Christian Weißenburger, Helden lesen!

Buch-Cover

Lesen gehört zu den zentralen Kulturtechniken, ohne die eine moderne Gesellschaft nicht mehr denkbar ist. Nichts scheint daher naheliegender, als sich den Kopf zu zerbrechen, wie es gelingen kann, auch Lesemuffel für das Lesen zu gewinnen.

Christians Weißenburgers Zielgruppe und Programm zur Leseförderung kommen bereits im Buchtitel zum Ausdruck Helden lesen! Die Chance des Heldenmotivs bei der Leseförderung von Jungen. Ausgerichtet ist das Buch vor allem als Hilfe für den Unterricht in der Sekundarstufe.

Mit Hilfe einer empirischen Untersuchung wurde vom Autor der Lektüreunterricht bei Jugendlichen der Klassenstufe 7/8 näher unter die Lupe genommen. Weißenburger geht davon aus, dass aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eine Lesesozialisation außerhalb der Schule nicht mehr vorausgesetzt werden kann.

Lesen wird immer mehr zu einer weiblichen Tätigkeit, bei Jungen tritt die Beschäftigung mit dem Buch zu Gunsten anderer Medien zunehmend in den Hintergrund. (1)

Der empirischen Untersuchung des Autors werden in einem 1. Teil theoretische Ausführungen zum Stand der Leseforschung und der Leseförderung vorangestellt, wo er auch die eigene Position offenlegt, wie und mit welchen Inhalten Lesen gefördert werden kann. Die beiden konkurrierenden Ansätze, von denen ein Ansatz vor allem auf die Entwicklung der Lesekompetenz setzt, während beim Anderen die Förderung der Lesefreude im Mittelpunkt steht, bieten Gemeinsamkeiten, die zum Erfolg führen können, wenn sie sich gezielt an den Bedürfnissen der Schüler orientieren. "Lesemotivation" ist Voraussetzung für eine gewinnbringende Lesekompetenzentwicklung. (24)

Ein weiterer Abschnitt setzt sich mit den jungen Lesern auseinander, mit der literarischen Sozialisation in der Familie und in der Schule und wie sehr das Leseinteresse vom Geschlecht und von den Medien beeinflusst wird. Thematisiert wird auch das Verhältnis von Freizeit- oder Privatlektüre zur Schullektüre, wobei Weißenburger eine "stille" Kanonbildung bei der Lehrerschaft kritisiert. Als Schullektüre ließen sich meist problemorientierte Jugendbücher finden, die zum großen Teil noch aus den 70-er und 80-er Jahren stammen, was auch auf das hohe Durchschnittsalter in der Lehrerschaft [Baden-Württemberg, Anm. A. M.-H.] (52) zurück zu führen sei.

Ein lohnenswerter Ansatz, zielgerichtet die inhaltlichen Vorlieben der Schülerinnen und Schüler auch unter dem Genderaspekt anzusprechen, ist daher m. E. das Lesen von Abenteuerbüchern und Kriminalgeschichten im Unterricht. (60)

Für die männlichen Schüler erscheint die mangelnde Motivation als entscheidender Faktor für deren schlechte Leseleistungen, wie sie z.B. im PISA-Test festzustellen sind, was den engen Zusammenhang zwischen Lesekompetenz, Leselust und Leseaktivität unterstreicht.

Im Abschnitt "Helden als Lesestoff" entwickelt Weißenburger nun ein Modell der Leseförderung, das die Lust der Kinder und Jugendlichen, mit besonderem Hinblick auf die Buben, fördern soll, indem die Schullektüre an den Interessen der Schüler ausgerichtet wird.

Der anschließend ausführlich dargelegten empirischen Untersuchung legt der Autor folgende Hypothesen zugrunde:

  1. Leseförderung mit Lektüren, die sich am Prinzip des "Helden" orientieren, wird von Jungen mehr akzeptiert als Leseförderung mit  problemorientierter Literatur.
  2. Die Lesemotivation vor allem der Jungen kann durch einen Literaturunterricht, der mit Heldengeschichten operiert, gesteigert werden.
  3. Die Lesekompetenz insbesondere der Jungen kann durch eine Leseförderung mit Heldengeschichten indirekt mittelfristig gesteigert werden. (77)

Auch wenn die Untersuchung über den Einfluss der Schullektüre lediglich anhand von zwei Schulklassen durchgeführt worden ist, bieten die Überlegungen des Autors einen interessanten Ansatz, um das Leseinteresse und die Lesemotivation vor allem der männlichen jungen Leser zu forcieren. Ein empfehlenswertes Sachbuch für alle, die sich mit Lesen und Leseförderung näher auseinander setzen wollen.

Christian Weißenburger, Helden lesen! Die Chancen des Heldenmotivs bei der Leseförderung von Jungen.
Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2009, 221 Seiten, 24,70 €, ISBN 978-3-8340-0628-8

Andreas Markt-Huter, 20-05-2010

Bibliographie

AutorIn

Christian Weißenburger

Buchtitel

Helden lesen! Die Chancen des Heldenmotivs bei der Leseförderung von Jungen

Erscheinungsort

Baltmannsweiler

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Schneider-Verlag Hohengehren

Seitenzahl

221

Preis in EUR

24,70

ISBN

978-3-8340-0628-8

Kurzbiographie AutorIn

Dr. Christian Weißenburger ist Realschullehrer an der Matern-Feuerbacher-Realschule für die Fächer Deutsch, Musik und Sport. Außerdem hat er Lehraufträge an der Pädgogischen Hochschule Ludwigsburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Literaturdidaktik, Kinder- und Jugendliteratur, Gender Forschung und Medienpädagogik.