Klaus Niedermair, Recherchieren und Dokumentieren
Die Triebfeder allen Tuns ist die Neugierde, diese kann oft so ungezähmt auftreten, dass es sich lohnt, sie durch einige vernünftige Überlegungen zu kanalisieren und zu zähmen.
Klaus Niedermairs Buch über das Recherchieren und Dokumentieren löst grenzenlose Neugierde aus, stellt es doch nichts anders vor als den vernünftigen Zugang zur Welt.
Natürlich gilt dieses Buch als Leitfaden für Studierende, Wissenschaftler und Journalisten, aber als Bibliothekar spricht Klaus Niedermair vor allem auch die Bibliothekarinnen an, die ihren Kundschaften beim Recherchieren und Dokumentieren zur Hand gehen sollen.
Nach einer "Gebrauchsanweisung für das Buch" bringt der Autor die klassischen Fragen für Neugierige in Stellung: Warum, was, wo wie recherchieren und richtig dokumentieren?
In Textschaukästen sind knappe Zusammenfassungen, Tipps, Checklisten oder Rätsel ausgestellt. Dabei ist das scheinbar Selbstverständliche oft durchaus elementar aufregend, etwa dass man zuerst recherchieren muss, ehe man etwas dokumentieren kann. (Wer sehen muss, wie Studierende bereits diese Abfolge verwechseln, kann sich ausmalen, zu welch sensationellen Ergebnissen diese Generation Bologna kommen wird.)
Was sind Quellen, der sinnvolle Gebrauch des Internets, die Grenzen von Google, Recherchieren mit Strategie nicht durch Zufall sind einige markante Punkte, die auch dem Profi längst vertraute Vorgänge logisch erschließen und dem bibliothekarischen Tun einen höheren Sinn einhauchen.
Oft sind es handfeste Tipps, die einem unüberschaubaren Datei-Haufen hintennach noch retten können. Was heißt Sicherungsroutine, welche Dateinamen soll ich meinem abgelegten Text geben?
Im Internet surfen bedeutet, die Hyperlinks in einem Internet-Dokument verfolgen, aufs Geratewohl und auf die Vermutung hin, irgendetwas Brauchbares zu finden. Im Internet recherchieren hingegen ist zielgerichtet. (77)
Auch in der strengen Wissenschaft lassen sich Dinge oft spielerisch-systematisch am ehesten lösen. So beschreibt der Autor, wie man gerade nicht mit Suchmaschinen suchen sollte, um dadurch eine sinnvolle Strategie komplementär aufzuzeigen.
Klaus Niedermair, an Wittgenstein geschult, geht die Kunst des Recherchierens und Dokumentierens ähnlich frech und logisch an, wie sie Wittgenstein angegangen wäre, hätte er schon das Internet gehabt.
Die öffentlichen Bibliothekarinnen unterscheiden ja zwischen Leserinnen, die anschließend geprüft werden, und jenen, die frei und ungeprüft lesen dürfen. Für beide Gruppierungen ist Klaus Niedermairs Recherche-Fibel hilfreich. Den mehr oder weniger wissenschaftlich orientierten Benutzerinnen zeigt es einen straffen Zugang zum Stoff auf, den freien Lesern gibt es die Kompetenz, Unterhaltung, Fiktion und revolutionäres Bewusstsein ungeprüft und ungehemmt in sich aufkommen zu lassen.
Klaus Niedermair, Recherchieren und Dokumentieren. Der richtige Umgang mit Literatur im Studium.
Konstanz: UVK Verlag 2010. ( = UTB 3356). 208 Seiten. EUR 17,90. ISBN 978-3-8252-3356-3.