Leopold Maurer, Mann am Mars
Der Comic-Strip wird überall dort eingesetzt, wo die Schwerkraft ausgehebelt, der Gottesbeweis gefunden oder der Kreisverkehr als Sinn des Lebens gewürdigt werden soll.
Leopold Maurer, der Meister des philosophischen Strips, hat gleich mehrere Einzelgeschichten zu einem abendfüllenden Seh- und Denkerlebnis zusammen geknotet und für diese handfeste Story einen Korrespondenten auf den Mars geschickt.
"Unser Mann am Mars" nimmt artig von einer Telefon-Stele aus Kontakt mit seinem Headquarter auf der Erde auf, nimmt Befehle entgegen und versucht alle Wünsche der Irdischen zu erfüllen. Immerhin genießt er es, der erste Mensch am Mars zu sein. Begleitet wird er von der Schildkröte Darwin, die eine Seele von Begleiterin ist, solange sie nicht auf dem Rücken liegt.
Wir Schildkröten sind wie geschaffen für das Astronautendasein, wir sind zäh, intelligent, neugierig und unglaublich leidenschaftlich.
In der Hauptsache besteht die Arbeit des Abenteurers und Forschers aus der Beobachtung von Gesteinsformationen. Das Marsgestein gleicht da durchaus dem irdenen, es ist letztlich aufregend langweilig.
Einem Höhepunkt treibt die Mission freilich zu, als Gott auftaucht. Er sitzt hinter einer Felsformation, der Mann am Mars wirft ihm seine Kamera zu, damit Gott ein Beweisfoto mit Selbstauslöser macht, dieser freilich wirft die Kamera zurück und zerstört sie offensichtlich gottgewollt.
Während der diversen Abenteuer richtet der Mann am Mars eine Tankstelle ein und verkauft das restliche Benzin aus seinem Raumschiff. Als Leitmotiv tauchen einerseits sinnlos seine Arbeitskollegen zwischen Trance und Wahnsinn auf, andererseits dreht sich äußerst sinnig ein Kreisverkehr ständig um sich selbst.
Liebe ist wie ein Kreisverkehr, manchmal ist viel los, manchmal wenig, manchmal gar nichts.
Die wahren Erkenntnisse am Mars lassen sich wie Wittgenstein-Sätze kurz und bündig darstellen. - Das Ende ist wie bei allen wahren Abenteuern tragisch, insofern kann der Mars als normales Territorium angesehen werden. Irgendwie löst sich die Mission in einem recht trivialen Kreisverkehr auf, worin die Helden skelettieren, wie es sich gehört.
Leopold Maurers Story lässt sich natürlich nicht linear darstellen, allein schon die gezeichnete Auslöschung der Schwerkraft kann mit sogenannten Worten nicht dargestellt werden. Und der Gottesbeweis ist in seiner Logik etwas, wonach Theologen schon seit Jahrhunderten vergeblich gesucht haben, dabei ist es wie immer recht einfach. Mann im Mars ist ein philosophisches Abend-Abenteuer, wobei die Bilder direkt in Träume übergehen, sanft und wild!
Leopold Maurer, Mann am Mars
Wien: Luftschacht 2011, 80 Seiten, 19,00 €, ISBN 978-3-902373-68-7