C. Molero, Bellas letztes Geheimnis

Buch-CoverManchmal besteht der Reiz der Literatur einfach darin, inwiefern sich der Autor oder die Autorin trauen, vorhandene Klischees bis an den Rand mit frischem Erzählwachs auszugießen.

C. Molero traut sich so ziemlich alles und legt einen Psychokrimi aus der Kitzbühler Tennisgesellschaft vor. Im Mittelpunkt steht Bella, eine Künstlerin und Beziehungs-Jongleuse in erlauchten Kreisen. In der Folge treten ehemalige Jugendfreunde, verflossene Ehemänner, aktuelle Geliebte und deren Anhang sowie der Klischee-berüchtigte Sascha auf.

Sascha ist alles, was Vorabendeserien und Tennisübertragungen im Gelüste der Leser bewirken können: schön, geil, jung sportlich, russisches Ahnenblut in den Tennisarmen! Sobald Bella von der Existenz dieses Saschas erfährt, wird sie ganz kirre, ihre Sexualität bricht aus allen Poren und Organen, die Gedankenschleifen zischen um Sascha und würgen jeden Verstand ab.

In der Folge spitzt sich die Lage unter dem aufgekratzten Tennis-Adel zu. In der Innensicht erzählen die Figuren blass und wie aus der Illustrierten ausgeschnitten ihr bisheriges Leben, sausen von einem Tournier zum anderen und erweisen Kitzbühel mit gut gefönter Frisur ihre Reverenzen. Mal wird der Tennistrainer gewechselt, dann wieder der Sexualpartner.

Schließlich schreitet Bella zur Tat. Sie entführt Sascha und sperrt ihn in ein wie zufällig auftauchendes Verließ. Während sie Sascha sexuell durchmodelliert, erzählt sie von ihrer Vergewaltigung auf einem Schloss. Die Kinder des Barons haben dabei ein Tennistrauma ausgelöst, das nur durch heftigen Sex mit einem Tennisspieler aufgelöst werden kann.

Sascha macht alles durch, was ein Tennisspieler nicht durchmachen will und wird nach der Modellierung durch Bella von der Kobra befreit.

In diesem Moment ahne ich, dass ich das Schloss nie mehr betreten und meine Cousinen und Cousins nicht mehr sehen werde. Mein Schicksal gleicht irgendwie dem meiner Mama. Und so liege ich wieder alleine im Krankenzimmer und versuche alles zu verdrängen. Was mir schwer fällt, weil mein Unterleib so brennt. (157)

Bella hat noch ein letztes Geheimnis, das sie Sascha nach der Genesung verrät. Eine romantische Liebesgeschichte in den grünen Hanglagen von Irland kann beginnen.

C. Molero schreckt beim Erzählen vor nichts zurück, je gewagter und skurriler eine Szene angelegt ist, umso witziger wird sie letztlich. Bellas Geheimnis stellt durchgeknallte Figuren vor, wie sie rund um Kitzbühel an der medial aufbereiteten Tagesordnung sind.

Der lesetechnisch aufgeklärte Leser braucht sich um die Wahrscheinlichkeit dieser Story keine Gedanken zu machen und kann sich voll in den Bottich aus Lust, Klischee und Psychose werfen. Ein tolles Lesevergnügen, wenn man einmal die eigenen Rahmenbedingungen des Lesens abgesteckt hat.

C. Molero, Bellas letztes Geheimnis. Psychokrimi.
Rehau: Burg Verlag 2010, 194 Seiten. EUR 10,50. ISBN 978-3-937344-69-0.

C. Molero ( = Christa Mols), geb. 1949 in Kitzbühel, lebt in Kirchdorf.

Helmuth Schönauer, 29-10-2010

Bibliographie

AutorIn

C. Molero

Buchtitel

Bellas letztes Geheimnis

Erscheinungsort

Rehau

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Burg Verlag

Seitenzahl

194

Preis in EUR

10,50

ISBN

978-3-937344-69-0

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