Klaus Zierer, Schulische Werteerziehung
"Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben", schrieb der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse Viktor Frankl und deutete damit die große Bedeutung der Wahrhaftigkeit von Denken und Handeln an, wenn es um die Vermittlung von Werten geht.
Wie schaut es aber im Bereich der schulischen Werteerziehung aus. Werte, Moral und die entsprechende Erziehung werden häufig als selbstverständlich betrachtet so der Herausgeber des Kompendiums "Schulische Werteerziehung" Klaus Zierer. Dies sei mit Grund dafür, dass der Diskurs über Werte in der Erziehung nicht abreißt. Menschen fällen ständig Urteile und bewerten Sachen und Situationen, wobei sich die zugrunde liegenden Werte nur selten eindeutig bestimmen lassen.
In sechs Abschnitten setzt sich das Lehrbuch mit den verschiedenen theoretischen und praktischen Aspekten der schulischen Werteerziehung auseinander. Im ersten Teil "Terminologische Vorüberlegungen" erläutert Werner Wiater die begrifflichen Grundlagen einer schulischen Werteerziehung wie z.B. "Wert, Norm, Tugend und Moral" aber auch von "Bildung, Erziehung, Unterricht, Schulleben" oder "Werterziehung".
Im zweiten Abschnitt "Interdisziplinäre Zugänge und theoretische Grundlagen schulischer Werteerziehung" wird die Problematik der Werteerziehung aus so unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet, wie z.B. aus psychologischer Sicht, philosophisch-theologischer Sicht, soziologischer Sicht, neurobiologischer Sicht, historischer Sicht, berufswissenschaftlicher Sicht, rechtlicher Sicht und bildungstheoretischer Sicht.
Ein dritter Abschnitt beleuchtet verschiedene Ansätze einer Werteerziehung wie z.B. die traditionellen Ansätze, zu denen "romantische Erziehungsphilosophien" ebenso zählen wie eine technologisch ausgerichteten Wertevermittlung oder die Moralerziehung im Sinne von Lawrence Kohlberg. Auf der anderen Seite stehen die sogenannten integrativen Ansätze einer Werteerziehung, in denen unterschiedliche Erziehungskonzepte integriert werden, was aber nur möglich ist, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Der vierte Abschnitt "Schulische Einflussgrößen und Handlungsfelder" setzt sich mit den äußeren und inneren Rahmenbedingungen von Unterricht auseinander, thematisiert die Unterrichtsgestaltung und die Fragen nach den Inhalten in Bezug auf die Werteerziehung und stellt die Frage nach den Anforderungen an die Lehrkräfte.
Im fünften Abschnitt "Möglichkeitsräume schulischer Werteerziehung" wird die Werterziehung im schulischen Umfeld thematisiert. Dabei wird der werterziehende Unterricht, wie in schon Johann Friedrich Herbart vor 200 Jahren gefordert hat, näher beleuchtet und für die Gegenwart untersucht. Aber auch fächerübergreifende Ansätze einer Werterziehung in denen eine moralische Atmosphäre im Mittelpunkt stehen werden ebenso behandelt, wie die Bedeutung von Dilemma-Diskussionen oder der sogenannten "Values and Knowledge Education" für die moralische Urteilsbildung beschrieben werden.
Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit der "Evaluation schulischer Werteerziehung" und reicht von Frage der Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung im Unterricht, über Hindernisse für schulische Werteerziehung bis hin zum Verhältnis von Bildungsstandards und Werteerziehung. Am Abschluss stehen Überlegungen, wie sich Projekte zur Werteerziehung evaluieren lassen und wo die Grenzen der Planbarkeit und Evaluierbarkeit schulischer Werteerziehung liegen.
Das Kompendium zur schulischen Werteerziehung eröffnet einen umfassenden Einblick in die theoretischen und praktischen Grundlagen für eine bewusste Vermittlung von Werten im schulischen Bereich. Knapp zwanzig ausgewiesene Experten auf dem Fachgebiet der Pädagogik haben die Beiträge diese überaus informativen, hilfreichen und anregenden Sachbuch zum Thema Werteerziehung verfasst, das vor allem an Pädagoginnen und Pädagogen gerichtet ist.
Klaus Zierer, Schulische Werteerziehung. Kompendium
Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2010, 284 Seiten, 24,70 EUR, ISBN: 978-3-3840-0713-1