Gerhard Schneider, Gelungene Einstiege
Wie lassen sich gleich zu Unterrichtsbeginn Interesse und die Neugier von Schülerinnen und Schüler wecken? Mit dem Sachbuch Gelungene Einstiege liegt für den Geschichtsunterricht eine praktische und hilfreiche Auseinandersetzung mit dem Thema "Unterrichtseinstieg" vor.
Gerhard Schneiders auf die Unterrichtspraxis ausgelegtes Sachbuch Gelungene Einstiege - Voraussetzung für erfolgreiche Geschichtsstunden setzt sich in einem kurz gehaltenen theoretischen Teil zunächst mit der "Funktion der Einstiege in der geschichtsdidaktischen Diskussion" auseinander. In einem historischen Rückblick werden die Ursachen für die heute noch gängige Lehrmeinung aufgezeigt, wonach in der Einstiegsphase vor allem an das in der vorangegangenen Stunde Gelehrte angeschlossen werden soll.
Schneider plädiert hingegen für einen Unterrichtseinstieg, in dem die Schülerinnen und Schüler bereits zu Beginn stärker in den Unterricht mit einbezogen werden. Die Planung und Durchführung des Unterrichts soll ausführlicher diskutiert werden, um die Einstellungen und Vorurteile zu einem Thema zur Sprache zu bringen, aber auch um bereits bestehende Kenntnisse, Erfahrungen und Wünschen zu einem Thema zu erfahren. (11) Ziel der Einstiegsphase im Unterricht sei es, die Schülerinnen und Schüler für das Thema zu interessieren und zur Mitarbeiter zu motivieren.
In einem geschichtlichen Rückblick auf die Unterrichtslehre geht Schneider den wandelnden Vorstellungen vom Zweck des Unterrichtseinstiegs nach. Vom 19. bis weit ins 20. Jahrhundert hinauf wurde der Unterrichtsverlauf meist in fünf Schritte unterteilt: Vorbereitung, Darbietung, Verknüpfung, Ordnung und Anwendung. Der Einstieg wurde als Bestandteil der Vorbereitung der Schüler auf den kommenden Stoff betrachtet. Dabei sollte durch die Wiederholung des alten Stoffes das vorher Durchgenommene gesichert und in Verbindung mit dem neuen Stoff gebracht werden. Allgemeines Kennzeichen dieser Methode ist die starke Abhängigkeit der Schüler von den Richtlinien des Lehrers.
Die neuere Geschichtsdidaktik setzt sich zum Ziel, bereits beim Beginn einer Unterrichtseinheit die Schüler stärker in das Geschehen einzubinden.
Einstiege können und sollen mehr sein als nur kognitive Zugangswege zu einem historischen Sachverhalt. In der Eingangsphase sollen immer auch die Gefühle und Stimmungen, Werthaltungen, Voreinstellungen und Vorurteile, die der ins Auge gefasste Unterrichtsinhalt bei Schülern auslöst, angemessene Berücksichtigung finden. Es soll also erreicht werden, dass sich die Schüler auch emotional mit dem historischen Sachverhalt beschäftigen. (23f)
Nach dem kurz gehaltenen theoretischen Einstieg bietet der anschließende Hauptabschnitt "Praxisbeispiele" eine Vielzahl von Beispielen, wie Einstiege in den Geschichtsunterricht aussehen könnten, wobei unterschiedliche didaktische Ziele gesetzt werden wie z.B.
- Einstiege zur Festigung des Gelernten
- Der Einstieg als Reflexion des Unterrichtsgeschehens
- Einstieg mit kontroversen Quellen
- Einstieg mit diachronen oder synchronen Vergleichen
- Provokation als Einstieg
- Weckung der Neugier
- Konfrontation mit einem aktuellen Tagesereignis
- Einstieg in spielerischer Form u.a.
All diese verschiedenen Einstiegsmodelle für den Unterricht werden anhand von konkreten Beispielen aus dem Geschichtsunterricht veranschaulicht. Für den Einstieg mit kontroversen Quellen bietet Gerhard Schneider Unterrichtseinstiege Beispielsweise zu den Themen "Die Französische Revolution", "Die Sklaverei und ihre Folgen" und "Zigeuner" an. Mit Hilfe ausgewählter literarischer Quellen und Zeitungsartikel soll gleich zu Unterrichtsbeginn die Spannung und das Interesse der Schüler für das kommende Thema geschaffen werden.
Gerhard Schneider legt den Schwerpunkt seiner Darstellung bewusst auf die praktische Umsetzung im Unterricht und bietet dazu eine Vielzahl an Beispielen für unterschiedliche Einstiege, was Lehrerinnen und Lehrern für den schulpraktischen Alltag besonders freuen sein dürfte. Jeder Einstieg wurde erprobt und kommentiert, wobei auch die möglichen Stärken und Schwächen nicht unerwähnt bleiben.
Das Sachbuch für den Schulunterricht Gelungene Einstiege bietet eine Fülle an Anregungen für den erfolgreichen Beginn eines Geschichtsunterrichts und vor allem seine praktischen Einstiegsmodelle rufen zur Nachahmung auf. Schneider spricht mit seinem Sachbuch Lehrerinnen und Lehrer an, die mit ihrem Unterricht die Neugier und Lust der Schüler an Geschichte wecken wollen.
Gerhard Schneider, Gelungene Einstiege. Voraussetzung für erfolgreiche Geschichtsstunden, m. zahlr. Abb.
Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2008, 188 Seiten, 15,30 EUR, ISBN 978-3-89974-124-7