Peter Adamski, Gruppen- und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht

Buch-CoverWohl selten wird eine Unterrichtsform in der Theorie so gelobt, wie in der Praxis vernachlässigt wie die Gruppenarbeit im Schulunterricht.

Peter Adamski setzt sich in seinem Sachbuch für den Schulunterricht "Gruppen und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht" u.a. mit den verschiedenen Formen kooperativen Lernens und den didaktischen Potenzialen von Partner- und Gruppenarbeiten auseinander. Dabei werden die verschiedenen Aspekte von Gruppenarbeiten detailliert vorgestellt, wie sie im Unterrichtsalltag in Erscheinung treten.

Konkret wird anhand von Partner- und Gruppenarbeit im Geschichtsunterricht aufgezeigt, welche Voraussetzungen notwendig sind, um die Form des Unterrichts erfolgreich umzusetzen. So müssen sich zunächst Lehrerinnen und Lehrer über ihre Rolle bei Partner- und Gruppenarbeiten im Klaren sein. Unterscheidet sich ein Gruppenunterricht in der Vorbereitungsphase kaum vom "gewöhnlichen Unterricht", so sind die Unterschiede während der Unterrichtsphase hingegen umso größer. Hier übernehmen die Schüler die Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsgegenstand.

Der Lehrer muss seine Ungeduld, möglichst schnell zu Ergebnissen zu kommen, unterdrücken. Er muss seinen Drang, aktiv zu werden und alles selbst in die Hand zu nehmen zurückhalten. Er muss seine Neigung, seinen Vorsprung an Wissen und Erfahrung zu demonstrieren, unter Kontrolle bringen. Er muss sein Bedürfnis nach absoluter Ruhe in der Klasse unterdrücken. (22f)

Aber auch die Schülerinnen und Schüler müssen ihr Rollenverständnis ändern, damit eine Gruppenarbeit erfolgreich sein soll. Im Vergleich zum Frontalunterricht, wo jede Aktivität des Schülers sofort eine positive oder negative Rückmeldung erhält, werden in der Gruppenarbeit erst die Endergebnisse betrachtet. Es ist somit ganz generell notwendig ein verinnerlichtes Rollenverhalten von Schülern aufzubrechen, in dem ein bestimmtes passives Lernverhalten angeeignet worden ist. Es ist somit kein Wunder, dass Gruppenarbeiten bei Schülerinnen und Schülern sich keiner besonderen Beliebtheit erfreuen.

Dem Aspekt der Gruppenbildung weist Adamski eine wichtige soziale Bedeutung zu, gelingt es doch "Dauerpartnerschaften" aufzubrechen und Schüler mit den Arbeitsweisen und Fähigkeiten anderer Mitschüler zu konfrontieren. Dabei haben aber alle drei Möglichkeiten zur Gruppenbildung, der freien Wahl der Schüler, der Auswahl durch den Lehrer oder der Wahl durch das Los, ihre Stärken und Schwächen.

Ein wesentlicher Aspekt bei Gruppenarbeiten liegt in der Ausarbeitung der Aufgaben und in den daraus entstehenden Arbeitsaufträgen für die Schüler. Die Aufgaben sollten klar formuliert sein, Erklärungen für Fachbegriffe enthalten, für die Arbeitsgruppe sichtbar sein und klare Zeitvorgaben enthalten. Der anschließenden Präsentation der Gruppenarbeit kommt eine oft unterschätzte Bedeutung zu, da das Ergebnis für die Einschätzung der Arbeit bei den Schülern selbst wichtig ist. Wie die Präsentation erfolgen sollte entweder vom Lehrer vorgegeben oder mit der Klasse besprochen werden.

Neben einer theoretischen Vertiefung zu den Herausforderungen von Gruppenunterricht für das Lernen, seine sozialen und lerntheoretischen Auswirkungen bietet Adamski auch zahlreiche konkrete Beispiele sowohl für themengleiche als auch für themenverschiedene Partner- und Gruppenarbeit im Geschichtsunterricht der Unter- und Oberstufe.

Als interessanten Varianten von Gruppenarbeiten stellt Adamski Partner- und Gruppenpuzzle für die Unter- und Oberstufe vor. Besonders innovativ erscheinen die zahlreichen ?Methoden kooperativen Arbeitens in einzelnen Unterrichtsphasen. Zu ihnen zählen Einstiege, die dem Lehrer erlauben, Zugängen und Voraussetzungen für historisches Lernen zu erfassen, wie etwa Brainwriting, Graffiti, Partnerinterviews. Als Möglichkeiten für die Erarbeitung neuer Inhalte nennt Adamski den Runden Tisch, Placemat und die Strukturierte Kontroverse. Die Form der Präsentation der Gruppenarbeit richtet sich schließlich danach, ob sie zum selben oder zu verschiedenen Themen durchgeführt wurde.

Peter Adamski gelingt es, die schwierige Unterrichtsform der Partner- und Gruppenarbeit, die sowohl von Lehrern als auch von Schülern meist kritisch betrachtet wird, schmackhaft zu machen. Dabei hilft die theoretische Auseinandersetzung mit den grundlegenden Voraussetzungen für eine Gruppenarbeit ebenso bei der praktischen Umsetzung im Unterricht, wie die zahlreichen konkreten Beispiele von Gruppenarbeiten für die verschiedenen Schulstufen im Geschichtsunterricht. Ein wichtiges Buch, um den hohen didaktischen Stellenwert des Gruppenunterrichts auch in der Praxis umzusetzen.

Peter Adamski, Gruppen- und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht. Historisches Lernen kooperativ, m. 17 Abb.
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2005, 191 Seiten, 15,30 EUR, ISBN 978-3-89974-530-6

 

Andreas Markt-Huter, 03-10-2010

Bibliographie

AutorIn

Peter Adamski

Buchtitel

Gruppen- und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht

Erscheinungsort

Schwalbach

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Wochenschau-Verlag

Seitenzahl

191

Preis in EUR

15,30

ISBN

978-3-89974-530-6

Kurzbiographie AutorIn

Peter Adamski ist Oberstudienrat im Hochschuldienst am Seminar für Didaktik der Geschichte der Goethe-Universität in Frankfurt a. Main.