Herbert Kohl / Hartmann Wunderer, Von der Quelle zum Tafelbild II
Jeder kennt die Schultafeln von seinem eigenen Schulunterricht und auch wenn interaktive Whiteboards schon in so manche Schule Einzug gehalten haben, gehört die Tafelarbeit noch lange nicht der Vergangenheit an.
Auch wenn die Wandtafel dem einen oder anderen wie ein "Relikt aus dem 19. Jahrhundert" (5) erscheinen mag, kommt ihr im Unterricht nach wie vor eine wichtige Bedeutung zu. Durch einfache Tafelskizzen lassen sich komplexe historische Zusammenhänge und Prozesse mitten aus dem Unterrichtsgeschehen heraus veranschaulichen und verständlich machen.
Herbert Kohl und Hartmann Wunderer stellen anhand von 50 Beispielen dar, wie im Geschichtsunterricht aus der Arbeit mit Quellen Tafelbilder entstehen können und wie sie aussehen können. Von den Problemstellungen und Einzelaspekten der Quellen ausgehend, werden Entdeckungen und Ergebnisse in allgemeiner Form in Form eines Tafelbildes verarbeitet.
Dabei weisen die Autoren bewusst darauf hin, dass Tafelbildern grundsätzlich mit einem zweifelnden Bewusstsein betrachtet werden müssten, weil die unterschwellig produzierten trivialen Geschichtsbilder und einfachen Erklärungsmuster für historische Prozesse nur als konstruierte Hilfsmittel für das Verständnis zu betrachten sind.
Wer mit Tafelbildern arbeitet, sollte sich ihrer begrenzten Erklärungskraft bewusst sein. Tafelskizzen sind genauso wie die Geschichtsdarstellungen oder -erzählungen rückblickende Konstruktionen eines komplexen vergangenen Geschehens. (6)
Damit weisen die Autoren auf das Wesen von Tafelbildern hin, die in ihrer groben Form Akteure und Prozesse oft nur einseitig darstellen und beurteilen können. Daher ist für Quellenarbeit und Tafelskizzen im Geschichtsunterricht von großer Wichtigkeit, mit ihren begrenzten Aussagemöglichkeiten bewusst und distanziert umzugehen. Und gerade dieser kritische Blick eröffnet für das historische Lernen im Schulunterricht neue Perspektiven.
Anhand von 50 Tafelbildern, die auch einfach für den Geschichtsunterricht übernommen werden können, zeigen die Kohl und Wunderer wie Tafelbilder im Unterricht gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern entstehen können. Neben den Tafelbildern stehen auch die ausgewählten Quellen und Sachtexte zur Verfügung, die den Tafelbildern anregend zu Grunde gelegen sind.
Die vorgestellten Tafelbilder zeichnen sich durch die klar strukturierte Darstellung von Themen aus, wodurch sie einen gut nachvollziehbaren Überblick bieten. Dabei wurde auf historische und logische Abfolge der Darstellung ebenso Wert gelegt, wie auf verschiedene Möglichkeiten wichtige Aspekte hervor zu heben, sei es durch grafische Hilfsmittel wie z.B. Pfeile und Kästen oder mit Hilfe von Farben.
Neben den 50 Tafelbildern zu Themen von der Frühen Neuzeit bis zum 1. Weltkrieg bietet das Buch zu jedem Tafelbild schriftliche Quellen aus Primär- und Sekundärtexten. Die Themenvielfalt erstreckt sich dabei von der Renaissance, über den Merkantilismus zum System Metternich bis hin zur Hochindustrialisierung und der Schulfrage für den 1. Weltkrieg. Alle 50 Tafelbilder liegen neben der gedruckten Form im Buch auch in digitaler Form als CD vor.
Herbert Kohl und Hartmann Wunderer bieten in ihrem Sachbuch für den Geschichtsunterricht Lehrerinnen und Lehrern eine Vielzahl an Anregungen, Beispielen aber auch an kritischem Hintergrundwissen für den didaktischen und erkenntnistheoretischen Einsatz von Quellen und Tafelbildern. Ein hilfreiches und überaus anregendes Sachbuch, das für den konkreten Einsatz im Geschichtsunterricht wärmsten weiterempfohlen werden kann.
Herbert Kohl / Hartmann Wunderer, Von der Quelle zum Tafelbild II. Tafelarbeit im Geschichtsunterricht (Buch mit CD)
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2009, 112 Seiten, 37,90 EUR, ISBN 978-3-89974-462-0