Edward Abbey, Die Monkey Wrench Gang

Buch-CoverIn guten Romanen ist die Political Correctness aufgehoben und die Leser dürfen für einige Seiten das denken, was man sonst öffentlich nicht aussprechen kann.

Die Geschichte von der Monkey Wrench Gang aus dem Jahre 1975 gilt als einer der witzigsten und wichtigsten Öko-Romane, entstanden im Südwesten der USA, mitten in einem Klima von Vietnam-Trauma und kastriertem Selbstbewusstsein.

Edward Abbey schickt seine Comics-Figuren als Saboteure in die Reservate und Naturschutzgebiete, um darin alles zu sprengen, was dort Energieversorger und Bergwerksheinis an Schaden angestellt haben. Denn ein Schaden ist diese wild gewordene Zivilisation allemal, für das Land, für die enteigneten Natives und für die blöden Konsumenten.

Nachdem ein kaputter Arzt, ein wüstentauglicher Polygamist, eine Großstadt-Loverin und ein ehemaliges Mitglied einer militärischen Sondereinheit ihren persönlichen Stil zur Bekämpfung der Zivilisation gefunden haben, tun sich die vier skurrilen Aussteiger zur ?Werkzeug-Gang zusammen. Auf einer Landkarte im Umschlag ist in Western-Manier das Einsatzgebiet aufgezeichnet, die Attentate auf Brücken, Eisenbahnen und Bergwerkseinrichtungen sind jeweils mit einer kleinen Bombe markiert.

Die Saboteure bemühen sich, niemanden zu Schaden kommen zu lassen und gehen ähnlich wie die Südtiroler Bumser in den sechziger Jahren ausschließlich gegen materielle und symbolische Wahnsinnseinrichtungen vor. Allein das Eingangskapitel, wo eine mit viel Blabla eröffnete Brücke samt dem Festgäste-Konvoi in die Tiefe stürzt, entschädigt jeden Leser für das Blabla, das er sich jeden Tag in den Medien anhören muss.

Die Ideologie, die sich die Akteure in Diskussionen erarbeiten, ist durchaus schlicht: Warum braucht es eine neue Straße? Hat die alte etwa versagt? (94)

Wir sind gefangen, gefangen in den eisernen Klauen eines technologischen Molochs. Einer seelenlosen Maschinerie. Mit einem schnellen Brüter als Herz. (80)

Dabei pflegen die Helden des Werkzeugs durchaus einen eigenwilligen persönlichen Stil, Entfernungen werden prinzipiell in vertrunkenen Sixpacks angegeben, Diskussionseinlagen mit allerhand gerauchtem Gras unterlegt und Thesen ohne psychodelischem Hintergrund erwiesen sich offensichtlich als Luftblasen.

Ähnlich wie bei Max und Moriz sind die einzelnen Streiche abenteuerlich verwegen, das Herz des Lesers zittert mit den Helden mit, die Sache geht immer knapp aus und die Gefahr kann oft nur mit einem dramaturgischen Über-Gag eines Comics abgewendet werden. Apropos Comics, der Illustrator Robert Crumb pickt sich immer jene feinen Stellen heraus, wo etwas gerade in die Luft fliegt und dabei zu einem Emblem erstarrt.

Die Monkey Wrench Gang liest sich in einer Gesellschaft, in der jedes zweite Wort Sicherheit heißt, wie eine Bibel des Widerstands. Aufklärung, Witz, Mut, intelligente Widerborstigkeit, das alles scheint es nur noch in fernen Romanen zu geben. Meingott, dabei hätte die Monkey Wrench Gang noch so viel zu tun!

Edward Abbey, Die Monkey Wrench Gang. Roman. Illustriert von Robert Crumb. A. d. Amerikan. von Sabine Hedinger. [Orig.: The Monkey Wrench Gang, Philadelphia 1975].
Zürich: WALDE+GRAF 2010. 470 Seiten. EUR 25,-. ISBN 978-3-03774-015-6.

 

Helmuth Schönauer, 11-01-2011

Bibliographie

AutorIn

Edward Abbey

Buchtitel

Die Monkey Wrench Gang

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

WALDE+GRAF

Seitenzahl

470

Preis in EUR

25,00

ISBN

978-3-03774-015-6

Kurzbiographie AutorIn

Edward Abbey, geb. 1927 in Pennsylvania, starb 1989.

Robert Crumb, Erfinder von Fritz the Cat, lebt in Südfrankreich.

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