entwickelt. Die männliche Sexualität wird zwar als Zumutung dargestellt, aber das Dilemma älterer Herren kommt gut zum Vorschein: Werden sie aktiv, stempelt man sie als lüsterne Althengste ab, tun sie nichts, sind sie Waschlappen, die nicht einmal für ein Hobby taugen. Kaputte Helden können manchmal auch witzig sein, wenn alles danebengeht.

Erika Kronabitter, Viktor. Roman.
Hohenems: Limbus 2009, 125 Seiten. EUR 14,90. ISBN 978-3-902534-30-9.

 

Weiterführende Links:
Homepage: Erika Kronabitter
Limbus-Verlag: Erika Kronabitter, Viktor

 

Helmuth Schönauer, 28-09-2009

Bibliographie

AutorIn

Erika Kronabitter

Buchtitel

Viktor

Erscheinungsort

Hohenems

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Limbus

Seitenzahl

125

Preis in EUR

14,90

ISBN

978-3-902534-30-9

Kurzbiographie AutorIn

Erika Kronabitter, geb. 1959 in Hartberg, lebt in Feldkirch.

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